Deutsche TV-Premiere: 19.09.2017 (arte)
"Guatemala: Gegen das Vergessen" ist kein gewöhnlicher Dokumentarfilm. Denn seine Entstehungsgeschichte ist eng verzahnt mit der Gewalt, von der er erzählt: Während des guatemaltekischen Bürgerkriegs von 1960 bis 1996 verschwanden Tausende Menschen für immer, wurden verschleppt oder getötet. Erst 2012 gelang es einer Gruppe von Angehörigen der Opfer, den Staat Guatemala in einem aufsehenerregenden Prozess vor dem interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshof zu verklagen es sollte das erste Mal in der Geschichte sein, dass ein Staat für solche Verbrechen angeklagt wurde. Auch wenn nur 26 der 45.000 Taten geahndet werden konnten, bekamen die Kläger Recht gesprochen. Sie bestanden auf verschiedenen Wiedergutmachungsmaßnahmen, unter anderem auf der Produktion eines Dokumentarfilms auf Kosten des Staates. Doch der Staat weigert sich bis heute, das Urteil zu akzeptieren. Schließlich haben die Familien die Sache selbst in die Hand genommen: Dies ist ihr Film. Gemeinsam mit Regisseur Claudio Zulian und einer Gruppe politisch aktiver Kulturschaffenden wurde ausführlich diskutiert, wie die Gräuel des jahrzehntelangen Bürgerkriegs dargestellt werden sollten, von denen es kaum mehr Spuren gibt. Soll diese Gewalt für die zukünftigen Generationen filmisch festgehalten werden, und wenn ja, in welcher Form und bis zu welchem Grad? Diese Fragen wurden in den Dokumentarfilm integriert und hinterfragen damit auch die normalerweise verwendete Sprache des Genres. "Guatemala: Gegen das Vergessen" ist ein eindrucksvoller und schmerzlicher Dokumentarfilm geworden, der die Grenzen auslotet zwischen Geschichtsaufarbeitung, Erinnerung und Gerechtigkeit.
(arte)
Cast & Crew
- Regie: Claudio Zulian
- Drehbuch: Claudio Zulian