Yusuf lebt mit seinen Eltern in einem entlegenen Bergdorf. Gerne begleitet er seinen Vater, der Imker ist, in den Bergwald. Flüsternd überwindet der schüchterne Junge hier sein Stottern."Bal - Honig" ist der dritte Teil von Semih Kaplanoglus "Yusuf"-Trilogie. Die intensive filmische Reise zu den Wurzeln der Seele wurde bei der Berlinale 2010 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.Seit kurzem besucht der siebenjährige Yusuf die Grundschule des Bergdorfs der türkischen Schwarzmeerregion, wo Tod und Migration ihren Tribut gefordert haben und nur noch wenige Menschen ein ursprüngliches, naturverbundenes Leben führen. Er lernt Lesen und Schreiben. Sein Vater Yakup produziert seinen Honig mit Hilfe von Bienenstöcken, die er in den Tiefen der Wälder in Baumwipfeln anbringt. Diese traditionelle Erzeugung des berühmten schwarzen Honigs der Rize-Region wird immer seltener, weil die kaukasischen Bienen vom Aussterben bedroht sind. Für Yusuf sind die Wälder, in denen der Vater mit den Bienen arbeitet, mysteriöse Orte, an denen er den wilden Bestien des Urwalds die Stirn bietet und der Wildnis den Honig abringt. Als der Vater eines Tages Yusuf in den Wald auf Honigsuche mitnimmt, finden sie nur verwaiste Bienenstöcke: Die Waben sind leer oder die Bienen tot. Nach ihrer Rückkehr ins Dorf diskutieren die Honigerzeuger über das mysteriöse Bienensterben. Yakup sieht die Lebensgrundlagen seiner Familie in Gefahr. So beschließt er, gegen den wohlmeinenden Rat der anderen Dorfbewohner, sich auf eine gefährliche Reise zu begeben. In einem entlegenen, unerforschten und auf keiner Landkarte verzeichneten Teil des Waldes will er neue Bienenvölker suchen und seine Körbe aufstellen.Vor der spektakulären, malerischen Landschaftskulisse der Bergwelt der nordosttürkischen Schwarzmeerregion hat Regisseur Semih Kaplanoglu einen Film von archaischer Wucht und atemberaubender Schönheit inszeniert. Semih Kaplanoglu, geboren 1963, ist neben Nuri Bilge Ceylan und Yesim Ustaoglu der bedeutendste Regisseur des neuen türkischen Films. Manchem gilt Kaplanoglu als das explosivste künstlerische Talent des türkischen Kinos. Nach dem Filmstudium in seiner Geburtsstadt Izmir, arbeitete er zunächst als Kameraassistent und war Autor und Regisseur einer Fernsehserie. Als Kinoregisseur debütierte er 2000 mit "Herkes Kendi Evinde" ("Away from Home") und wurde sogleich auf dem "Singapore International Film Festival" mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet. Sein zweiter Spielfilm "Melegin düsüsü" ("Angel's Fall", 2005) wurde auf den Festivals in Nantes, Barcelona und Kerala jeweils als bester Film ausgezeichnet. 2007 realisierte Kaplanoglu mit "Yumurta - Ei" den ersten Film seiner "Yusuf"-Trilogie, der in der "Quinzaine des Réalisateurs" in Cannes uraufgeführt und mit mehr als 30 internationalen Filmpreisen ausgezeichnet wurde. Der zweite Film der Trilogie, "Süt - Milch", lief 2008 im Wettbewerb von Venedig und erhielt den Kritikerpreis des Internationalen Filmfestivals Istanbul. Ein aus Geräuschen und Klängen der Natur meisterhaft komponierter Soundtrack bildet den Rahmen für das ausdrucksstarke Spiel des zur Zeit der Dreharbeiten siebenjährigen Bora Altas, das diesen Film für Kinobesucher auf der ganzen Welt unvergesslich machte.
(3sat)
Länge: ca. 104 min.
Deutscher Kinostart: 09.09.2010
Original-Kinostart: 09.04.2010 (TR)
Deutsche TV-Premiere: 13.11.2012 (arte)
FSK 6
Cast & Crew
- Regie: Semih Kaplanoglu
- Drehbuch: Semih Kaplanoglu, Orçun Köksal
- Produktion: Alexander Bohr, Bettina Brokemper, Johannes Rexin, Aksel Kamber, Niko Remus
- Kamera: Baris Özbiçer
- Schnitt: Ayhan Ergürsel, Semih Kaplanoglu, Suzan Hande Güneri
- Regieassistenz: Deniz Ceyhan, Asli Sag