Die nächtliche Shanghaier Jazzclubszene unterscheidet sich kaum noch von der anderer Metropolen. Es gibt aber professionelle chinesische Jazzmusiker, die sich entgegen der gängigen Vorurteile musikalisch schon lange vom Kopieren westlicher Vorbilder verabschiedet haben und an ihren eigenen Projekten arbeiten. Auf unterschiedliche Weise entwickeln sie ihren eigenen chinesisch geprägten Jazzstil. Barbesitzer Ren Yuqing bewegt sich zwischen zwei Welten: In der Nacht ist es die Welt seines Jazzclubs, am Tag die Welt seiner Jazzschule, die Yuqing als "Fitnessclub für die Seele" bezeichnet. Dort hat er erfolgreich Improvisationskurse etabliert, in denen Schüler lernen, mit der asiatischen Tradition des perfektionistischen Noten-Abspielens zu brechen und Musik als Ausdruck von Gefühl und Individualität zu verstehen. Die Dokumentation "Freistil. Der Jazz und China" geht dem Lebensgefühl der Jazzszene in der 14-Millionen-Metropole Shanghai auf die Spur und begleitet den Barbesitzer Ren Yuqing zwischen Jazzclub und Jazzschule. "Freistil" ist auch ein Film über die Freiheit. Er zeigt Menschen, die Zivilcourage zeigen in einem Land, in dem weder juristische noch politische Grenzen eindeutig identifizierbar sind und von Wenigen nach Belieben verschoben werden können. Zwischen den Musikern und Kellnern, den Prostituierten und Ganoven, dem Alkohol und den Drogen, die das Nachtleben in Shanghai ausmachen, schaut man mit Ren Yuqing einem musikalischen Kollaborateur bei der Arbeit zu, der in einem totalitären Regime das Freiheitsgefühl mittels Notenblättern vermittelt.
(3sat)
Länge: ca. 80 min.
Deutsche TV-Premiere: 14.12.2013 (3sat)
Cast & Crew
- Drehbuch: Mathias Frick