Rubljovka heißt die Verkehrsader, die Russlands Machtzentrum Moskau mit der Provinz verbindet. Die Gegend um diese Straße zog in allen Zeiten die herrschenden Eliten an wie ein Magnet: Zaren, Diktatoren, Präsidenten. Auch Wladimir Putin wohnt hier. In Putins Russland ist die Rubljovka zum Synonym für Reichtum, gesellschaftlichen Aufschwung und eine dekadente Lebensart geworden. Spuren der Vergangenheit und groteske Auswüchse des modernen russischen Kapitalismus bilden hier einen bizarren Mikrokosmos, den es sonst nirgendwo gibt. Neureiche Emporkömmlinge haben die Grundstückspreise an der Rubljovka in exorbitante Höhe getrieben. Jetzt ist der Krieg um die wenigen noch vorhandenen Flecken Boden ausgebrochen. Die letzten Hütten der Armen müssen den Palästen der Reichen weichen, mit Methoden, die kaum unlauterer und brutaler sein könnten. Der russische Staat, der durch die Ölmilliarden ein imperiales Comeback feiert, hat die Schwachen und Armen zum Abschuss frei gegeben. Kaum einer wagt, dagegen zu protestieren. Kein Wunder. Der Straßenzug Rubljovka ist wie ein streng überwachter Hochsicherheitstrakt. So wurde das Filmteam trotz mühsam erkämpfter Drehgenehmigungen permanent vom russischen Sicherheitsdienst FSB, der Verkehrspolizei und von Wachdiensten behindert und bedroht. Oft musste mit versteckter Kamera gedreht werden. Verlierer und Profiteure, Reiche und Arme, die Mächtigen und ihre Marionetten werden von der Kamera in ihrem Alltag begleitet, in dem sich die sozialen Gegensätze immer mehr verschärfen. Der Film zeichnet ein gesellschaftliches Porträt des heutigen Russland, in dem Putins "gelenkte Demokratie" immer mehr diktatorische Züge gewinnt.
(rbb)
Länge: ca. 95 min.
Deutscher Kinostart: 13.12.2007
Deutsche TV-Premiere: 10.06.2008 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Irene Langemann
- Drehbuch: Irene Langemann
- Produktion: Lichtfilm, Wolfgang Bergmann
- Produktionsfirma: rbb, WDR, ARTE
- Musik: Michael Langemann
- Kamera: Maxim Tarasjugin
- Schnitt: Kawe Vakil