Originalpremiere: 1987
07.01.1993
In einer iranischen Dorfschulklasse wird der Schüler Mohammad von seinem Lehrer gerügt, weil er zum dritten Mal seine Hausaufgaben nicht in sein Heft geschrieben hat. Der Lehrer droht, ihn von der Schule zu verweisen, falls so etwas noch einmal vorkomme. Ahmad, der Banknachbar von Mohammad, bemerkt zu Hause, dass er aus Versehen dessen Heft eingesteckt hat. Für ihn steht fest: Er muss seinem Kameraden um jeden Preis das Heft bringen, damit der seine Hausaufgaben machen kann und nicht von der Schule fliegt. Ahmad weiß jedoch nicht einmal, wo Mohammad wohnt. Trotz des Verbots seiner Mutter macht er sich auf den langen Weg in das nächste Dorf. Die Suche wird zu einer wahren Odyssee, da niemand dem kleinen Jungen richtig Auskunft gibt. Bei Einbruch der Dunkelheit kehrt Ahmad schließlich erschöpft, niedergeschlagen und die schlimmsten Bestrafungen fürchtend nach Hause zurück. In der Nacht macht er nicht nur seine Hausaufgaben, sondern schreibt auch in das Heft seines Freundes ... "Wo ist das Haus meines Freundes?" gibt Einblicke in fremde Lebensgewohnheiten und -umstände; der Film führt dem Zuschauer die strenge Erziehung und Unachtsamkeit der Eltern, den harten und einsamen Alltag der Kinder vor Augen. Mit scharfem Blick schildert Abbas Kiarostami das von patriarchalischen Strukturen bestimmte dörfliche Leben im Iran mit seinen Zwängen und Repressionen.
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Mit "Wo ist das Haus meines Freundes?" erlangte der iranische Filmemacher Abbas Kiarostami (1940-2016) internationale Bekanntheit. Der Film wurde auf dem Filmfestival von Locarno mit dem Bronzenen Leoparden ausgezeichnet. Kiarostami beeinflusste das iranische Kino nachhaltig, indem er die einfachen Menschen in den Fokus rückte. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Goldenen Palme für "Der Geschmack der Kirsche" (1997). Martin Scorsese würdigte Kiarostami als einen "Repräsentanten des höchsten künstlerischen Niveaus im Kino".
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