Der junge Autodieb und Einzelgänger Michel tötet bei einer Fahrzeugkontrolle einen Polizisten und flieht nach Paris. Dort findet er bei der amerikanischen Studentin Patricia Unterschlupf. Michel liebt das Mädchen und möchte sich mit ihr nach Italien absetzen. Sie scheint seine Gefühle zu erwidern. Mit seinem Spielfilmdebüt nach einem Szenario von François Truffaut avancierte Jean-Luc Godard über Nacht zu einem der bedeutendsten Filmemacher der "Nouvelle Vague". Sein längst zum Klassiker gewordener Erstling ist eine Huldigung an Humphrey Bogart und die "B-Filme" Hollywoods. Godard wurde als bester Regisseur mit dem französischen Kritikerpreis, in Berlin mit dem "Silbernen Bären" und in Venedig mit dem "Prix Jean Vigo" ausgezeichnet. Michel ist ein junger Gauner und überzeugter Einzelgänger. Als er auf dem Weg von Marseille nach Paris in seinem gestohlenen Auto kontrolliert wird, gerät er in Panik und erschießt einen Polizisten. In Paris trifft er die amerikanische Studentin Patricia wieder, die er von früher kennt. Sie ist der einzige Mensch, der ihm je etwas bedeutet hat. Er versucht, sie zu überreden, sich mit ihm nach Italien abzusetzen, sobald er Geld besorgt hat. Michel weiß, dass die Polizei seine Spur aufgenommen hat, doch noch fühlt er sich bei Patricia sicher. Die junge Amerikanerin ist verwirrt und sich ihrer Gefühle für Michel unsicher. Aus Angst, sich zu tief in ihre widerstreitenden Emotionen zu verstricken, verrät sie ihn an die Polizei. Gleich darauf bereut sie diesen Schritt. Doch es ist zu spät. Mit seinem 1960 in Paris erstaufgeführten Spielfilmdebüt "Außer Atem" avancierte Jean-Luc Godard schlagartig zu einem der wichtigsten Vertreter der "Nouvelle Vague". Godard hatte die 'Neue Welle' zusammen mit seinen Filmkritikerkollegen der legendären "Cahiers du Cinéma" bereits durch seine filmjournalistischen Beiträge in der Theorie mitbegründet. Zusammen mit dem am 12. September 2010 verstorbenen Claude Chabrol, der an "Außer Atem" als "technischer Berater" mitwirkte und sein Regiedebüt bereits 1959 fertiggestellt hatte ("Die Enttäuschten"), sowie François Truffaut, der mit "Sie küssten und sie schlugen ihn" ebenfalls 1959 debütiert hatte und als Ideengeber für "Außer Atem" fungierte, machten die 'Jungen Wilden' der französischen Filmkritik nun Ernst " und veränderten das Kino für immer. Wie viele der ersten "Nouvelle-Vague"-Filme zeugt auch "Außer Atem" von der Begeisterung der jungen europäischen Filmemacher für das US-amerikanische Genrekino. "Außer Atem", heute längst selbst zum Kultfilm geworden, erscheint als Destillat alter B-Gangsterfilme, ist den Monogram-Studios gewidmet und bietet eine Vielzahl von Anspielungen an Humphrey Bogarts Rollengeschichte, die Jean-Paul Belmondo durch Gestik und Mimik evoziert. Dennoch scheint Godards Erstling wie nur wenige Filme seiner Zeit nahezu unmittelbar die Wirklichkeit seiner Entstehungszeit wiederzuspiegeln, die Gefühle einer ganzen Generation junger Europäer im Aufbruch. Kritiken: "Es gibt wenige Filme von solcher Aufrichtigkeit und von so bewusster Modernität der Aussage" (Bewertungsausschuss FBW, der das Prädikat "Besonders wertvoll" verlieh). "Der Film wimmelt von inszenatorischen Regelverstößen, die man damals der Unerfahrenheit eines Anfängers zuschrieb. Erst später erkannte man die raffinierte Absicht, einerseits den Artefaktcharakter des Films hervorzuheben, andererseits das amerikanische Ideal der 'unsichtbaren' Regie zu torpedieren" (Lexikon des Internationalen Films).
(BR)
Das Drehbuch von Jean-Luc Godard zu "Außer Atem" basiert auf einer Fassung von François Truffaut, der sich von einem Zeitungsbericht über einen Polizistenmord inspirieren ließ. Es entstand in der Blütezeit der Nouvelle Vague und gewinnt durch die innovativen filmischen Mittel und den außergewöhnlichen Erzählstil an unvergesslichem Charakter. Für die Umsetzung der eigenwilligen Bildsprache wird mit einer Handkamera gedreht, natürliches Licht verwendet, an Originalschauplätzen gefilmt und die Schnitttechnik des Jump Cut eingesetzt. "Außer Atem" beschäftigt sich als Melange aus Gangsterfilm und Liebesdrama, vor allem hervorgerufen durch die Protagonistin Patricia Franchini, mit philosophischen Fragen in Richtung des damals populären Existenzialismus.
(arte)
Länge: ca. 87 min.
Deutscher Kinostart: 05.07.1960
Original-Kinostart: 16.03.1960 (F)
FSK 16
Cast & Crew
- Regie: Jean-Luc Godard
- Drehbuch: Jean-Luc Godard
- Produktion: Georges de Beauregard, Les Productions Georges de Beauregard, Société Nouvelle de Cinématographie, Les Films Impéria
- Produktionsauftrag: ARTE France
- Musik: Martial Solal
- Kamera: Raoul Coutard
- Schnitt: Cécile Decugis, Lila Herman
- Regieassistenz: Pierre Rissient
- Distribution: STUDIOCANAL GmbH Filmverleih