Als Achtjähriger lief der fröhliche und unbeschwerte Junge Mir dem renommierten Filmemacher Phil Grabsky in Afghanistan vor die Kamera. Zehn Jahre lang hat der britische Dokumentarfilmregisseur den Jungen und seine Familie von da an mit der Kamera begleitet. Die Beobachtungen eines heranwachsenden Jungen spiegeln das heutige Leben in einem vom Krieg gezeichneten Land. Seit 2001, als Filmemacher Phil Grabsky den neugierigen Mir - der Name bedeutet "Frieden" und "Welt" auf Russisch - zufällig traf, hat sich Afghanistan sehr verändert. So sind in Kabul die Wracks von abgeschossenen Flugzeugen inzwischen verschwunden, die Ruinen an den Straßen von Apartmenthäusern und Shopping-Malls, neuen Hotels und schicken Restaurants ersetzt. Vieles ist aber auch gleich geblieben. Gewalt terrorisiert nach wie vor den Alltag. Opiumlords beherrschen mit ihren privaten Armeen den Süden und Osten. Den Norden durchdringen wieder verstärkt die Taliban. Und trotz internationaler Überwachung gibt es Selbstmordattentate, Entführungen und tödliche Angriffe. Der Dokumentarfilm beginnt im Jahr 2002, kurz nach dem Ende des Taliban-Regimes. Mir und seine Familie hatten sich damals in eine Höhle neben den zerstörten Buddhas von Bamiyan gerettet. Nach einem Jahr konnten sie wieder in ihr Dorf in einem Wüstengebiet im Norden Afghanistans zurückkehren. Der neunjährige Mir bewegt sich voller Lebenslust unbeschwert zwischen all den Problemen der Erwachsenen. Mit zunehmendem Alter verliert er diese Unbekümmertheit. In der Schule, die mit internationaler Hilfe errichtet wurde, strengt er sich an, denn er möchte Lehrer werden. Er wird zerrissen vom Anspruch der Familie, für den Lebensunterhalt zu sorgen und seinen eigenen Wünschen für die Zukunft. Als Teenager werden ihm dann Motorräder und der Spaß mit Freunden wichtiger. Er möchte nun nicht mehr Präsident von Afghanistan oder Lehrer werden, es genügt ihm, nicht im Kampf zu fallen. Filmemacher Phil Grabsky fragt, was sich in dieser Dekade in Afghanistan geändert hat.
(WDR)
"Der Junge Mir" ist das Porträt einer Familie in Afghanistan voller Härte und Bitterkeit, aber auch voller Humor und Zärtlichkeit von dem britischen Filmemacher Phil Grabsky, der für seinen Film "The Boy who Plays on the Buddhas of Bamiyan" über das erste Jahr seiner Bekanntschaft mit Mir zahlreiche internationale Preise gewonnen hat.
(Phoenix)
Weiterer Titel: Der Junge und die Buddhas von Bamiyan
Länge: ca. 90 min.
Original-Kinostart: 29.09.2011 (GB)
Internationaler Kinostart: 12.08.2011 (USA)
Deutsche TV-Premiere: 25.11.2011 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Phil Grabsky
- Drehbuch: Phil Grabsky
- Produktion: Christi Collier, Cynthia Kane, Amanda Wilkie, Seventh Art Productions
- Schnitt: Phil Reynolds