In einem deutschen Wohnzimmer in den 60er Jahren erzählt der damalige Nachbar von Filmemacher Uli M. Schueppel von seiner Zeit in Tansania, "von der Savanne, den Giraffen, den Elefanten und den Löwen. Ich machte die Augen zu und war nicht mehr in dem deutschen Wohnzimmer. Ich war in Afrika. In meinen Bildern von Tansania." Die Tagträume, die diese Erzählungen bei Uli M. Schueppel auslösten, als er Kind war, sind Ausgangspunkt seines Films. Die kindlichen Vorstellungen eines wild-romantischen Afrikas vermitteln sich in grobkörnigen, diffusen, traumartigen Bildern einer ungezähmten Savanne. Dagegen stehen Straßenszenen aus Daressalam von heute und zeigen unkommentiert ein Bild des realen Tansania. Mit diesen Bildern verbindet der Regisseur die Frage an Einheimische, wie sie sich Deutschland und ein deutsches Wohnzimmer vorstellen. "Es wird dort eine Tiefkühltruhe und einen Kühlschrank geben." "Sie benutzen gern gläserne Fenster, am liebsten solche, die man aufschieben kann ... Damit lebt man bequem! Man sieht nur grüne Wiesen. Man sieht Blumen und Bäume, die ordentlich gepflanzt sind." Diese Mutmaßungen über Farben und Möblierung, über gut gefüllte Kühlschränke an dominanter Stelle und sogar über Fenster ohne Gitter ("denn es gibt in Deutschland keine Diebe") erzählen viel von der Lebenssituation der Befragten. Dazwischen zoomt Schueppel in Postkarten hinein, die Touristen von Tansania aus nach Hause schicken: Löwen, Giraffen, Savanne, wilde Natur. So ergibt sich ein anregender Rückkoppelungseffekt zwischen den Vorstellungen eines Kindes vor vielen Jahren, den Vorstellungen der Tansanier heute und dem alltäglichen Leben in Daressalam.
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Länge: ca. 75 min.
Deutsche TV-Premiere: 08.06.2011 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Uli M. Schüppel