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TV-Kritik/Review: "Club Las Piranjas": Die Animateure aus der Hölle sind zurück!

von Daniel Teuteberg
(20.12.2023/ursprünglich erschienen am 18.10.2023)
Fortsetzungsserie kann nur teilweise an den Charme des Originals anknüpfen
Die Protagonisten der Miniserie "Club Las Piranjas": (v. l.) Cordula Stratmann, Angelika Milster, Hape Kerkeling, Ben Münchow und Trang Le Hong
RTL
TV-Kritik/Review: "Club Las Piranjas": Die Animateure aus der Hölle sind zurück!/RTL

Im Dezember 2021 überraschte RTL mit der Nachricht, den NDR-Kultfilm  "Club Las Piranjas" mit Hape Kerkeling als Animateur Edwin fortsetzen zu wollen. Nun sind endlich alle vier Episoden der  gleichnamigen Miniserie auf RTL+ abrufbar; eine Free-TV-Ausstrahlung bei RTL soll folgen. Dieses Review klärt die Frage, ob die Fortsetzung die mit Spannung an sie gerichteten Erwartungen erfüllen kann, wirft aber zunächst einen ausführlichen Blick zurück auf die Filmsatire von 1995.

Was bisher geschah: Der Originalfilm

Am 28. Juni 1995 zeigte Das Erste den Film "Club Las Piranjas" - seltsamerweise getarnt als Teil der Filmreihe "Wilde Herzen", obwohl Romantik nicht gerade ein Hauptbestandteil der Handlung ist. Vielmehr geht es um eine Reihe urlaubshungriger Menschen, die im Ferienclub Las Piranjas nicht nur aufeinander, sondern auch auf die beiden Animateure Biggi (Angelika Milster) und Edwin (Hape Kerkeling) treffen ("Zwei ganz lustige Typen, die den Urlaub noch einmal so schön werden lassen"). Was im Werbevideo des Reisebüros noch so vielversprechend aussieht ("und es ist ja auch alles so günstig"), entpuppt sich schnell als Alptraum: Bargeld und Pässe sollen abgegeben werden ("auf den Zimmern hier... ist immer so 'ne Sache"), das Tragen des Club-T-Shirts ("Ich bin ein Piranja") ist obligatorisch, vorm Frühstück (im Schichtbetrieb) wird gemeinsam gesungen ("Lecker! Lecker!"), im Swimmingpool ist kein Wasser, bei Margot (Hildegard Krekel) und Herta (Dorothea Walda) wird das Klo abmontiert ("Margot, reg' dich nicht auf. Der Klempner war da."), eigene Freizeitgestaltung gibt es nicht ("Ihr sollt jetzt Brennball spielen kommen!") und das Clubgelände darf nicht verlassen werden ("Hier ist doch keine Stadt!"). So ist es kein Wunder, dass beim "Ausflug Land & Leute" in die Alte Handelsstadt schließlich Fluchtpläne geschmiedet werden, die in der belgischen persischen Nacht zum finalen Eklat führen...

Die Piranjas anno 1995

"Und wer bist du-u-u-u-u?": Biggi (Angelika Milster) und Edwin (Hape Kerkeling) stellen sich den Urlaubsgästen vor.
"Und wer bist du-u-u-u-u?": Biggi (Angelika Milster) und Edwin (Hape Kerkeling) stellen sich den Urlaubsgästen vor. Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft mbH/Screenshot

Die Kinder haben für die griechische Nacht gebastelt: Dr. Renate Wenger (Judy Winter) wünscht sich, Biggi hätte den Lappen doch nicht runtergerissen.
Die Kinder haben für die griechische Nacht gebastelt: Dr. Renate Wenger (Judy Winter) wünscht sich, Biggi hätte den Lappen doch nicht runtergerissen. Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft mbH/Screenshot

Im Reisebüro war noch alles in Ordnung: Die Eltern von Simone (
Im Reisebüro war noch alles in Ordnung: Die Eltern von Simone (Ruth Obermann) verschwinden während des Urlaubs spurlos. Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft mbH/Screenshot

Filialleiter Kurt Becker (
Filialleiter Kurt Becker (Horst Krause) ist alleinstehend, aber Abteilungsleiterin Margot reagiert eher kühl auf seine Annäherungsversuche und will nicht mal Karten spielen. Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft mbH/Screenshot

