Weiterer Titel: Jein, ich will
Benjamin (Alexis Loret) und Johanna (Chloé Lambert) wollen auf dem idyllischen Weingut ihrer Mutter Gabrielle (Miou-Miou) in der sommerlichen Provence heiraten. Das auf einem Berg gelegene Gehöft der Gastgeberin bietet eine traumhafte Kulisse; die Blumen blühen, die Sonne lacht auf das junge Brautpaar herab. Leider ist die Atmosphäre ziemlich angespannt. Die Brauteltern giften sich an, es herrscht bleierne Stimmung. Als Trauzeuge Alex (Jean Dujardin), Benjamins bester Freund, dann noch über Babyphone "live" mitbekommt, wie ihn seine Frau Valentine (Mathilde Seigner) nebenan mit einem Endokrinologen betrügt, kommt es zum Eklat: Alex greift zur Flinte - die Gott sei Dank nicht geladen ist. Auch die Ehe des zweiten Trauzeugen Hugo (Antoine Duléry) ist nur noch eine Farce. Für die Braut Johanna ist in diesem Trubel einzig ihr geliebter Vater Pierre (Didier Bezace) ein Lichtblick, der mit der blutjungen russischen Sängerin Ingrid (Beata Nilska) anreist. Doch Pierres erotische Lebensfreude ist nur aufgesetzt: Er hat Krebs. Zu guter Letzt muss die eben noch glückliche Braut erfahren, dass ihr Bräutigam in der Nacht zuvor Oralsex mit dem Transvestiten Roberta (Michel Dussarat) hatte, der zur Belustigung der inzwischen angetrunkenen Gäste gerade ein munteres Ständchen gibt. Die Hochzeit liegt in Scherben - aber die bringen ja bekanntlich Glück. Autorenfilmerin Valérie Guignabodet ("Monique") lässt in ihrer dialogstarken, typisch französischen Heiratskomödie zunächst kein gutes Haar an der Institution Ehe: "Liebe macht blind, die Ehe lässt dich wieder sehen", lautet eine der zahlreichen bitteren Pointen. Aber dank der Fülle liebevoll beobachteter Figuren und eines großartigen Ensembles - mit einer herausragenden Miou-Miou - gelingen der sympathischen Tragikomödie immer wieder ebenso unerwartete wie herzerwärmende Wendungen. Wenn am Ende die Braut im weißen Kleid mit dem Rasiermesser ihres Vaters auf einer hohen Klippe steht, hält der Zuschauer zunächst den Atem an, um im nächsten Moment schallend zu lachen: Französisch für Fortgeschrittene.
(ARD)