Was Mitte des 14. Jahrhunderts über die norddeutsche Küste hereinbricht, ist dort die verheerendste Sturmflut seit Menschengedenken - und eines der rätselhaften Ereignisse der deutschen Geschichte. Eine ganze Region versinkt in der Tiefe samt der Stadt Rungholt, die sagenhaft reich gewesen sein soll: ein Atlantis der Nordsee. Immer wieder ist versucht worden, das versunkene Rungholt zu finden, da gibt das Watt auf einmal seltsame Spuren frei. Und weit entfernt in einer Alpenhöhle machen Forscher eine Entdeckung, die mit zur Lösung des Rätsels führt. Wetterexperten ermitteln, wie es zu der Todesflut kommen konnte - mit alarmierendem Ergebnis. Alle Nachforschungen bestätigen: Das sagenhaft reiche Rungholt hat es tatsächlich gegeben. Doch woher kam der Reichtum und wo genau ist Rungholt untergegangen? "Terra X" hat zusammen mit Forschern Überraschendes entdeckt. Januar 1362. Über der Nordsee braut sich ein schweres Orkantief zusammen. Die aus Westen kommenden Sturmböen peitschen das Meer auf und treiben gewaltige Wellenberge in Richtung Deutsche Bucht. Es kommt zu einer Katastrophensturmflut nie dagewesenen Ausmaßes. 30 Ortschaften werden zerstört. Eine von ihnen, Rungholt, soll spurlos in den Fluten versunken sein. Alten Legenden nach liegt es seitdem irgendwo unversehrt auf dem Meeresgrund, und zu manchen Zeiten sollen aus der Tiefe Glocken zu hören sein. Der Mythos von Glanz und Verderben des reichen Rungholt stellte Forscher lange vor Rätsel. Hat es diese Stadt überhaupt jemals gegeben? Immer wieder gaben Funde Anlass zu Spekulationen. Anfang des 20.Jahrhunderts tauchten tatsächlich Reste einer untergegangenen Ortschaft im Watt nahe Pellworm auf. Von wenigen Heimatforschern und Hobby-Archäologen flüchtig untersucht, wurde das Fundareal bald wieder ein Raub der Fluten. Doch seit einigen Jahren sind Rungholt und die Geschehnisse, die zu seinem Untergang führten, in den Fokus wissenschaftlicher Forschung gerückt. Gesucht wird nach mehr Erkenntnissen über dieses rätselhafte Atlantis der Nordsee, und nach den Ursachen der größten Naturkatastrophe des Mittelalters, bei der vermutlich mehr als 10 000 Menschen umkamen. Lag es an der Klimaerwärmung, die für die damalige Zeit verbürgt ist? Waren es Auswirkungen eines durch Erdrutsche verursachten Tsunami? Bei Grabungen vor Ort, bei der Suche in alten Archiven und mit Hilfe moderner Technologie fahndet "Terra X" zusammen mit Wissenschaftlern nach Spuren der versunkenen Stadt und den Gründen für ihren Untergang. Über Datenbanken werden auch historische Quellen zur Wetter- und Klimageschichte in die Recherche einbezogen. Augenfällig ist: Einen Tag vor der Flut an der deutschen Küste wüteten schwere Stürme im westlichen Teil der Nordsee in England. Die Indizien verdichten sich zu dem Ergebnis, dass die "Grote Mandränke", das große Menschenertrinken, Teil eines meteorologischen Großereignisses war, das kurz vor Rungholt auch die einstige englische Hafenstadt Dunwich zerstörte. Dort entdecken Taucher 200 Meter von der heutigen englischen Steilküste entfernt Gebäudereste auf dem Meeresboden. Nach der Auswertung von Wetter- und Wetterschadensdaten zu 10 000 Jahren Klimageschichte der Britischen Inseln lassen sich eine außergewöhnliche Großwetterlage und das genaue Datum der Katastrophe herausfinden: der 15. und 16. Januar 1362. 24 Stunden später traf die gewaltige Flutwelle die Nordwestküste Deutschlands und führte zu der gewaltigen Katastrophe, die auch das Schicksal Rungholts besiegelte. "Terra X" begleitet die Forscher bei der Lösung des Rätsels von Rungholt. Dabei wird deutlich, dass die Erkenntnisse über den Untergang vor langer Zeit auch auf drohende Gefahren für die heutige Küste durch die derzeitige Klimaerwärmung hinweisen.
(ZDF)
Länge: ca. 45 min.
Deutsche TV-Premiere: 19.09.2010 (ZDF)
gezeigt bei: Terra X (D, 1982)
Cast & Crew
- Regie: Gabriele Wengler
- Drehbuch: Gabriele Wengler, Sandra Papadopoulos
- Produktionsauftrag: ZDF
- Kamera: Hans Jakobi