Einzelschicksal Margot Kemper (Hildegard Krekel) würde gerne selbst entscheiden, mit wem sie schläft. Leider hat sie versehentlich "Einzel als Doppel" gebucht und liegt jetzt mit 'ner alten Tante im Bett.
Einzelschicksal Margot Kemper (Hildegard Krekel) würde gerne selbst entscheiden, mit wem sie schläft. Leider hat sie versehentlich "Einzel als Doppel" gebucht und liegt jetzt mit 'ner alten Tante im Bett. Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft mbH/Screenshot

"Lecker! Lecker!": Noch hat Herta Ludwig (Dorothea Walda) Spaß beim musikalischen Frühstück, aber schon bald wird sie sich nach Zuhause sehnen ("My Home is in Kassel").
"Lecker! Lecker!": Noch hat Herta Ludwig (Dorothea Walda) Spaß beim musikalischen Frühstück, aber schon bald wird sie sich nach Zuhause sehnen ("My Home is in Kassel"). Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft mbH/Screenshot

Hoffen auf eine Chance, früher rauszukommen: Karl-Heinz (Michael Brandner), Oliver (Christoph Ortmann) und Hildegard Schadletzki (Katharina Schubert).
Hoffen auf eine Chance, früher rauszukommen: Karl-Heinz (Michael Brandner), Oliver (Christoph Ortmann) und Hildegard Schadletzki (Katharina Schubert). Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft mbH/Screenshot

Die Omma (
Die Omma (Tana Schanzara) hat währenddessen daheim eine neue Uschi besorgt, die aber noch nicht hoch genug bellen kann. Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft mbH/Screenshot

Und dabei ist doch alles nur ein Missverständnis - Biggi und Edwin geben hier schließlich seit fünf Jahren ihr Bestes, um die Urlauber zu bespaßen (jedenfalls aus ihrer Sicht): Biggi sorgt mäßig erfolgreich für die Kinderbetreuung ("Das soll ein Hase sein? Der hat ja gar keine Ohren!") und "ist und war" einst die namhafte Schlagersängerin Biggi Oxford. Sie schwärmt ein wenig für Edwin, während der stets ein Auge auf "die schärfsten verheirateten Frauen" wirft. Er hat ein Verhältnis mit der strengen Clubdirektorin Dr. Renate Wenger - kongenial gespielt von Judy Winter ("Ich glaub ich bin betrunken") - und eine gemeinsame Vergangenheit, von der aber niemand wissen darf: Die beiden waren nicht nur zusammen im Watumba Beach Club Resort in Kenia tätig, sondern haben einen gemeinsamen Sohn, den achtjährigen Björn...

Wo der Club Las Piranjas nun eigentlich liegt, wird im Film nicht verraten. In einem Interview in der Reihe "Sprechplanet" von 2009 berichtete Michael Brandner (alias Urlauber Karl-Heinz Schadletzki), dass der Film eigentlich in Spanien spielen sollte, aber die Tourismusbehörde wohl nach Prüfung des Drehbuchs eine Drehgenehmigung verweigerte. Daraufhin sei man auf Ägypten ausgewichen. Die Dreharbeiten bezeichnet Brandner als "Tour de force"; man erlebte wohl hinter der Kamera ähnlich viele abstruse Unwegbarkeiten wie die Figuren im Drehbuch, hatte aber auch reichlich Spaß dabei. Ägypten gilt nun jedenfalls auch laut Aussage von Hape Kerkeling in einem neuen RTL-Interview als Handlungsort des damaligen Films, wenngleich das in der Serie einmal mehr nicht erwähnt wird.

Die Satire auf den Pauschal-Cluburlaub wurde bis 2013 fast jedes Jahr im Fernsehen wiederholt und ist seit 2005 auch mehrmals auf DVD veröffentlicht worden. Über die Jahre avancierte der Film so zum Kult und konnte eine treue Fangemeinde aufbauen, die ihn mitsprechen (und -singen!) kann. Er beinhaltet von Anfang bis Ende eine einzige Ansammlung kultiger Zitate für jede Lebenslage. Auf einer inoffiziellen Facebook-Seite wurden denn auch jahrelang Memes mit Zitaten aus dem Film geteilt. Von 2009 bis 2016 hat außerdem jemand das "Club Las Piranjas Ferienradio" wieder zum Leben erweckt (bei YouTube und später SoundCloud). Nur ein offizieller Soundtrack mit der Filmmusik von Achim und Betti Hagemann und den Liedern aus dem Film ist leider nie erschienen. Aber im Dezember 2022 feierte sogar eine Musicalfassung Uraufführung am Grenzlandtheater in Aachen. Kurzum: Der Film ist eine kleine Legende.

