Der Mailänder Nullo Branzi liebt die zugewanderte sizilianische Arbeiterin Carmela Santoro. Macht es schon Schwierigkeiten, ihr überhaupt die Liebe zu erklären - ihr älterer Bruder wacht argwöhnisch über jeden ihrer Schritte - so scheint es fast unmöglich, auf einen gemeinsamen Nenner bei den Hochzeitsvorstellungen zu kommen. Zu unterschiedlich sind ihre Wert- und Lebensauffassungen. Der Mailänder Arbeiter Nullo Branzi (Giuliano Gemma) liebt die sizilianische Arbeiterin Carmela Santoro (Stefania Sandrelli), die mit ihren zahlreichen Angehörigen zugewandert ist. Zwei Welten begegnen sich, zwischen denen eigentlich keine Verbindung möglich ist. Nullo: Gewerkschafter, ungetauft, arbeitsam, ehrlich, naiv. Carmela: spontan, sensibel, ganz eingebunden in die katholischen Ehrbarkeits- und Familientraditionen des Südens. Nullos Eltern betrachten missbilligend diese Verbindung und schimpfen die zugewanderten Süditaliener abschätzig Grasfresser. Die Liebe der beiden spielt sich ab zwischen Tag- und Nachtschichten in der Fabrik, in dem schrecklichen Vielpersonenzimmer Carmelas, schlimmer noch - in schäbigen Stundenhotels. Nullo versucht, Carmela aus der häuslichen Enge zu befreien. Doch er will "nur" beim Bürgermeister heiraten, sie nur kirchlich. Erst als Carmela durch giftige Gase in der Fabrik unheilbar erkrankt, ist eine standesamtliche Trauung möglich. Kurz darauf stirbt sie. In seiner Verzweiflung und Ohnmacht nimmt nunmehr Nullo etwas von den Ehrbarkeits- und Racheriten des Südens an. Von "Verbrechen aus Liebe", 1974 in Cannes uraufgeführt, heißt es "ein neorealistisches Melodram", "eine zeitgenössische Tragödie". Beides trifft gleichermaßen zu. Anhand der Liebesbeziehung der Sizilianerin Carmela und des Norditalieners Nullo wird nicht nur deutlich, wie tief der Riss im Nord-Süd-Gefälle ist, der Italiener gleichen Alters und gleicher Klasse voneinander trennt, sondern werden auch die Ursachen dafür freigelegt. Luigi Comencini erzählt seine Geschichte zunächst leicht, fast komödiantisch, wenngleich die Widerhaken und Widerstände schon bald elegisch, dann immer stärker tragische Züge annehmen. In den Hauptrollen Giuliano Gemma und Stefania Sandrelli.
(MDR)
Länge: ca. 95 min.
Original-Kinostart: 30.04.1974 (I)
Cast & Crew
- Regie: Luigi Comencini
- Drehbuch: Luigi Comencini, Ugo Pirro
- Produktion: Gianni Hecht Lucari, Renato Jaboni, Luigi Anastasi
- Musik: Carlo Rustichelli
- Kamera: Luigi Kuveiller
- Schnitt: Nino Baragli
- Regieassistenz: Franco Conti
- Ton: Mario Amari, Amedeo Casati, Mario Piovan