Im Jahr 2009 schrieb der investigative, italienische Journalist Gianluigi Nuzzi ein Buch, das den Vatikan erschütterte. "Vatikan AG" enthüllte geheime Dokumente über die dunklen Geschäfte der Vatikanbank und wurde sofort zum Bestseller. Im Jahr 2012 brachte Nuzzi mit seinem Buch "Seine Heiligkeit. Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Benedikt XVI." den Heiligen Stuhl erneut zum Beben, dieses Mal mit Hilfe des Dieners des Papstes. Der Skandal, den die Dokumente auslösten, wurde als "Vatileaks" bekannt und enthüllte die tiefen Gräben und heftigen Rivalitäten innerhalb des Vatikans. Wer den Papst genauer beobachtet hatte, so Nuzzi, konnte von seinem Amtsverzicht, ein seit 600 Jahren einmaliges Ereignis, nicht wirklich überrascht sein. Der Journalist blickt in dieser Dokumentation auf Benedikts acht Jahre währendes Pontifikat zurück. Der Film macht die Kämpfe eines isolierten Papstes deutlich, der mit einer Kurie konfrontiert war, die unter seinem Vorgänger Johannes Paul II., der sich den großen Auftritten weltweit verschrieben hatte, außer Kontrolle geraten war. Nuzzi beobachtete kritisch, wie sich Krise an Krise reihte: der Skandal um die Vatikanbank, der ein unglaubliches Maß an Korruption enthüllte, die pädophilen Ausschweifungen von Priestern weltweit, "Vatileaks" und die innervatikanischen Konflikte, die den kleinen Staat als in Machtkämpfen zerrissen offenbarten. Nuzzi vermutet, dass der Papst seinen Abschied schon seit langem geplant hatte. Und er erinnert an einen Kardinal Ratzinger, der nicht Papst werden wollte, an einen Papst, der nicht Teil des Systems sein wollte, an einen konservativen Theologen, der sich lieber mit der Mission der Kirche auseinandersetzte als mit den Abgründen, in die sich ihre höchsten Diener hineinmanövriert hatten - und an einen mutigen Pontifex, der die vorbildliche Rolle der Kirche wieder herstellen wollte.
(arte)
Länge: ca. 65 min.
Deutsche TV-Premiere: 18.06.2013 (arte)
Cast & Crew
- Drehbuch: Jesus Garces Lambert, Ernesto Pagano, Lucio Mollica