Wolfgang Lötzsch aus Karl-Marx-Stadt war eines der größten Talente des DDR-Radsports. Doch Lötzsch war auch ein Nonkonformist und als solcher ein Risiko für die Machthaber und Sportfunktionäre im "Arbeiter- und Bauernstaat". Sein mangelnder politischer Enthusiasmus wurde ihm schließlich zum Verhängnis. Sandra Prechtel und Sascha Hilpert erzählen eine zutiefst menschliche Geschichte über einen ursprünglich unpolitischen Sportler, der eine Widerstandskraft entwickelte, die einen ganzen Staatsapparat erschütterte. Der Dokumentarfilm wurde mit dem Publikumspreis beim Leipziger Filmfest 2007 ausgezeichnet. Wolfgang Lötzsch aus Karl-Marx-Stadt hatte alles, was einen Sportler für eine Profikarriere im Radsport prädestiniert: Durchhaltewillen, auf Bahn und Straße versiert, ausdauernd, antrittstark, exzentrisch, schwer berechenbar. Er war vielleicht das größte Talent im damaligen DDR-Radsport, das es je gab. Doch Lötzsch war auch ein Nonkonformist, ein Risiko für Machthaber und Sportfunktionäre. Lötzsch war einer, der jederzeit auch im Westen sein Glück hätte machen können. Sein mangelnder politischer Enthusiasmus wurde sein Verhängnis. Die Stasi nahm ihn ins Visier, später gelang es der Behörde, den Radsportler zu inhaftieren. Doch Lötzsch kämpfte weiter. Die Filmemacher Sandra Prechtel und Sascha Hilpert haben sich der Lebensgeschichte und des persönlichen Dramas von Wolfgang Lötzsch angenommen und sie zu einem packenden Dokumentarfilm verdichtet. In "Sportsfreund Lötzsch" kommen ehemalige Stasi-Offiziere, Trainer, ehemalige Lebensgefährtinnen ebenso zu Wort wie Wolfgang Lötzsch selbst, der bis heute nur lakonische Kommentare für seine Tragödie findet. Lötzsch redet wenig, aber was er sagt, ist überlegt, ohne jedes Pathos und Larmoyanz. Dieser Haltung folgt auch die Dramaturgie des Films: prägnant, geduldig erzählt und spannend montiert zwischen Archivmaterial und Gegenwart. Stasi-Bespitzelungsprotokolle über Lötzsch, seine Eltern und seine Freunde werden ruhig und gelassen verlesen. Das System entlarvt sich selbst in der Person des Generalmajors Engelhardt, der - Ironie des Schicksals - 1989 zum letzten Geheimdienstchef der DDR berufen wurde. Seine Aufgabe: die Abwicklung des Ministeriums für Staatssicherheit, das 50 IMs auf den "Staatsfeind" Lötzsch angesetzt und 1.500 Seiten Akten über ihn archiviert hatte. So arbeitet der Dokumentarfilm nicht nur Geschichte auf, er ist auch auf gewisse Weise ein Spiegel aktueller gesellschaftlicher Verhältnisse: Er zeigt, was es bedeutet, wenn Täter und Opfer Tür an Tür wohnen müssen. Sandra Prechtel und Sascha Hilpert waren 2005 die Sieger des Treatment-Wettbewerbs für Dokumentarfilme/Dokumentationen des Bayerischen Rundfunks und der Telepool GmbH und konnten Dank dieser Unterstützung ihren Dokumentarfilm realisieren.
(BR Fernsehen)
Länge: ca. 85 min.
Internationaler Kinostart: 17.07.2008
Deutsche TV-Premiere: 06.10.2008 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Sandra Prechtel, Sascha Hilpert
- Drehbuch: Sandra Prechtel, Sascha Hilpert
- Produktion: BR, Gunter Hanfgarn, Andrea Ufer
- Produktionsfirma: Telepool
- Musik: Jan Tilman Schade
- Kamera: Marcus Winterbauer, Susanne Schühle
- Schnitt: Katja Dringenberg