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Coming-of-Age-Serie stellt richtige Fragen, überzeugt aber wenig
Der Cast von "Chabos"
ZDF/Nikolaus Schreiber
TV-Kritik/Review: Duisburger "Chabos" pubertieren in ZDFneo durch die Nullerjahre/ZDF/Nikolaus Schreiber

Hach, die Jugend! Irgendwie war es doch die schönste Zeit - sagen zumindest sehr viele Erwachsene, weil man ab einem bestimmten Lebensalter zu nostalgischer Verklärung neigt. Da werden dann die Momente der Freiheit und Freundschaft, die man als Teenager erlebt hat, in der Erinnerung überhöht, all der Frust, schulische oder familiäre Probleme aber verdrängt. Denn wenn man ehrlich ist, war ganz vieles an der eigenen Jugend doch auch einfach scheiße. Davon, sich das selbst einzugestehen und zu einer realistischeren Bewertung der eigenen Vergangenheit zu kommen, handelt  "Chabos" im Kern.

Das ZDF hat sich dafür bei der BBC-Serie  "Ladhood" bedient und diese nach Deutschland übertragen. Die acht Episoden, die zwischen 30 und knapp 45 Minuten schwanken, kommen in die Mediathek und linear ins Programm von ZDFneo. Sie führen uns zurück in die jüngere Vergangenheit unseres Landes, ins Duisburg der mittleren Nullerjahre. Nachdem bereits zahlreiche Coming-of-Age-Serien das Aufwachsen in den 1980ern und 90ern thematisiert haben, ist das Genre nun also bereits bei den sogenannten Millennials angekommen. Disclosure: Für einen Rezensenten, der da längst schon erwachsen war, ist es nicht ganz einfach zu beurteilen, wie gut das damalige Lebensgefühl von Jugendlichen hier eingefangen wurde.

Heute ist Peppi (Johannes Kienast) Mitte 30 und mit seinem Leben eher so halb zufrieden. Weit weg von seiner Heimatstadt lebt er in einer eher lockeren Beziehung. Als seine Freundin ihm mitteilt, dass sie schwanger ist, reagiert er so daneben, dass sie gleich mit ihm Schluss macht. Und ihm noch mit auf den Weg gibt, dass er so ziemlich der letzte Mann wäre, von dem sie ein Kind bekommen möchte. Psychisch leicht angeschlagen setzt sich Peppi ins Auto und fährt zu seinen Eltern in den Ruhrpott. Zufällig trifft er in der Kneipe einen alten Bekannten, der ihn fragt, ob er denn auch zum Klassentreffen käme. Doch davon weiß Peppi gar nichts. Die nächsten Tage (und Folgen) ist er damit beschäftigt, herauszufinden, warum er (scheinbar als Einziger) nicht eingeladen wurde, was seinem Ego sehr zusetzt.

Mädchen abchecken im Freibad: Peppi (Nico Marischka, r.), Gollum (Arsseni Bultmann, 2.v.r.), PD (Jonathan Kriener, 2.v.l.) und Alba (Loran Alhasan, l.)
Mädchen abchecken im Freibad: Peppi (Nico Marischka, r.), Gollum (Arsseni Bultmann, 2.v.r.), PD (Jonathan Kriener, 2.v.l.) und Alba (Loran Alhasan, l.) ZDF/Nikolaus Schreiber

Während er sich an sein letztes Schuljahr erinnert und in den Ereignissen von damals nach Gründen sucht, spaziert der erwachsene Peppi - also Kienast - in langen Rückblenden durch sein Leben als Minderjähriger. Immer wieder kommentiert er dabei für uns Zusehende seine damaligen Handlungen und Gefühle - ein Stilmittel, das nur so halb gut funktioniert. Zumal Kienast vom Typ her nicht so richtig zum jugendlichen Peppi (Nico Marischka) passt. Der eher unauffällige Junge war damals Teil einer Jungsclique, die noch aus dem prollig-aggressiven PD (Jonathan Kriener), dem schüchtern-nerdigen Gollum (Arsseni Bultmann) und dem eher verschlossenen Muslim Alba (Loran Alhasan) bestand.

2006. Ins Kino zu kommen, um  "SAW II" zu sehen, klappt dank des jungen Lebensalters nicht, aber es ist ja die Hochzeit der illegalen Downloads. Also muss Computerfreak Gollum ran und im Netz nach dem Horrorstreifen suchen. Das gelingt auch, hat aber kurz darauf fatale Folgen für Peppi, auf dessen Rechner der Film gesaugt wurde: ein Abmahnschreiben vom Anwalt mit einer mittleren vierstelligen Geldforderung. Da die Jungs die Kohle natürlich nicht haben, suchen sie nach kreativen Einnahmequellen - und setzen damit eine Eskalationsspirale in Gang, die nur noch schwer aufzuhalten ist. Nach und nach wird klar, wen Peppi alles vor den Kopf gestoßen hat. Motive, ihn auch 20 Jahre später nicht wiedersehen zu wollen, haben jedenfalls viele seiner ehemaligen MitschülerInnen, die er nun nacheinander aufsucht.

