Lette ist hässlich. Unsagbar hässlich. Er beschließt, sein Gesicht einer Schönheitsoperation zu unterziehen - durchaus nichts Ungewöhnliches zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Bis auf eines: Er hatte seine Hässlichkeit selbst nie bemerkt - erst die Anderen machten ihn darauf aufmerksam. Und die Anderen sind es auch, die ihr Verhalten ihm gegenüber nach der Operation verändern. Denn jetzt ist Lette nicht nur nicht hässlich, sondern schön. Jeder will plötzlich aussehen wie Lette, dessen Individualität in zahlreichen Spiegelungen seiner selbst verschwimmt. Und am Schluss schmilzt die gesamte Menschheit in einem Gesicht zusammen. Was macht den Mensch zum Menschen? Diese Kernfrage zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk des deutschen, 1972 geborenen Dramatikers Marius von Mayenburg. "Der Hässliche" kann als philosophische Fabel gedeutet werden. Aber es ist auch eine herrliche, brillant geschriebene Farce mit köstlichen Wortspielen. Die Dialoge des kurzen Stücks sind rasch und scharf; den Hintergrund bildet ein gesellschaftliches Spannungsfeld zwischen Kapitalismus und menschlicher Einsamkeit. Die Übergänge von Raum und Zeit sind fließend, die Schauspieler spielen Doppelrollen, und der Zuschauer wird fast unmerklich von einem Ort und von einer Figur zur anderen geführt.
(arte)
Länge: ca. 65 min.
Deutscher Kinostart: 02.09.2003
Deutsche TV-Premiere: 02.10.2011 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Jacques Osinski
- Drehbuch: Marius von Mayenburg
- Musik: Dayan Korolic
- Kostüme: Hélène Kritikos