Eigentlich sind die Rashevskis eine liberale Familie, die ihren jüdischen Glauben kaum praktiziert. Doch mit dem Tod der Großmutter Rosa stellt sich für ihre Kinder und Enkelkinder überraschend das Problem ihrer jüdischen Identität. Denn Rosa hat sich heimlich ein Grab auf dem jüdischen Friedhof reservieren lassen. Mit der Frage nach einer angemessenen Zeremonie für die Beisetzung beginnt für die Mitglieder der Großfamilie eine turbulente Zeit mehr oder weniger religiöser Selbstfindung. Als die Matriarchin Rosa mit 81 Jahren stirbt, ist ihre liberale jüdische Familie, die nach dem Krieg von Osteuropa nach Belgien eingewandert ist, ratlos. Denn Rosa, die ihr Leben lang gegen organisierte Religion wetterte, hat sich ein Grab auf einem jüdischen Friedhof reservieren lassen. Während man beratschlagt, nach welchem Ritus Rosa nun beigesetzt werden soll, tun sich zwischen den Verwandten unversehens Gräben auf. Ihr Mann Shmouel hat Rosa als strenggläubiger Jude verlassen und lebt seit vielen Jahren in einem Kibbuz in Israel. Vergeblich versucht Rosas Schwager Dolfo, ein KZ-Überlebender, ihn dazu zu bewegen, seiner Frau die letzte Ehre zu erweisen. Rosas Tod konfrontiert auch die Söhne und Enkelkinder mit ihrer jüdischen Identität. Rosas Sohn Simon hat die Nichtjüdin Isabelle geheiratet, die sich grämt, weil sie als "Schickse" in der vermeintlich liberalen Familie nie richtig anerkannt wurde. Und Enkelin Nina, die nie besonders religiös war, erklärt plötzlich, dass sie nur einen strengorthodoxen Juden heiraten wolle. Ihr Freund Antoine, ein "Goj", den sie auf Rosas Beerdigung kennenlernt, wiederum beschließt zu konvertieren. Ein weiterer Enkel hat sich ausgerechnet in eine Palästinenserin verliebt. Doch immer wenn die religiösen und amourösen Auseinandersetzungen überhand nehmen, besinnen die Rashevskis sich auf das Credo der seligen Rosa, die fest überzeugt war, dass alles gut wird, wenn man nur gemeinsam einen Tango tanzt. "Der Tango der Rashevskis" ist eine bittersüße Komödie über eine jüdische Großfamilie in der Identitätskrise. Regisseur und Autor Sam Garbarski inszeniert die familiären Turbulenzen zurückhaltend, glaubhaft und lebensecht. Und weil das verstorbene Familienoberhaupt stets das Tango-Tanzen gegen alle Kümmernisse empfahl, bewegen sich die Rashevskis zu den hinreißenden Klängen von Filmkomponist Michael Galasso, der unter anderem die Musik zu Wong Kar-wais Liebesmelodram "In the Mood for Love" schrieb. In Frankreich war die großartig gespielte melancholische Komödie ein großer Kinoerfolg. "Ein mit virtuoser Leichtigkeit inszeniertes Porträt jüdischer Befindlichkeiten, das eindrücklich die Nachwirkungen des Holocaust auf die späteren Generationen, Identitätskrisen, Entfremdung und Zusammengehörigkeiten auffächert." (Lexikon des Internationalen Films)...
(BR Fernsehen)
Länge: ca. 95 min.
Deutscher Kinostart: 20.01.2005
Internationaler Kinostart: 03.09.2003 (F)
Cast & Crew
- Regie: Sam Garbarski
- Drehbuch: Sam Garbarski, Philippe Blasband
- Produktion: Diana Elbaum, Bénédicte Bellocq, Thomas Alfandari, Philip James Morgan, Karin Schayes, Roger Schins, Jean-Luc Zehnter
- Musik: Michael Galasso
- Kamera: Virginie Saint-Martin
- Schnitt: Ludo Troch
- Szenenbild: Patrick Dechesne
- Regieassistenz: Fabrice Camoin, Christophe Fontaine, Amine Lamriki, Serge Mirzabekiantz, Caroline Tambour
- Ton: Thomas Gauder