Der Skagerrak trennt den Süden Norwegens und Schwedens von Dänemark und ist eine Meerenge mit vielen Gesichtern. Dort leben baggernde Krebse, laufende Fische und kreative Krustentiere. Seine kantige schmale Form wirkt einengend wie ein Kanal auf die Wassermassen. Deshalb ist er eines der turbulentesten Meeresgebiete Europas. Hinzu kommen gegenläufige Strömungen. Besonders sind sie an der Landspitze im äußersten Nordosten Dänemarks zu sehen. Bei Skagen prallen Nord- und Ostsee aufeinander. Beinahe täglich verändert die sandige Landzunge dort ihr Gesicht. Die wilde See erfordert besondere Talente. Der Eisseestern hält sich mit unzähligen Saugfüßchen am Grund fest. Der Borstenwurm zieht sich tief in seine aus Sandkörnchen gebaute Wohnröhre zurück, Taschenkrebs und Scholle buddeln sich einfach ein. An der Skagerrak-Küste Südschwedens sieht die Landschaft völlig anders aus. Fels ist das beherrschende Element, stark zerklüftet mit unzähligen kleinen und größeren Buchten. Dort geht der Hummer auf Jagd. Die vorgelagerten Schären bilden eine ganz eigene Welt. Seehunde genießen die Abgeschiedenheit und jagen zwischen den unzähligen winzigen Felsinselchen nach Fischen. In Norwegen reicht der Einfluss des Skagerraks bis weit ins Landesinnere: Dort, wo der Oslofjord beginnt, mündet der längste Fluss Norwegens, die rund 600 Kilometer lange Glomma. Alljährlich im Herbst wandern Atlantische Lachse den Fluss hinauf in ihre Laichgebiete. Die Braunbären, die sich an den Flussufern versammeln, brauchen sie dort allerdings nicht zu fürchten. Anders als ihre nordamerikanischen Vettern haben sich die skandinavischen Bären nicht auf Lachsfang spezialisiert. Sie kommen wegen der vielen Waldbeeren dorthin, um sich für den Winter zu mästen. Für das Leben im Skagerrak spielt ein tiefer Graben vor der norwegischen Küste eine entscheidende Rolle, denn durch ihn schleust ein Tiefenstrom mit jeder Flut viel Plankton in die Meerenge. Davon profitieren Tiere, die als Delikatesse sehr begehrt sind: Kaiserhummer. In den Schlamm, den der Tiefenstrom aus Flussmündungen mitbringt, bauen sie sich ihre Wohnhöhlen. Dazu benutzen sie ihre Scheren als Bagger. Dort ist auch der Knurrhahn zu Hause, der seine Brustflossen zum Laufen statt zum Schwimmen nutzt. Die Pseudobeine sind mit Tast- und Geschmacksorganen ausgestattet, sodass der Fisch beim Laufen Würmer, Schnecken und andere im Boden versteckte Beute orten kann - eine perfekte Anpassung an weichen Grund. Der Dokumentation von Sigurd Tesche stellt die Vielseitigkeit des Skagerraks und dessen tierische Bewohner in eindrucksvollen Bildern unter wie über Wasser vor. Der Fischreichtum des Skagerraks ist so immens, dass selbst Schwertwale und Orcas, die normalerweise den Winter über im Norden Norwegens leben, inzwischen bis in den Skagerrak ziehen. Nicht nur für sie ist die Wasserwelt zwischen Nord- und Ostsee, der wilde Skagerrak, ein ideales Jagdrevier.
(3sat)
Länge: ca. 43 min.
Deutsche TV-Premiere: 24.04.2018 (WDR)
gezeigt bei: Abenteuer Erde (D, 1993)
gezeigt bei: Expeditionen (A, 2017)
Cast & Crew
- Regie: Sigurd Tesche
- Drehbuch: Sigurd Tesche, Christiane Schoenburg
- Produktion: Studio Hamburg Enterprises GmbH
- Kamera: Sigurd Tesche
- Schnitt: Sebastian Bergengruen