Originalpremiere: 2009
11.02.2010
Deutsche TV-Premiere: 11.01.2012 (arte)
FSK 12
Nach einer Auszeit in Marokko kehrt der Amerikaner Daniel Shore nach Deutschland zurück, um seine Promotion zu beginnen. Er ist auf der Suche nach einem Doktorvater und wohnt einstweilen in einer der Wohnungen im Haus seiner verstorbenen Großmutter. Die anderen Hausbewohner machen auf ihn einen skurrilen Eindruck. Da gibt es die Hausverwalterin, Fräulein Kowalski, die Daniel im dunklen Treppenhaus auflauert, oder die launische Sängerin Elli. Doch vor allem sein Wohnungsnachbar Günther Feige erregt Daniels Misstrauen. Die schöne Elli eröffnet Daniel eines Abends, dass Feige sie sexuell belästigt hätte. Von da an wirft Daniel ein Auge auf den unscheinbaren Mann von nebenan und entdeckt immer eindeutigere Anzeichen für ein perverses Geheimnis. Doch eigentlich hat Daniel Shore genug eigene Probleme. Sein Wunsch-Doktorvater lehnt ihn ab und auch seine schöne Nachbarin Elli macht ihm das Leben schwer. Vor allem lassen ihn aber die Erinnerungen an Marokko nicht mehr los. Daniel hat dort im Haus eines Freundes gewohnt und in dessen Wohnung auch Imane empfangen, eine Gelegenheitsprostituierte und alleinerziehende Mutter eines kleinen Jungen. Zusammen verbrachten sie die Nachmittage am Swimmingpool. Doch eines Tages stürzte der Junge vom Balkon in den Tod. Daniel vermutete sofort, dass dies kein Unfall, sondern ein Gewaltverbrechen war, und dass er womöglich den Mörder selbst ins Haus geholt hat. Seine schlimmsten Befürchtungen scheinen sich zu bewahrheiten. In "Die zwei Leben des Daniel Shore" scheint Michael Dreher eine deutsche Hommage an den Meister des 'Suspense', Alfred Hitchcock, inszeniert zu haben. Genauso wie James Stewart in "Das Fenster zum Hof" beobachtet auch Nikolai Kinski alias Daniel Shore das Geschehen im Haus von seiner Wohnung aus. Er stellt sich sogar den Sessel vor die Tür, um durch den Spion und Briefkastenschlitz seinen Nachbarn Günther Feige besser observieren zu können. Folglich ist auch hier der Protagonist dem Geheimnis eines verdächtigen Nachbars auf der Spur. Dabei bleibt der Blick des Zuschauers im Haus auf Daniels Wohnung und den düster anmutenden Hausflur beschränkt. Die durch die Beobachterperspektive erzeugte Spannung wird durch die skurrilen Charaktere verstärkt, die in ihrem Auftreten schon fast kafkaesk wirken und zu einer unheimlichen Grundstimmung im Film beitragen. Dabei ist es nur hilfreich, dass Schauspieler Nikolai Kinski seinem berühmten Vater Klaus Kinski in manchen Szenen frappierend ähnelt. Gekonnt verkörpert er das Psychogramm eines gewöhnlichen Menschen, dessen Leben durch ein Verbrechen völlig aus dem Gleichgewicht gerät.
(One)