Die taffe Mascha (Arina Prass, vorne) wird von der Jungsclique akzeptiert
Die taffe Mascha (Arina Prass, vorne) wird von der Jungsclique akzeptiert ZDF/Nikolaus Schreiber

Dabei sind manche die gleichen Idioten geblieben, die sie schon als Teenie waren (so PD, der seine Bullyattitüde jetzt als Polizist ausleben kann), andere haben sich noch weiter in die soziale Isolation und sich selbst zurückgezogen, wieder andere sind ihren Weg gegangen und haben Karriere gemacht (wie Peppis Jugendliebe Mascha, als Erwachsene von Paula Kober dargestellt). Diese Mascha ist als Jugendliche (Arina Prass) die interessanteste Figur, da sie als vermeintlicher Tomboy weder festgefahrenen Geschlechterklischees entspricht noch sich am grobmäuligen Verhalten der meisten aus ihrer Klasse beteiligt, stattdessen konsequent ihren eigenen Weg geht. Wie überhaupt die Mädchen hier die sympathischeren Charaktere sind, so auch die von Gollum angehimmelte Pinar (Bahar Balci), mit der die Jungs ein böses Spiel treiben.

Das Auftreten der Jungenclique strotzt hingegen in weiten Teilen vor toxischer Männlichkeit und sorgt für einen Fremdschammoment nach dem anderen - was zwar beabsichtigt ist, auf Dauer aber ganz schön nervt. Dieses destruktive Verhalten von damals reflektiert der erwachsene Peppi der Gegenwart zwar durchaus ständig, scheint sich aber mit seinen Beteuerungen, heute sei er ein anderer, sensiblerer Mann, eher selbst entlasten zu wollen.

Annäherungstaktik ungenügend: Gollum versucht bei Pinar (Bahar Balci) zu landen
Annäherungstaktik ungenügend: Gollum versucht bei Pinar (Bahar Balci) zu landen ZDF/Nikolaus Schreiber

"Chabos" hat immer wieder gelungene Einfälle und gute Szenen, krankt aber insgesamt an mehreren Problemen: Zum einen wirkt der als Erzähler agierende Hauptdarsteller völlig uncharismatisch, so dass man sich fragt, warum man sich eigentlich für Peppis Leben interessieren sollte. Die JungschauspielerInnen überzeugen deutlich stärker, ebenso wie Anke Engelke und Peter Schneider ( "Dark") als geistig in der Vergangenheit stehengebliebene Eltern. Zum anderen fehlt es dem Drehbuch an entscheidenden Stellen an Logik. Warum etwa sollte überhaupt ein Mobbingopfer wie Gollum ausgerechnet mit einem der Mobber (PD) in einer Clique sein? Und die Geschichte hat einfach zu viele Längen, um durchgehend zu fesseln.

Die Inszenierung, die die Autoren Mickey Paatzsch und Arkadij Khaet selbst übernommen haben, setzt wie in solchen Serien üblich auf viel Zeitkolorit und popkulturelle Zitate. Die eingesetzte Musik der Nullerjahre muss man nicht mögen, trägt aber zur Authentizität der erzählten Periode bei. Als mittelalter Mann wundert man sich allerdings schon öfter, dass Klapphandys und Modems, EMule und Castingshows heute tatsächlich schon zur Nostalgie taugen. Insgesamt ist "Chabos" eine Serie, die viele richtige Fragen stellt (zum Umgang der Geschlechter, gesellschaftlichen Entwicklungen und darüber, ob Menschen sich überhaupt wirklich verändern können), diese aber oft nicht so richtig überzeugend und unterhaltsam behandelt. Um eine andere ZDF-Produktion des gleichen Genres zu nennen:  "Druck" schaffte das alles wesentlich besser.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten sechs Episoden von "Chabos".

Meine Wertung: 3/5

Alle acht Folgen stehen ab Freitag, den 22. August um 10.00 Uhr bei ZDF.de zum Abruf bereit. Linear sind sie am Sonntag, den 24. und Sonntag, den 31. August ab 20.15 Uhr jeweils mit drei Folgen und am Sonntag, den 7. September in Doppelfolge in ZDFneo zu sehen.



