In Anatolien war es bis vor kurzem weit verbreitet, Pflegekinder, sogenannte "Besleme" aufzunehmen. Das Verhältnis beschreibt weder eine Hausdienerschaft im europäischen Sinne noch eine tatsächliche Adoption, sondern etwas dazwischen. Im Gegensatz zu einer Bediensteten wird eine "Besleme" als Familienmitglied aufgenommen und spricht ihre Arbeitgeber als Mutter und Vater an, ihre Aufgabe ist es aber, als Bedienstete und Kindermädchen zu arbeiten.Als eine solche "Besleme" lebt die 15-jährige Havva bei einer wohlhabenden Familie in der Stadt. Sie kümmert sich um den Haushalt und das kleine Kind der Familie. Als das Kind jedoch plötzlich stirbt, wird Havva wieder in ihr entlegenes Bergdorf zurückgebracht. In ihrem Elternhaus lebt nur noch der Vater gemeinsam mit Reyhan, der ältesten Tochter und deren Mann. Wegen einer ungewollten Schwangerschaft wurde Reyhan aus der Familie des angesehenen Arztes Necati Bey unehrenhaft entlassen und gegen ihren Willen mit Veysel, dem ärmsten Mann des Dorfes, verheiratet.Auch Nurhan, die dritte Schwester, zieht das Leben als "Besleme" dem Dorfleben vor, ist aber unglücklich über ihre Position in ihrer "Adoptivfamilie". Sie muss jeden Morgen die eingenässte Wäsche des Jungen der Familie waschen. Ihr Zorn darüber steht im Konflikt zu ihrem Anspruch zu wissen, wie man Kinder erzieht. Als sie nun die Frau des Hauses herausfordert, wird auch sie wieder nach Hause geschickt. So sind die drei Schwestern unglücklich im Dorf vereint und suchen nach einer neuen Perspektive für ihr Leben.
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"Eine Geschichte von drei Schwestern" erzählt von sozialer Ungleichheit in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen - der Suche nach Auswegen, den Erwartungen, die an Veränderung geknüpft sind, dem Gefühl von Entwurzelung und der Hoffnungslosigkeit von Unmöglichkeiten, denen besonders arme Menschen ausgesetzt sind. Mit seinem jüngsten Film ist Regisseur Emin Alper ein in jeder Hinsicht herausragendes Filmkunstwerk gelungen. Ein glänzendes Schauspielerensemble agiert dabei vor der spektakulären Landschaftskulisse der anatolischen Bergwelt.
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Länge: ca. 108 min.
Deutscher Kinostart: 04.06.2020
Internationaler Kinostart: 11.02.2019
Original-Kinostart: 13.09.2019 (TR)
Deutsche TV-Premiere: 25.08.2021 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Emin Alper
- Drehbuch: Emin Alper
- Produktion: Nadir Operli, Muzaffer Yildirim, Liman Film, Nulook Production, Circe Films, Horsefly Productions, Medienboard Berlin-Brandenburg, Nederlands Filmfonds, Greek Film Center
- Produktionsfirma: Komplizen Film, Eurimages, ZDF, ARTE
- Musik: Giorgos Papaioannou, Nikos Papaioannou
- Kamera: Emre Erkmen
- Schnitt: Cicek Kahraman