Tracy ist 22, blond, blauäugig und bei ihrem sonnigen Lächeln blitzt das Piercing zwischen ihren Vorderzähnen auf. Auf 400-Euro-Basis arbeitet sie als Sprechstundenhilfe in einer Tierarztpraxis. Anschließend geht sie zu McDonalds und abends verkauft sie, wann immer es möglich ist, in der Waldbühne Erdbeerbowle. Sie arbeite sehr gern, versichert sie munter und erzählt kurz darauf, dass sie seit Längerem wegen einer stressbedingten Krankheit in Behandlung ist. Deutschland hat sich in den letzten Jahren zum Niedriglohnland entwickelt: Es gibt immer mehr Berufe, von denen man nicht leben kann, auch nicht, wenn man Vollzeit arbeitet. Von der Arbeitsagentur angepriesen werden derzeit Minijobs im Groß- und Einzelhandel, in Gastronomie und Hotels, im Gesundheits- und Sozialwesen. Ungesicherte Arbeitsverhältnisse ohne Rentenanspruch: Minijobber bekommen nach Auskunft der Gewerkschaften oft nur die Hälfte des Tariflohns, meist kein Urlaubsgeld und keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Abends ausgehen oder rumhängen, das kennt Tracy nicht. "Eigentlich arbeite ich immer," sagt sie. Was sie verdient, reicht gerade, um die Miete zu bezahlen. Was es bedeutet, wenn mehrere Jobs nicht genug sind, wenn jenseits von Arbeit keine Zeit und Energie mehr übrig bleiben, das wird deutlich, wenn wir Tracy und andere durch ihren Tag begleiten.
(MDR)
Länge: ca. 30 min.
Deutsche TV-Premiere: 24.11.2012 (rbb)
gezeigt bei: Menschen unter uns (D, 2001)
Cast & Crew
- Drehbuch: Anja Kretschmer, Angelika Brötzmann