An der Ostgrenze der Europäischen Union liegt Weißrussland. Ein vergessenes Land, in dem Alexander Lukaschenko seit mehr als 20 Jahren uneingeschränkt herrscht. In diesem "Sowjetistan" existiert immer noch die Todesstrafe, der KGB heißt dort weiterhin KGB, die Straßen sind nach Marx und Engels benannt und das Lenin-Denkmal schmückt den Hauptplatz von Minsk. Hier scheint die Zeit stillzustehen. Das ganze Jahr über finden Militärparaden und patriotische Aufmärsche statt. Ein großer Personenkult umgibt den allmächtigen Präsidenten, der zu seinen öffentlichen Auftritten im In- und Ausland gern seinen jüngsten Sohn Kolja mitnimmt. Ähnlich wie König Ubu spielt Alexander Lukaschenko auf der nationalen Klaviatur und redet unentwegt von einer "westlichen Verschwörung". Politische Morde, Wellen der Unterdrückung von Oppositionskandidaten und Hunderte von Verhaftungen beim kleinsten Anzeichen von Auflehnung: In Weißrussland herrscht Angst bei denen, die anders denken. Wer es wagt, Widerstand zu leisten, wird gezielt vom Regime verfolgt. Ales Bjaljazki, ein langjähriger Verfechter von Menschenrechten, verbrachte mehr als drei Jahre im Gefängnis. Mit seiner NGO Wjasna - weißrussisch für Frühling - unterstützt er all diejenigen, deren Rechte in Weißrussland mit Füßen getreten werden, und setzt sich für die oppositionelle Jugend ein. Bjaljazki weiß, dass er jeden Moment wieder verhaftet werden kann. Nikolai Statkewitsch, Oppositionskandidat bei den Präsidentschaftswahlen 2010, hat mehr als fünf Jahre in Einzelhaft verbracht. Nach seiner Entlassung im Jahr 2015 hoffte er, dass endlich auch in seinem Land größere Freiheiten herrschen. Je nach Interessenlage sucht Lukaschenko die Nähe zu Russland oder er täuscht eine Annäherung an die EU vor. Insgesamt aber bleibt er weiterhin dem großen Bruder in Moskau treu. Doch seit März 2017 ergreift wieder ein Wind der Revolte das Land - der Traum von einem weißrussischen Frühling scheint noch nicht ausgeträumt.
(arte)
Länge: ca. 57 min.
Deutsche TV-Premiere: 04.09.2018 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Manon Loizeau