Ein bürgerlicher Vorort von San Diego an einem ganz gewöhnlich erscheinenden sonnigen Tag. Nichts deutet auf das Drama hin, das sich hier in den nächsten Stunden abspielen wird. Brad Macallam (Michael Shannon), ein unscheinbarer junger Laienschauspieler, geht seelenruhig in das Haus seiner Nachbarn, wo seine Mutter (Grace Zabriskie) zum Kaffee zu Besuch ist. Er trägt ein Schwert bei sich, mit dem er seine Mutter ersticht. Als die Polizei eintrifft, hat er sich bereits mit Geiseln (so scheint es zumindest) in seinem Elternhaus verschanzt. Während der leitende Police Detective Hank Havenhurst (Willem Dafoe) versucht, ihn zum Aufgeben zu bewegen, wartet ein Sondereinsatzkommando nur darauf, das Haus zu stürmen. Um die Lage besser einschätzen zu können, befragt Havenhurst Brads Freundin Ingrid (Chloë Sevigny) und den exzentrischen Theaterregisseur Lee (Udo Kier), unter dessen Regie Grad gespielt hat. In zahlreichen Rückblenden werden die letzten Monate von Brads Leben bis zum Mord an der eigenen Mutter aufgefächert: die bewusstseinsverändernde Reise zum Fluss Urubamba in Peru; die Proben für die Hauptrolle in einer Theaterinszenierung der antiken griechischen Tragödie "Elektra", die in einem Muttermord endet; seine eigentümliche Religiosität und sein aufbrausendes Verhalten. Nach und nach erfährt der Polizist mehr über die Hintergründe, ohne jedoch eine einfache oder gar logische Erklärung für die martialische Bluttat zu finden. In einem meditativen Tonfall und mit inszenatorischer Meisterschaft schildert Werner Herzog in "Ein fürsorglicher Sohn" Szenen eines aus dem Ruder laufenden Lebens. Inspiriert von einem realen Fall, entwickelt er die atmosphärische Charakterstudie eines Amokläufers, herausragend verkörpert von Michael Shannon ("Zeiten des Aufruhrs "). Als Produzent zeichnete David Lynch verantwortlich. Auch die Besetzung mit Willem Dafoe und Chloë Sevigny sowie Brad Dourif und Udo Kier in Nebenrollen verspricht keine Mainstreamkost. Zugleich landete Herzog mit diesem Film und mit dem direkt zuvor gedrehten "Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen" einen Festival-Coup: Als erster Regisseur wurde er mit zwei Werken zum Wettbewerb der Filmfestspiele Venedig eingeladen.
(ARD)
Länge: ca. 91 min.
Original-Kinostart: 11.12.2009 (USA)
Internationaler Kinostart: 06.09.2009 (I)
Deutsche TV-Premiere: 02.09.2012 (Das Erste)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Werner Herzog
- Drehbuch: Herbert Golder, Werner Herzog
- Produktion: Ulrich Bergfelder, Jack Sojka, Oscar Veytia, Defilm, Industrial Entertainment, Paper Street Films, Eric Bassett, Bingo Gubelmann, Keith Kjarval, Benji Kohn, David Lynch, Julius Morck, Stian Morck, Paul E. Noack, Chris Papavasiliou, Jeff Rice, Ali Rounaghi, Austin Stark, Herbert Golder
- Musik: Ernst Reijseger, Douglas Lay
- Kamera: Peter Zeitlinger
- Schnitt: Joe Bini, Omar Daher
- Szenenbild: Danny Caldwell
- Maske: Felicia Dechristian, Juyoun 'Ivy' Hong, James Lacey, Stephanie Rollison, Tricia Sawyer, Cathi Singh
- Kostüme: Mikel Padilla
- Regieassistenz: Ian Calip, John T. Churchill, Anneke Scott, Frank Tignini
- Ton: Ronald Eng, Dean Hurley