"Heute, am fünften November, beginne ich mit meinem Bericht. Ich werde alles so genau aufschreiben, wie es mir möglich ist. Aber ich weiß nicht einmal, ob heute wirklich der fünfte November ist." Ein Romanauszug erklingt zu Beginn des Films - die Gedanken entstammen dem Mund einer tiefernsten, erschöpft wirkenden Frau, die in einer dunklen Berghütte versucht, Geschehenes zu rekapitulieren. Jedoch gleicht der Erzählmodus eher einem diffusen Sammelsurium aus Subjektivem und Realem als einer chronologischen Dokumentation. Ausgangspunkt des unerklärbaren Phänomens: ein Ausflug mit Freunden zu einem Jagdhaus im Wald. Abends gehen die Gastgeber ins Tal und erscheinen nicht mehr. Bei ihrer Suche stößt die Zurückgebliebene gegen eine unsichtbare, rätselhafte Wand, hinter der alles menschliche Leben wie versteinert ist. Diesseits der Wand lebt die Frau mit Luchs, ihrem Jagdhund, sowie Bella, ihrer Kuh, und einer mürrischen alten Katze. Die Frau beginnt ihre Erlebnisse aufzuschreiben, um gegen die Angst anzukämpfen, die von allen Seiten auf sie zukriecht. Dank der Vorräte im Haus kann sie den strengen ersten Winter überleben. Luchs, wichtiger Gefährte auf ausgedehnten Wanderungen, erweist sich als kluger Wächter ihres überbordenden Seelenlebens, als Hilfe gegen ihre latenten und in den Momenten der Konfrontation mit der Wand hervorbrechenden Depressionen. Bei der Rückkehr auf die Alm im nächsten Sommer bricht nun endgültig die Katastrophe herein.
(arte)
Gemäß der Vorlage, dem Roman von Marlen Haushofer, fungiert die bildgewaltige Fabel zugleich als Dokument weiblicher Emanzipation wie als filmische Metapher einer Depression, die menschliche Urängste und Hoffnungen auf die Leinwand bringt. Die Verfilmung schreibt sich als Zeugnis der steten Grundspannung des Lebens ins Gedächtnis ein: vom Paradoxon himmelhochjauchzender Verzweiflung zwischen atemberaubender Schönheit und Katastrophe.Gesendet wird "Die Wand" im Rahmen des ARTE Programmschwerpunktes, zu ehren von Martina Gedeck, die für ihre herausragende Darstellung als Hauptdarstellerin unter anderen 2012 für einen Bambi und 2013 für den Preis der deutschen Filmkritik nominiert war.
(arte)
Länge: ca. 108 min.
Deutscher Kinostart: 11.10.2012
Internationaler Kinostart: 12.02.2012
Original-Kinostart: 05.10.2012 (A)
Deutsche TV-Premiere: 06.10.2014 (arte)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Julian Pölsler
- Drehbuch: Julian Pölsler
- Produktion: Wasiliki Bleser, Rainer Kölmel, Antonin Svoboda, Bruno Wagner, Coop99 Filmproduktion, Starhaus Filmproduktion
- Musik: Bernd Jungmair
- Kamera: Markus Fraunholz, Martin Gschlacht, Bernhard Keller, Helmut Pirnat, Hans Selikovsky, Richi Wagner
- Schnitt: Thomas Kohler, Bettina Mazakarini
- Regieassistenz: Irene Iversen
- Ton: Max Bauer, Matthieu Belohradsky, Christian Bischoff, Normann Büttner, Magda Habernickel
- Spezialeffekte: Yves Bischoff