New York City im Jahr 2000: Der Präsident und Vorstandsvorsitzende der \u201eDenmark Corporation" ist tot. Sein Bruder Claudius hat nicht nur seinen Posten übernommen, sondern nach nur zweimonatiger Trauerzeit auch die Witwe Gertrude geheiratet. Auf einer Pressekonferenz stellt er sich mit seiner neuen Frau den Fragen der Öffentlichkeit und lässt gegenüber seinem Erzfeind und Konkurrenten Fortinbras die Muskeln spielen. Denn Claudius ist ein New Economy-Mogul, ein Karrierist vom Scheitel bis zur Sohle. Unter den Anwesenden ist auch Hamlet, der Sohn des Verstorbenen. Misstrauisch beobachtet der Filmstudent das Geschehen; ihm behagt die neue Ehe seiner Mutter ganz und gar nicht. Im Publikum sitzen zudem Polonius, der Controller des Unternehmens, sein Sohn Laertes und seine Tochter Ophelia, die heimlich ein Treffen mit Hamlet vereinbart. Nach der Sitzung will Gertrude die Familie versöhnen und bittet ihren Sohn um Verständnis. Doch Hamlet gibt sich unversöhnlich: Zu heuchlerisch scheint ihm die neue Ehe, und zu groß ist sein Verdacht, Claudius könne seinen Vater ermordet haben. Wenig später berichten seine Freunde Horatio, Marcella und Bernardo von einem merkwürdigen Erlebnis: Sie haben den Geist seines Vaters gesehen, wie er rastlos nachts in den Gängen und Fluren umherwandert. Schließlich erscheint die Gestalt auch Hamlet selbst, um seine Befürchtung zu bestätigen. Denn tatsächlich: Claudius hat seinen eigenen Bruder getötet und Hamlet ist dafür bestimmt, diese Tat zu rächen. Selten wurde Shakespeare so modern erzählt. Nach den traditionellen Versionen von Franco Zeffirelli und Kenneth Branagh verpasste Regisseur und Drehbuchautor Michael Almereyda dem Stoff ein völlig neues Gewand. Und doch sind die Charaktere und Handlungsweisen unverkennbar - und vor allem der Text. Aber Almereyda schafft es, diesen nicht all zu fremd und deplaziert wirken zu lassen und bedient sich dabei aller nur möglichen Tricks: Da kommt mal eine Textpassage vom Anrufbeantworter oder wird vom Nachrichtensprecher im Fernsehen vorgelesen - und das wirkt bisweilen natürlicher, als ihn einen Schauspieler mit Pathos direkt in die Kamera sprechen zu lassen.
(ZDFtheaterkanal)
Weiterer Titel: Hamlet
Länge: ca. 107 min.
Deutscher Kinostart: 23.11.2000
Original-Kinostart: 23.06.2000 (USA)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Michael Almereyda
- Drehbuch: Michael Almereyda
- Produktion: Callum Greene, Amy Hobby, Jason Blum, Andrew Fierberg
- Produktionsfirma: double A Films
- Musik: Carter Burwell
- Kamera: Jeanne Develle, Jeff Nelson, John De Borman
- Schnitt: Kristina Boden