Was passiert, wenn jemand um die 40 nicht nur Bilanz, sondern auch gleich die Handbremse zieht? Wenn sie oder er alles hinwirft und neu beginnt? Ist das ein mutiger Schritt aus plötzlich gewonnener innerer Klarheit oder eine hektische Aktion, die von Torschlusspanik umnebelt ist? Und wie geht es denen, die nicht selbst handeln, aber von den Konsequenzen des Handelnden unmittelbar betroffen sind, wie etwa die Lebenspartner? Der Film "Raus aus der Krise" begleitet drei Menschen, die ihr Leben radikal geändert haben. Günther Bachteler, 46: Mit Mitte 40 waren ihm plötzlich Zweifel gekommen, er fühlte sich zu nichts mehr fähig, wertlos, dachte, er wäre im falschen Leben. Er trennte sich von seiner Frau, verließ das Haus, das er mit ihr und ihren beiden zehn- und dreizehnjährigen Kindern bewohnte. Nach einem Jahr Leben auf dem Campingplatz wagte er weitere Schritte. Im Herbst legte er eine Heilpraktiker-Prüfung ab und will nun beginnen, als Körpertherapeut zu arbeiten. Seinen alten Job bei einem großen Softwarehersteller behält er vorerst, geht allerdings auf eine geringere Stundenzahl. Außerdem hat er eine neue Frau kennen gelernt - jetzt will er mit ihr in Heidelberg zusammenziehen. Astrid Hienen, 44, verheiratet, eine fünfjährige Tochter, hat ihren Job als Lektorin und Pressereferentin in einem Verlag gekündigt - ohne Berufsalternative. Das geht, weil ihr Mann den Verdienstausfall auffangen kann - aber eben nur über eine begrenzte Zeit. Auch bei ihr war das Gefühl, "an sich vorbei zu leben", immer stärker geworden, jetzt ist sie in ein Coaching gegangen, will herausfinden, was in ihr steckt, was wirklich "ihr" Ding sein könnte. Zwei Ideen stehen im Raum: Ein kleines Reisebüro oder eine Begegnungsstätte an der Nordsee, wo kleine und große Urlauber in eine Art Ferien-Volkshochschule gehen können. Noch ist völlig offen, wohin ihre Reise geht. Siegfried Orendi, 52: Der Verkaufsberater aus Sinzheim bei Baden-Baden hatte sich vor 20 Jahren selbstständig gemacht. Doch dann blieben plötzlich die Aufträge aus. Als er auf die 50 zuging, fühlte er sich schließlich nicht mehr gebraucht, bekam Panikattacken, Zukunftsängste. Nach seinem Zusammenbruch im Jahr 2010 gründete er eine Männergruppe - "Männer haben ja nie gelernt, über solche Dinge zu reden", sagt seine Frau Karin. Da seine Firma immer noch ums Überleben kämpft, versucht Siegfried Orendi nun, sich ein neues Standbein aufzubauen: Motorradtouren in seinem Geburtsland Rumänien. "Hier in Deutschland kann man mit einer Enduro doch nirgendwo mal richtig loslegen. In Rumänien gibt es ohne Ende Schotterpisten, Weiten und wunderschöne Hügel", sagt er.
(SWR)
Länge: ca. 45 min.
Deutsche TV-Premiere: 29.03.2013 (SWR Fernsehen)
Cast & Crew
- Drehbuch: Susanne Brand