Alvin Straight, ein Rentner aus Iowa, begibt sich darin auf eine unglaubliche Reise. Auf einem Rasenmähtraktor fährt er ins 500 km entfernte Wisconsin. Ohne Führerschein und mit schwachen Augen will er zu seinem kranken Bruder Lyle. Regisseur David Lynch, der am 16. Januar 2025 verstorbene Meister des kryptischen Horrors, gelang ein faszinierendes Road Movie der etwas anderen Art. In seiner Jugend war Alvin Straight ein wilder Bursche mit einem nicht zu bändigenden Drang in die Ferne. Doch das Alter hat seinen Tribut gefordert, vom jugendlichen Übermut ist nur noch die Erinnerung geblieben, und Gebrechlichkeit bestimmt den Alltagsrhythmus im bescheidenen Heim in Laurens, Iowa, das sich Alvin mit seiner ältesten Tochter, der "langsamen" Rose, teilt. Die alte Rastlosigkeit wird geweckt, als Alvin erfährt, dass sein Bruder im 500 Kilometer entfernten Mount Zion in Wisconsin einen Schlaganfall erlitten hat. Seit einem Streit vor zehn Jahren haben die beiden kein Wort mehr miteinander gesprochen. Alvin will die Sache bereinigen und begibt sich nach einem Fehlstart auf seinem Rasenmäher der Marke John Deere, Baujahr 1966, auf die Reise durchs amerikanische Heartland. Er tuckert den Lost Highway entlang, vorbei an Mais- und Kornfeldern, Ortschaften und Fabriken. Eines Abends gesellt sich eine Ausreißerin an Alvins Lagerfeuer, und er erzählt von seiner Familie, so wie er später vom Älterwerden und von seinen Kriegserlebnissen berichten wird. Eine Autofahrerin überfährt vor seinen Augen auf offener Strecke ein Reh - und gesteht aufgelöst, dass ihr das seit Wochen täglich passiert. Alvin gerät in leichte Panik, als bei einer Abfahrt die Bremsen versagen und der Rasenmäher auf Tempo 50 beschleunigt. Die nötige Reparatur gelingt, und nun stehen ihm noch die Überquerung des Mississippi und zwei weitere aufregende Begegnungen bevor, bis er seinem Bruder gegenübersteht. David Lynchs Road Movie war die Sensation der Kinosaison 1999, gerade weil man vom Meister des raffinierten und verschlüsselten Horrors eine so gradlinig (straight) und schnörkellos erzählte Geschichte nicht erwarten konnte. Sensationell war auch der Hauptdarsteller - der 79-jährige Richard Farnsworth, Stuntman seit 1937 und Charakterdarsteller seit den späten 70er-Jahren. Er wurde nicht nur für den Oscar nominiert, sondern auch für den Golden Globe, hinzu kamen u. a. der "Independent Spirit Award" und der Preis der New Yorker Kritiker. US-Regisseur David Lynch ist kurz vor seinem 79. Geburtstag am 16. Januar 2025 verstorben, wie seine Familie bei Facebook mitteilte: "Es gibt eine große Lücke in der Welt, jetzt, da er nicht mehr unter uns ist. Aber, wie er sagen würde: 'Behalte den Donut im Auge und nicht das Loch'." 