Im neuen Südafrika sind alle gleich: Schwarze, Weiße, Inder und Farbige, so der Anspruch. Auf einer Zugfahrt im "Shosholoza Express" begegnen die Reisenden den Brüchen ihrer Vergangenheit. Über zwanzig Jahre nach Ende der Apartheid ist nichts, wie es war, aber auch nichts, wie es sein sollte. Auf der Reise durch moderne Stadtzentren, verwahrloste Townships und endlose Weiten erzählt der Film von inneren Grenzen, nicht überwundenen Vorurteilen, unerfüllten Hoffnungen und schwelenden Konflikten. Die Filmautorin Beatrice Möller hat für die Dreharbeiten sieben Wochen in Südafrika verbracht. Dreizehn verschiedene Zugfahrten brachten das nötige Material, zwei weitere Wochen dauerten die Außenaufnahmen der langen Fahrt von Johannesburg nach Kapstadt. Beatrice Möller kehrt mit ihrem Film in das Land ihrer Kindheit zurück. Sie zeigt ein Südafrika jenseits der grellen Farben, der großen Schlagzeilen und der touristischen Highlights. Die Erzählungen der Reisenden, ihre Visionen und ihre Erinnerungen an die Apartheid, an das Ende des Regimes und an den Neuanfang spiegeln den Zustand eines Landes, das schwer trägt an seinem Erbe. Johannesburg Hauptbahnhof. Ein buntes Treiben herrscht, denn der Zug nach Kapstadt wird bald eintreffen. Gemächlich fährt er in den Bahnhof ein. Schwarze, Weiße, Inder und Coloureds steigen in denselben Zug, sogar in denselben Waggon. Das war in Südafrika nicht immer so. Die 27-stündige Reise nach Kapstadt kann beginnen - eine Reise, die für den Zugmanager Leonard inzwischen Routine ist, arbeitet er doch schon seit dreißig Jahren in diesem Zug, eine Reise, die die beiden älteren eng befreundeten Damen Tilly und Masch zum ersten Mal unternehmen können, die John, einen älteren Herrn, von seinem Besuch bei der Ehegattin zu einer Goldmine bringt, bei der er eine gute Position als Vorarbeiter bekommen hat, die James, der zu den Coloured People gehört, von Johannesburg - von seinem schwarzen Geliebten, einem Zulu - wieder nach Hause, nach Kapstadt, bringt, und die das weiße Ehepaar Botha unternimmt, um die in Kapstadt wohnende Tochter und die kleine Enkelin wiederzusehen. Sie alle äußern sich zur Vergangenheit und zur Gegenwart, zu ihren Wünschen an die Zukunft, zu ihren Enttäuschungen und Ängsten. Die Alltagsituationen, die unterschiedlichen Biografien der zufällig zusammengewürfelten Menschen im Shosholoza Meyl Express spiegeln den Zustand des Landes, die Ängste und Vorurteile der Einzelnen wider.
(hr-fernsehen)
Länge: ca. 60 min.
Deutsche TV-Premiere: 16.05.2010 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Beatrice Möller
- Drehbuch: Beatrice Möller
- Produktion: Kathrin Lemme, Lucia Meyer-Marais, Sonja Scheider, Michael Weihrauch
- Musik: Eckart Gadow, Lungiswa Plaatjies
- Ton: Martin Jabs