Grafenwöhr in der Oberpfalz ist einer der größten Truppenübungsplätze für die amerikanische Armee außerhalb der USA. Jeder GI, den Washington nach 1945 in Europa oder in Nahost eingesetzt hat, war hier mindestens einmal stationiert. Dazu kamen auch viele weitere Truppen aus allen Nato-Staaten. Geschichten über den Ort und seine Bewohner spiegeln die wechselhafte Geschichte der deutsch-amerikanischen Beziehungen wider. Hier überschneiden sich Biografien und Erfahrungswelten: Der mit einer Deutschen verheiratete Sergeant Timothy S. ist Amerikaner koreanischer Abstammung und trainiert mit seinem Panzer den Ernstfall. Herr Hannak ist vom Übungslärm entnervt, und als Kriegsgegner musste er eines Tages seine Apotheke dichtmachen. Gertrud betreibt eine Nachtbar und wird von den Soldaten "Mom" genannt. Herr Grillenbeck ist Schießbahnwärter und sucht in den Manöverpausen nach dem Haus seiner Vorfahren, das aufgegeben werden musste, als die Nazis das Übungsgelände erweiterten. Der Rentner Martin freundete sich 1958 mit Elvis Presley an und sammelt als "visueller Chronist" alle Fotos von Grafenwöhr. Der Förster Ihrle repariert Waldungen und freut sich an der üppigen Flora und Fauna, die in dem Areal vor Spaziergängern und Mountainbikern geschützt ist. Grafenwöhr wurde bereits 1910 auf Befehl des Prinzregenten Luitpold als Truppenübungsplatz eingerichtet. Die Nazis bauten das Gelände aus und ließen dafür mehrere Dörfer räumen. Doch erst die Nutzung durch die US-Army ab 1945 ließ einen Mikrokosmos entstehen, in dem zwei Kulturen - "Alte und Neue Welt", "Sieger und Besiegte" - aufeinandertrafen, sich zusammenrauften und zu einem mal angespannten, mal fruchtbaren Zusammenleben fanden. Die US Armee ist seit dem Niedergang der Maxhütte der größte Arbeitgeber der Region.
(BR Fernsehen)
Länge: ca. 75 min.
Cast & Crew
- Regie: Arndt Wittenberg