Kill Team - Tatort Afghanistan

Die Macher von "Kill Team - Tatort Afghanistan" begnügen sich nicht damit, die Zuschauer mit einigen der entstandenen Trophäenfotos der getöteten Zivilisten zu konfrontieren. Sie betreiben Ursachenforschung und zeigen u.a. selbst gedrehte Video-Sequenzen der Täter über den Alltag im afghanischen Operationsgebiet. Für zusätzliche Authentizität sorgen Originalaufnahmen von Verhören, denen die uniformierten Täter unmittelbar nach dem Auffliegen ihres schockierenden Treibens unterzogen wurden. Mehrere der Männer, die in die mörderischen Gewaltakte verstrickt waren und letztendlich vor einem Militärgericht verurteilt worden, erklärten sich nun bereit, zu den Geschehnissen Stellung zu beziehen. Klar tritt im Zuge ihrer Ausführungen zutage, wie ein verhängnisvolles Gemisch aus Desinformation, Angst, Langeweile, Gruppendruck und Korpsgeist einer zunehmenden inneren Verrohung Vorschub leistete und sich schließlich in Form tödlicher Attacken auf unschuldige Zivilisten Bahn brach. Aber auch die Verantwortung des gesamten US-Militärapparates für die entsetzlichen Vorgänge kommt während der Dokumentation deutlich zur Sprache - und zwar insbesondere im Zusammenhang mit Adam Winfield, zum Zeitpunkt der Mordserie 21 Jahre alt. Nach der Tötung eines unbewaffneten Jugendlichen durch Angehörige seiner Einheit Anfang 2010 sah sich der Stabsgefreite in einem schier ausweglosen Dilemma gefangen: Sein Gewissen verpflichtete ihn dazu, das Kriegsverbrechen zu enthüllen und so weitere Übergriffe des selbsternannten "Kill Teams" zu verhindern. Andererseits signalisierten ihm seine Kameraden unmissverständlich, dass er ihnen bedingungslose Loyalität schulde und Verrat mit seinem eigenen Tod enden werde. Da ihm auf seiner Militärbasis keine Person einfiel, der er sich hätte anvertrauen können, sandte Winfield per Facebook-Chat einen verzweifelten Hilferuf Richtung Heimat. Adressat war sein Vater Christopher, der sich in "Kill Team - Tatort Afghanistan" an die dramatische Online-Kommunikation erinnert: Nachdem der zunächst fassungslose Armeeveteran die Bedeutung der Worte seines Sohnes Adam allmählich realisiert hatte, wandte er sich vergeblich an verschiedenste militärische wie politische Instanzen und Entscheidungsträger. So mussten im fernen Afghanistan noch zwei weitere Menschen ihr Leben lassen, ehe die Täter schließlich gestoppt werden konnten. Dem Dokumentarfilm gelingt es nicht nur, wesentliche Fakten und Entwicklungslinien gründlich aufzuarbeiten. Er gewährt zudem tiefe Einblicke in die Gedankenwelten der Täter.