In der renommierten Berliner Künstlerpension Boulanka geschieht ein Mord. Keiner der dort logierenden Artisten scheint an der Aufklärung interessiert zu sein, ein jeder aber ist auf seine Weise verdächtig. Nach und nach erfährt Hauptmann Brückner während seiner Ermittlungen, dass der Tote, ein Mann namens Jan Gruyter, eine äußerst zwielichtige Figur gewesen sein muss. Ostberlin in den 1960er-Jahren. Emmi Boulanka (Erika Pelikowsky) ist der gute Geist der Künstlerpension Boulanka. Die meisten ihrer Gäste sind Artisten, die für eine Revue proben. Mit dem sehr selbstbewussten Belgier Jan Gruyter (Peter Herden) kommt ein neuer Gast, den Frau Boulanka gut kennt und den die meisten Mitbewohner mit großem Argwohn beäugen. Wenig später, die Revue hat Premiere, wird Gruyter von Frau Boulanka in seinem Zimmer erdrosselt aufgefunden. Hauptmann Brückner (Horst Weinheimer) übernimmt die Ermittlungen, die sich alles andere als einfach gestalten, denn nach der Obduktion steht fest, dass Gruyter mit dem seltenen Gift von Kugelfischen getötet wurde, die Wäscheleine war nur ein Täuschungsmanöver. Brückner stößt bei den Artisten auf wenig Auskunftsbereitschaft, aber fast jeder der Pensionsgäste könnte ein Tatmotiv haben: Da ist zunächst die junge Lore Hansen (Doris Weikow), die Gruyter von einem Engagement in Magdeburg kennt und die sich das Leben nehmen wollte, oder der Zauberer Colanta (Herbert Köfer), der Gruyter verfolgt und später der Polizei erzählt, dass Gruyter 1942 in Paris als SS-Spitzel in der Artistentruppe seiner Familie gearbeitet und Colantas Eltern und Geschwister auf dem Gewissen hat. Auch der Clown Ulf (Herwart Grosse) mag den Mann nicht, ebensowenig wie der Artist Hans Wolter (Erik Veldre), dem Gruyter Geld schuldet und der von ihm mit gültigem Vertrag in Magdeburg einfach sitzengelassen wurde. Dann gibt es noch Frau Päschke (Ursula Braun), eine ehemalige Artistin, die mehrere lautstarke Auseinandersetzungen mit Gruyter hatte. Aus all den Puzzleteilen zeichnet sich schließlich der skrupellose Charakter des Toten ab, doch immer noch führt keine Spur zum Mörder. Helmut Krätzigs 1964 gedrehter Spielfilm nach dem Roman von Fritz Erpenbeck "Künstlerpension Boulanka" kennzeichnet die Bemühungen der DEFA in den frühen 1960er-Jahren, das publikumswirksame Genre des Kriminalfilms neu zu beleben. Die Spannung erwächst aus dem Geflecht der Figuren, die fast alle etwas zu verbergen haben; die Tätersuche erfolgt nach klassischen dramaturgischen Mustern. Hervorzuheben ist auch das spielfreudige Ensemble, das bis in die kleinsten Nebenrollen mit prominenten Darstellern besetzt ist.
(MDR)
Länge: ca. 93 min.
Original-Kinostart: 03.12.1964 (DDR)
Cast & Crew
- Regie: Helmut Krätzig
- Drehbuch: Kurt Bortfeldt, Helmut Krätzig
- Musik: Wolfgang Pietsch
- Kamera: Hans Heinrich, Heinz Leuendorf, Hans Poppe
- Schnitt: Christel Röhl