Die Frage nach der Verbindung zwischen Körper und Psyche zieht sich durch die Geschichte der Menschheit, seit der Antike befasste sich die Philosophie mit ihr. Je nach Epoche, Kultur und Sprache stellt sich die Frage anders - heute beschäftigen sich die Neurowissenschaften damit. Alles, was wir erleben, begreifen und fühlen hinterlässt Spuren in uns, in den Nervenzellen des Gehirns. Diese Parallelwelt, die auf der anderen Seite der persönlichen Biografie liegt, und das Hin und Her zwischen emotionalem Erleben und wissenschaftlicher Erkenntnis erkundet die Regisseurin wie Alice hinter den Spiegeln. Über ihre persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen nähert sich Nurith Aviv in "Poetik des Gehirns" den Entdeckungen der Neurowissenschaften über die Wechselwirkungen zwischen Körper und Geist. Ihre Biografie wird Ausgangspunkt einer ungewöhnlichen Reise. Der rote Faden, der Erinnerungen, Träume, Körper, Sprache und Gerüche miteinander verbindet, sind einige Fotos aus der Kindheit, zwei Orte (Tel Aviv und Paris) und sechs Wissenschaftler: Neurobiologen, Neurophysiologen, Psycholinguisten und Psychoanalytiker. Aviv verwebt ihre Biografie mit den Aussagen der Wissenschaftler, die ein anderes Licht, einen anderen Blick werfen auf die Beziehungen zwischen Körper und Geist. Eine Reise zwischen Erinnerung und Traum, mit "Umwegen" durch den Körper, die Sprache, den Geruch, die Erfahrungen eines Menschenlebens.
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Nurith Aviv hat als Kamerafrau unter anderem mit Agnès Varda, Amos Gitai, Jacques Doillon und Ruth Beckermann gearbeitet. Als Regisseurin hat sie inzwischen ein gutes Dutzend Filme gemacht, viele davon mit und für ARTE. Sie unterrichtet an Filmschulen in Frankreich, Deutschland und Israel. 2009 wurde sie mit dem Prix Edouard Glissant ausgezeichnet, der für ein bedeutendes künstlerisches Schaffen von politischem, poetischem und philosophischem Wert verliehen wird. Im Herbst/Winter 2015 zeigte das Centre Beaubourg eine große Retrospektive ihrer Filme, "Poetik des Gehirns" (Poétique du cerveau) hatte in diesem Rahmen seine Uraufführung.
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Länge: ca. 66 min.
Original-Kinostart: 02.12.2015 (F)
Deutsche TV-Premiere: 13.06.2016 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Nurith Aviv
- Drehbuch: Nurith Aviv
- Produktion: Serge Lalou Farid Rezkallah Itai Tamir
- Musik: Werner Hasler
- Kamera: Nurith Aviv Sophie Cadet Itai Marom
- Schnitt: Amir Borenstein Laure Saint-Marc