 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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Leserkommentare

  • DanielPatrick schrieb am 06.10.2025, 11.02 Uhr:
    Dieses schlechte Machwerk kommt in der Rezension noch viel zu gut weg. Wieder ein Projekt des ÖRR, wo einfach nur Geld für eine schlechte Story und unterdurchschnittliche Schauspieler verbrannt wurde. Das kann auch danke Anke nicht retten. Wer sehen möchte, wie gute britische Produktionen/Ideen mit voller Kraft in gegen die Wand gefahren werden, der ist hier natürlich sehr gut bedient; oder die, die sich durch extrem seichte Unterhaltung gut unterhalten fühlen. Wäre diese Serie ein Essen, wäre es 120 Minuten gekochter Reis ohne jede Würze.
  • ROLF LOEWE schrieb am 24.08.2025, 03.09 Uhr:
    Der Rezensierende sollte seinen Beitrag unbedingt überarbeiten. Zunächst stimmt seine Inhalts-Angabe zur Serie nicht mit dem Ablauf, z.B. Folge1, ab 9. Minute, überein, weil : Peppi trifft in seiner Wahl-Heimat Hamburg ( ! ) in der Kneipe den Bekannten, der ihm vom Klassentreffen in Duisburg erzählt... Es erscheint wohl auch nicht sehr hilfreich, nur 6 von 8 Folgen zu schauen, dann von
    " toxischer Männlichkeit " zu reden und anschliessend eher abwertend ( ! )  ebendiese als dem Rezensierenden " auf die Nerven gehend " zu titulieren. Überdies meint der Rezensierende, alle Lesenden beherrschen die französische Sprache
    ( vgl. : " Disclosure " ). Ausserdem stellt er die Behauptung auf, der  Schauspielende des älteren Peppi ( Kienast ) passe nicht zu dessen jüngerem Alter Ego. Nun ja, da kann man wohl von Veränderung beim Erwachsenwerden sprechen... Gleichzeitig beschreibt er den jungen bzw. den älteren Peppi als unauffällig bzw. uncharismatisch, was kaum einen Unterschied ausmacht und der filmischen Umsetzung der Figuren eher nicht entspricht... Ebenso beschreibt der Rezensierende die gerade auf  besonderen Kenntnissen und Fähigkeiten beruhende " Aufgabe der Figur Gollum in der Jungs-Gruppe " und fragt sich selbst widersprechend, warum  Gollum zu dieser Gruppe, die ihn nach aussen hin offenbar auch schützt, gehören sollte. Hierzu lässt sich sehr wohl erkennen, dass die Serie das
    - Erwachsenen als Widersprüche erscheinende - Denken und Handeln Jugendlicher darstellt... Auch die Handlungs-Zeit " mittlere Nuller-Jahre " lässt sich einfacher, verständlicher und zutreffender mit " um 2006 " angeben... Allein nach diesen Beispielen
    - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - erscheint mir die obige Rezension insgesamt nicht nachvollziehbar und sollte gerade dem Berufs-Rezensierenden in Bezug auf Inhalt, Gehalt und Form seiner Rezension zu denken geben !
  • User 1810564 schrieb am 22.08.2025, 23.27 Uhr:
    Ich wurde 1968 geboren, die Serie gefällt mir ganz gut. Die 80er oder die 90er wären für mich persönlich interessanter gewesen. Meiner Meinung nach ist der zeitliche Abstand für die 2000er nicht ausreichend, das Sommermärchen ist noch zu präsent. Meiner Ansicht nach wären die 90er Jahre der perfekte Zeitpunkt für eine solche Serie gewesen: Die Handys kamen auf, das Internet war bekannt, die Musik der 90er ist auch heute noch relevant und insgesamt waren die 90er fast so gut wie die 80er.

    Den Hinweis zu Beginn finde ich interessant, bezüglich diskriminierender Sprache. In der heutigen Zeit ist es wichtig, genau zu bedenken, was man sagt; andernfalls fühlt sich immer irgendjemand auf den Schlips getreten, und das empfinde ich als übertrieben.
  • Flapwazzle schrieb am 21.08.2025, 22.46 Uhr:
    "Mädchen abchecken im Freibad"
    ... puh... das klingt inzwischen total übel...
  • DanielPatrick schrieb am 06.10.2025, 11.04 Uhr:
    *Serientitel
  • DanielPatrick schrieb am 06.10.2025, 11.04 Uhr:
    Es ist weder übel noch hat den quatsch irgendwer außerhalb eines 100-Einwohner-Dorfs gesagt. Immerhin passt es besser in die Zeit als der Filmtitel :D
  • User 1810564 schrieb am 22.08.2025, 23.31 Uhr:
    Abchecken: „In der Jugendsprache kann es auch bedeuten, jemanden prüfend anzusehen, also zu mustern oder zu beäugen.“ Für mich persönlich klingt da nichts übel, bin mit 56 Jahren anscheinend zu alt dazu, um mich an dem Wort "abchecken“ stören zu können.