Auf dem Titelblatt des Nazi-Katalogs "Entartete Kunst" aus dem Jahr 1937 ist eine seiner Plastiken abgebildet: Otto Freundlich, deutsch-jüdischer Maler und Bildhauer in Paris. Freundlich hatte die Vision einer Weltgemeinschaft und wollte Skulpturenstraßen durch Europa bauen. 1943 schickten die Nazis ihn in den Tod. Die Idee hat überlebt. Seit Jahrzehnten arbeitet der Bildhauer und frühere Professor an der Akademie der Bildenden Künste in München, Leo Kornbrust, an einer Skulpturenstraße von Paris bis Moskau. An dem Vorhaben beteiligen sich Künstler aus ganz Europa. Mehr als 30 Skulpturen sind bisher entstanden. Für sein Projekt hat sich Kornbrust an die Lebensorte des ermordeten Bildhauers begeben: Dabei hat er eine verlorene Spur wieder entdeckt. In Freundlichs heute polnischem Heimatort Slupsk hat ein polnischer Bildhauer eine Skulptur für die "Straße des Friedens" geschaffen. Am Pariser Montmartre wohnte und arbeitete Freundlich im Bateau Lavoir unter einem Dach mit Künstlern wie Picasso und Braque. Ab 1940 verbarg er sich mit seiner Frau in dem Pyrenäen-Dorf Saint-Martin-de-Fenouillet. 1943 wurde er denunziert, verhaftet und in Sobibor ermordet. Kornbrust trifft den Enkel des Kollaborateurs, der ihn verraten hat: Der Enkel ist heute selbst Maler und will an der Straße des Friedens mitarbeiten. Für ihre Dokumentation "Der Plan des Bildhauers" hat Gabi Heleen Bollinger den Künstler Leo Kornbrust bei der Realisation seiner Utopie beobachtet und ihn auf seinen Reisen begleitet.
(3sat)
Länge: ca. 30 min.
Deutsche TV-Premiere: 09.03.2013 (SR)
Cast & Crew
- Drehbuch: Gabi Heleen Bollinger