Gott existiert, ihr Name ist Petrunya

Petrunya lebt mit 31 noch bei ihren Eltern und weiss nicht recht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Sie ist Historikerin, was in ihrer nordmazedonischen Heimatstadt niemanden interessiert. Wieder einmal zwingt sie ihre Mutter zu einem Jobinterview zu gehen, sie soll sich was Schönes anziehen und am besten behaupten, dass sie erst 24 ist. Petrunya sträubt sich dagegen, denn sie hat bis jetzt nur schlechte Erfahrungen mit Jobinterviews gemacht. Und es kommt wie befürchtet, sie wird vom arroganten Textilfabrikanten, der ihr zum Abschied eine Hand aufs Knie legt, gedemütigt: «Du kannst nicht nähen, hast keinerlei Berufserfahrung, nie im Büro gearbeitet. Und hässlich bis du noch dazu.»
Auf dem Heimweg gerät sie zufällig in eine kirchliche Prozession: Es ist Dreikönigstag, und wie jedes Jahr tauchen die jungen Männer der Stadt nach dem Heiligen Kreuz, das der Priester in den eisigen Fluss wirft. Kurz entschlossen springt Petrunya in Kleid und Mantel ins Wasser und hält das Kreuz triumphierend in die Höhe, in die Kamera des lokalen TV-Senders. Es wird ihr zwar von einem der Männer aus der Hand gerissen, doch als der Pope die grölende Menge zu beruhigen versucht, erobert sie es zurück und verschwindet nach Hause. Sie ist nicht bereit, das Kreuz herauszugeben und sich den absurden Regeln zu beugen.
Einen Tag und eine Nacht hält Petrunya durch. Währenddessen beginnt in der Öffentlichkeit eine hitzige Diskussion über den unerhörten Vorfall und der Zorn der vereinten Männerwelt richtet sich gegen die junge Frau, die sich getraut, sich gegen die patriarchalen Traditionen aufzulehnen.
Epd Film schreibt treffend: «Auch wenn es kaum zu körperlicher Gewalt kommt: 'Gott existiert, ihr Name ist Petrunya' ist ein Film über Gewalt gegen Frauen. Worte und Gesten sind hier die Waffen, denen sich die titelgebende Heldin ausgesetzt sieht.»
Verpackt ist dieser eher unfreiwillige Kampf einer Frau gegen männlich dominierte Strukturen in eine Gesellschaftssatire, die einen den Kopf schütteln und manchmal auch leer schlucken lässt. Trotz satirischem Unterton nimmt die Regisseurin Teona Strugar Mitevska die Situation ihrer Figur, die einiges einstecken muss, sehr ernst. Sie liess sich für «Gott existiert, ihr Name ist Petrunya» von einem realen Fall inspirieren, der in einer Kleinstadt in Nordmazedonien vorgefallen ist. Die Frau, die das Kreuz gefangen hatte, lebt mittlerweile in London. Getragen wird der Film von der Hauptdarstellerin Zorica Nusheva, die der stoischen Petrunya, die sagt, was sie denkt, eine starke Präsenz verleiht.
«Delikatessen» zeigt «Gott existiert, ihr Name ist Petrunya» in Originalton mit deutschen Untertiteln.