Merle folgt voller Erwartung der Einladung Romualds nach Südfrankreich. Allein steht sie vor der Villa. Keine Spur von Romuald. Sie setzt sich auf ihren Koffer, wartet, reißt ein Blatt von einem Strauch und stanzt mit ihren Fingern ein Gesicht hinein. Hat sie sich mehr erhofft, als sie sollte? Der Gärtner zeigt ihr das Haus. Das Gästezimmer geht nach hinten raus. Das Meer sieht man nicht, "dafür wird es nicht so heiß", sagt der Gärtner. Beim Abendessen schweigen die Kinder Merle an. Wortlos verschwinden Emma und Felix wieder in ihren Zimmern. In einer Ausstellung begegnet Merle einer alten Schulfreundin. Diese ist mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern auf einer Radtour. Kind Nummer drei kommt für sie nun einfach zur falschen Zeit. Sie will wissen, wie eine Abtreibung sei? Merle fühlt sich nicht zuständig. Die Freundin ist sich sicher: Merle habe doch immer viel erlebt, immer viel gewagt. Sie kennt niemanden, auf den das Wort "vielversprechend" so gepasst hätte. Der Status aus Schulzeiten hängt noch an Merle in den Augen der anderen. In der Villa irrt sie durch die Räume, geht zum Pool, setzt sich zwischen die Freunde von Emma und Felix. Sie zieht an einem Joint. Die Kinder lachen. Morgen hat Emma Geburtstag, morgen kommt Romuald. Angeblich. Dieses Mal will Merle nicht aufgeben. Ein ungewisser Sommer voll stillem Verlangen. Eine Erzählung auf Augenhöhe - von einer Frau, die sich nicht beugen will und tapfer an ihren Vorstellungen vom Leben und von der Liebe festhält. "Halbschatten" - ein Film über Lethargie, Sommerhitze und Einsamkeit, ein Thriller über ereignislose Tage - ist das aufsehenerregende Kinodebüt von Regisseur Nicolas Wackerbarth, der zuvor seinen Kurzfilm "Halbe Stunden" (2007) auf dem Filmfestival in Cannes präsentierte und für seinen dffb-Abschlussfilm "Unten Mitte Kinn" (2011) auf dem Filmfest in München eine lobende Erwähnung erhielt. In "Halbschatten" zeichnet er das subtile Porträt einer Frau Ende 30, die unabhängig von gesellschaftlichen Erwartungen leben möchte. Als nächster Film in der Reihe "Debüt im rbb" folgt kommende Woche "Im Alter von Ellen" von Pia Marais.
(rbb)
Länge: ca. 75 min.
Deutscher Kinostart: 01.08.2013
Deutsche TV-Premiere: 02.10.2014 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Nicolas Wackerbarth
- Drehbuch: Nicolas Wackerbarth
- Produktion: Titus Kreyenberg, Jérôme Brière, Johannes Burow, Damien Conti, Thomas Dittmar, Heino Herrenbrück, Unafilm, Les Films d'Antoine
- Produktionsfirma: WDR, ARTE
- Musik: Olivier Mellano
- Kamera: Reinhold Vorschneider
- Schnitt: Janina Herhoffer
- Regieassistenz: Annette Drees
- Ton: Stephan Fandrych, William Franck, Etienne Haug, Emil Klotzsch, Benjamin Lecuyer
- Spezialeffekte: Jean-Michel Boublil