1946 wurde Lynch in der Kleinstadt Missoula im US-Bundesstaat Montana geboren. Später studierte David Lynch in Boston und Philadelphia Malerei. Auch damals schon malte er surrealistische Bilder. Das Markenzeichen seiner Filme waren dann später auch surrealistische Bilder und mysteriöse Geschichten, unterlegt mit einem bedrohlichen Sound. Zwischen 1977 und 2006 drehte er zehn Spielfilme und die Kultserie "Twin Peaks" über Sex, Drogen und Gewalt. Seinen Durchbruch hatte er mit "Eraserhead". Legendär sind seine Filme "Blue Velvet", "Wild at Heart", "Lost Highway" oder "Mulholland Drive". "'The Straight Story' ist nicht 'Der Pferdeflüsterer' und der Effekt nicht romantisierend oder verklärend. Dafür sorgen nicht zuletzt die zahllosen Zitate aus verstörenderen Lynch-Filmen: die brennende Hütte und Kamerafahrt über den Highway-Mittelstreifen aus 'Lost Highway', der Autounfall aus 'Wild at Heart', die weißen Zäune aus 'Blue Velvet' (...) - ganz als wollte der Regisseur seine Motive rückwirkend dem Reich des Fantastischen entreißen und in einem wahrhaftigen Kontext ansiedeln, die für ein angenehmes Brodeln unter der versöhnlichen Oberfläche des Films sorgen: Die Welt seiner Alptraumbilder ist real, sagt Lynch, aber es ist auch eine Welt, in der Platz ist für Figuren wie Alvin Straight, einen echten amerikanischen Helden, von Richard Farnsworth in seiner besten Rolle seit 'Eine Farm in Montana' ohne Hast und darstellerische Gimmicks auf den Punkt gebracht: Sein faltiges, müdes, gescheites Gesicht ist die wahre Attraktion von David Lynchs bestem, kommerziellsten Film, seit er Willem Dafoe die Schädeldecke wegblies: Es ist unmöglich, nicht von dieser geradlinigen, aber niemals glatten Ode an Langsamkeit und Demut ergriffen zu sein" (kino.de).
(BR)
Daten
Weiterer Titel: The Straight Story - Eine wahre Geschichte
Länge: ca. 108 min.
| Internationaler Kinostart | Fr, 21.05.1999 (USA) |
| Original-Kinostart | Mi, 03.11.1999 (F) |
| Deutscher Kinostart | Do, 02.12.1999 |
FSK 6
Kostenlose Start- und Streambenachrichtigung:
Cast & Crew
![Richard Farnsworth]()
![Sissy Spacek]()
![Harry Dean Stanton]()
![Everett McGill]()
![Jane Galloway Heitz]()
![Joseph A. Carpenter]()
![Donald Wiegert]()
![Tracey Maloney]()
![Dan Flannery]()
![Jennifer Edwards-Hughes]()
![Ed Grennan]()
![Jack Walsh]()
![Max the Wonder Dog]()
![Gil Pearson]()
![Barbara June Patterson]()
![Anastasia Webb]()
![Matt Guidry]()
![Bill McCallum]()
![Barbara E. Robertson]()
![James Cada]()
![Sally Wingert]()
![Barbara Kingsley]()
![Jim Haun]()
![Wiley Harker]()
![Randy Wiedenhoff]()
![Jerry E. Anderson]()
![Kevin P. Farley]()
![John Farley]()
![John Lordan]()
![Garrett Sweeney]()
![Peter Sweeney]()
![Tommy Fahey]()
![Matt Fahey]()
![Dan Fahey]()
![Russ Reed]()
![Leroy Swadley]()
![Ralph Feldhacker]()
![Stephen Cinabro]()
![Gary D'Amico]()
![George A. Farr]()
- Regie: David Lynch
- Drehbuch: John Roach, Mary Sweeney
- Produktion: Mary Sweeney, Neal Edelstein, Michael Polaire, Pierre Edelman, Billy Higgins, Spike Allison Hooper, Asymmetrical Productions, Canal+, Channel Four Films, Les Films Alain Sarde, The Picture Factory, The Straight Story Inc.
- Produktionsfirma: Walt Disney Pictures, CiBy 2000, StudioCanal
- Musik: Angelo Badalamenti
- Kamera: Freddie Francis
- Schnitt: Mary Sweeney
- Szenenbild: Barbara Haberecht
- Maske: Bob Harper
- Kostüme: Patricia Norris
- Regieassistenz: Scott Cameron, Simone Farber, Eric Sherman
- Stunts: Rick Le Fevour, James Fierro, Rudy J. Calzavara





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