Originalpremiere: 1995
Durch die Pleite ihrer Reederei sitzt die Mannschaft eines europäischen Frachters im Hafen vor Hongkong fest. Der Funker Nikos (Stephen Rea) findet am exotischen Hafentreiben jedoch kein Interesse. Er denkt nur an seine Freundin und das Baby, die er in Europa verlassen hat. Da taucht die zehnjährige Chinesin Li (Ling Chu) mit ihrem kleinen Brüderchen an Bord auf, um sich als Wäscherin und Köchin anzudienen. Nikos fühlt sich in seiner selbstgewählten Isolation gestört, doch Lis unbekümmerte und fürsorgliche Art stimmt ihn um. Li erzählt ihm unglaubliche Familiengeschichten: Sie wuchs in einem Sampan im Hafen auf und sie teilt die qualvolle Enge auf dem Wohnboot mit ihren Großeltern, die sie zum Arbeiten auf vor Anker liegende Schiffe bringen. Li hat noch nie den Boden Hongkongs betreten, ihre Schwestern wurden in ein Bordell verkauft. Lis Erzählungen lassen Nikos spüren, wie wenig Grund er für sein egoistisches Selbstmitleid hat. Für das kleine Mädchen empfindet er Respekt und Bewunderung. Er lädt sie zu einem Stadtausflug ein. Li kennt sich durch die genauen Beschreibungen ihrer Großmutter in der noch nie betretenen Metropole so gut aus, dass sie mühelos ihren Weg findet. Sie besucht ihren obdachlosen, in einem Park lebenden Vater und ihre Mutter (Lo Koon Lan), deren zweiter Mann sie in einer altertümlichen Manufaktur als billige Arbeitskraft ausbeutet. Nikos ist vom atemberaubenden Kontrast zwischen weltläufigem Luxus und extremer Armut erschüttert. Ernüchtert verlässt er die Stadt. Li schenkt ihm zum Abschied ein Tuch mit dem "guten Drachen" - dem chinesischen Symbol für Glück und Hoffnung.
(ARD)