In Meßstetten, einer Kleinstadt mit 5000 Einwohnern auf der Schwäbischen Alb, wird eine Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge errichtet. Sie spaltet die Stadt und erweist sich als die womöglich größte Herausforderung ihrer bisherigen Geschichte. In Baden-Württemberg gab es bis Oktober 2014 lediglich eine Landerstaufnahmestelle (LEA) für Flüchtlinge, und zwar in Karlsruhe. Als aber der Beginn dessen spürbar wird, was später als sogenannte "Flüchtlingskrise" die Nachrichtenberichterstattung füllt, wird Karlsruhe der Lage nicht mehr Herr. Die vorübergehende Lösung der Landesregierung heißt Meßstetten. Auf dem Gelände der ehemaligen Zollernalb-Kaserne werden nun Unterkünfte für rund 1000 Flüchtlinge geschaffen. Die Haltung der Meßstetter gegenüber der geplanten Flüchtlingsunterkunft ist gespalten. Während einige besorgt sind, ob die innere Sicherheit aufrecht erhalten werden kann, engagieren sich etwa 100 Meßstetter ehrenamtlich. Schließlich ist es soweit, die LEA nimmt den Betrieb auf. Bald wird die geplante Bewohnerzahl deutlich überschritten. Neue Konflikte treten auf, unter anderem zwischen den ehrenamtlichen Helfern und der vom Land beauftragten Betreiberfirma European Homecare. Der Leiter der LEA, Frank Maier, sitzt oftmals zwischen allen Stühlen. "Erstaufnahme II" ist das Porträt einer deutschen Kleinstadt, die eine große Veränderung durchläuft und mit den dadurch entstehenden Konflikten fertig werden muss. Die filmische Langzeitbeobachtung dokumentiert die Bemühungen, diese Herausforderung zu bewältigen. Meßstetten könnte das Musterbeispiel deutscher Integrationspolitik und meist ehrenamtlicher Flüchtlingsarbeit werden, aber das Potential zum Scheitern liegt in der Luft.
(SWR)
Länge: ca. 75 min.
Deutsche TV-Premiere: 07.12.2016 (SWR Fernsehen)
Cast & Crew
- Regie: Pablo Ben-Yakov, Marc Eberhardt
- Drehbuch: Pablo Ben Yakow, Marc Eberhardt