Weiterer Titel: Verzaubert und verdrängt - Die Karriere des Magiers Kalanag
25.03.2022 (VoD)
Deutsche TV-Premiere: 22.03.2021 (Das Erste)
Er war eine der schillerndsten Figuren der deutschen Film- und Unterhaltungsbranche. Ein Mensch, für den Täuschung, Tarnung und Trickserei stets Karriere- und Lebensprinzip war: der Zauberkünstler und Filmproduzent Helmut Wald Schreiber (1903-1963) alias "Kalanag". Als "Hofmagier der Nazis" tritt Schreiber mehrfach vor Hitler auf dem Obersalzberg auf und zaubert vor Goebbels' Tischgesellschaften. Gleichzeitig verantwortet er hauptberuflich nationalsozialistische Propaganda- und Durchhaltefilme, zunächst bei der Tobis, ab 1938 dann bei der Bavaria, wo er 1942 sogar zum Produktionschef und Mitglied der Geschäftsführung aufsteigt. Nach 1945 - als die Amerikaner ihm untersagen, weiter im Filmgeschäft zu arbeiten - macht er kurzerhand sein Hobby zum Beruf und startet unter dem Künstlernamen Kalanag eine internationale Karriere als weltweit größter Magier der Nachkriegszeit. In einer Zeit, in der noch nicht in jedem Wohnzimmer ein Fernseher steht, ist Schreiber ein Star. Mit seiner Gattin Gloria und einer Truppe von 70 Künstlern, Musikern und Tänzerinnen bereist er die Welt. In perfekt inszenierten Revuen mit exotischen Kulissen lässt er in aufwendigen Großillusionen Autos verschwinden, Mädchen dreiteilen und endlos Bier, Wein und Champagner aus gläsernen Karaffen fließen. Als Ende der 1950er-Jahre die Bundesregierung Konrad Adenauers die "Freies Fernsehen GmbH" als regierungsnahes privatrechtliches Gegengewicht zur ARD gründet, wird Helmut Schreiber schließlich für den Posten des künftigen Unterhaltungsdirektors verpflichtet. Hätte das Bundesverfassungsgericht Adenauers Projekt nicht gestoppt, wäre es eine letzte erstaunliche Wendung im Leben des Helmut Schreiber gewesen. Die Dokumentation, in der Historiker und Weggefährt*innen Schreibers zu Wort kommen und bisher nie veröffentlichtes Archivmaterial zu sehen ist, schildert die Karriere eines Großmeisters der Illusion, der es verstand, stets zu den Gewinnern zu gehören. Der sich von der Weimarer Republik über den Nationalsozialismus bis in die junge Bundesrepublik hinein drei politischen und gesellschaftlichen Systemen nahtlos anpasste und sich immer wieder durchsetzen konnte.
(ARD alpha)
gezeigt bei: Geschichte im Ersten (D, 2011)
Cast & Crew
- Regie: Oliver Schwehm
- Drehbuch: Oliver Schwehm
- Produktion: Markus Hilß, Lunabeach TV, Media
- Produktionsauftrag: Das Erste, SWR
- Produktionsfirma: SWR
- Musik: Heiko Maile
- Kamera: Hermann Sowieja
- Schnitt: Helmar Jungmann