Das Freibad: Nirgendwo sonst tummeln sich so viele Menschen - jung und alt - aus unterschiedlichsten Kulturen und Milieus an einem Ort und das oft bei großer Hitze und leicht bekleidet. Kein Wunder, dass die Atmosphäre angespannt ist. Medienberichte über Zwischenfälle und Übergriffe heizen das Klima zusätzlich auf. Vor allem wenn junge Flüchtlinge beteiligt sind, gehen die Emotionen hoch. Wie ist die Stimmungslage in Österreichs Freibädern tatsächlich? Welche Ängste haben die Badegäste? Was unternehmen Länder und Gemeinden, um die Situation in den Griff zu bekommen? Wie geht es den Asylwerbern selbst, wenn sie ins Bad gehen? Und was hat es mit dem vieldiskutierten Burkini-Verbot auf sich?Vicki L. kommt regelmäßig ins Wiener Kongressbad. Die junge Steirerin ist vor einiger Zeit zum Islam konvertiert. Ins Freibad geht sie nur mit ihrem Burkini, einem speziellen Schwimmanzug für muslimische Frauen. "Schauen tun sie hier alle", meint sie. Dass Burkinis in immer mehr Gemeinden verboten werden, stimmt sie traurig. "Bald können meine Freundinnen und ich nicht mehr ins Schwimmbad gehen."Kurt Kalser ist in Kaisermühlen aufgewachsen und arbeitet seit fast 10 Jahren als Bademeister im Gänsehäufel. Sexuelle Übergriffe oder Gewalt, so meint der 59-Jährige, kommen hier zum Glück selten vor. "Das Gänsehäufel ist noch eine Insel der Seligen", findet auch das Ehepaar Pillmann. Die Pensionisten verbringen ihre Sommer in der eigenen Kabane, Gartenzwerge inklusive. "Überall sonst weiß man ja nicht, ob einem nicht jemand das Messer in den Bauch rammt", meint Frau Hilde, die seit Jahrzehnten an der alten Donau badet. Man lese ja genug in den Zeitungen, vor allem über Flüchtlinge in den Bädern.Mawiad und Abdulla Alkaram sind aus Syrien geflohen und derzeit in St. Georgen bei Salzburg untergebracht. Die Brüder besuchen das erste Mal das Freibad Leopoldskron. Gleich beim Eingang entdecken sie Piktogramme mit Verhaltensregeln, die zu Saison-Beginn hier im Bad angebracht wurden. "Die sind vermutlich für uns", meint Mawiad und lächelt etwas bitter. Hier im Freibad sein zu können, sei für die beiden ein neues Gefühl von Freiheit. Gleichzeitig hätten sie Angst, dass sich Leute vor ihnen fürchten, oder dass sie etwas falsch machen.Am Schauplatz-Reporter Simon Schennach war diesen Sommer in Österreichs Freibädern unterwegs und hat sich umgehört, wie sich die Stimmungslage auf den Liegewiesen und in den Wellenbecken verändert hat.
(ORF)
Länge: ca. 55 min.
Internationale TV-Premiere: 25.08.2016 (ORF 2)
gezeigt bei: Am Schauplatz (A, 1995)
Cast & Crew
- Drehbuch: Simon Schennach