"Club Las Piranjas 2023": Die Fortsetzung

Die abstruse Enthüllung um den kleinen Björn Wenger bildet nun konsequenterweise den Aufhänger für die Fortsetzung. Fast 30 Jahre später sollen Vater und Sohn erstmals aufeinandertreffen, wobei sich hier wohl schon ein erster Fehler eingeschlichen hat, denn im Film vermisste Edwin seinen Sohn und freute sich in einem Brief auf ein Wiedersehen. Doch der Reihe nach: Für Edwin Öttel (jetzt auch mit Nachnamen) läuft es alles andere als rosig. Seine Karriere als Animateur ist längst vorbei und nun verliert er auch noch seine Wohnung und den Job als Manager der Schlagersängerin Lilly de Jung (tolle Gastrolle für Andrea Sawatzki). Als er keine Perspektive mehr sieht, ruft ihn ausgerechnet seine frühere Chefin und Geliebte Dr. Renate Wenger zu sich und macht ihm ein einmaliges Angebot: Er soll eine Hälfte ihres neuen Club Las Piranjas auf Mauritius erben! Der Haken an der Sache: Edwin soll die Hochzeit von Björn (Ben Münchow) mit der Angestellten Pham Lan Anh, genannt Lani (Trang Le Hong), verhindern, die sich laut Renate den Club unter den Nagel reißen will. Getarnt als Urlauber Olaf Wulze checkt Edwin im neuen Club Las Piranjas in Port Plaisir ein, während Björn und Lani, die den Club nun gemeinsam führen, schon im Vorbereitungsstress stecken. Noch dazu droht das hauseigene, digitale Bewertungssystem (rote vs. grüne Piranjas) durch negatives Feedback der Gäste langsam zu kippen. Zu den nach einer mysteriösen Kündigungswelle verbliebenen Angestellten gehören der Animateur Ruben Vermeulen (Campbell Caspary), der Koch Radek (Prodromos Antoniadis) sowie die Rezeptionistin Viola Rühmann (Andrea Schneider).

Ein erster Blick auf die Miniserie

Getrübte Wiedersehensfreude nach über 20 Jahren: Biggi (Angelika Milster) und Edwin (Hape Kerkeling)
Getrübte Wiedersehensfreude nach über 20 Jahren: Biggi (Angelika Milster) und Edwin (Hape Kerkeling) RTL/Ravi Gajjar/African Photo Productions

Statt blauer und gelber Piranja-T-Shirts verteilt Edwin (Hape Kerkeling) nun grüne und vor allem rote Piranja-Bewertungen.
Statt blauer und gelber Piranja-T-Shirts verteilt Edwin (Hape Kerkeling) nun grüne und vor allem rote Piranja-Bewertungen. RTL/Ravi Gajjar/African Photo Productions

Während Edwin (Hape Kerkeling) sein Werk bewundert, trauen Lani (Trang Le Hong) und Björn (Ben Münchow) ihren Augen nicht.
Während Edwin (Hape Kerkeling) sein Werk bewundert, trauen Lani (Trang Le Hong) und Björn (Ben Münchow) ihren Augen nicht. RTL/Ravi Gajjar/African Photo Productions

Erste Annäherung während der Anreise: Edwin (Hape Kerkeling) und Änne Burger (Cordula Stratmann)
Erste Annäherung während der Anreise: Edwin (Hape Kerkeling) und Änne Burger (Cordula Stratmann) RTL/Ravi Gajjar/African Photo Productions

Letzte Rettung für Edwin (Hape Kerkeling): Tony (Rick Kavanian), Christl (Karin Lischka), Leon (Max Bouchet) und Anisha Brandl (Ginggan Maria Hörbe).
Letzte Rettung für Edwin (Hape Kerkeling): Tony (Rick Kavanian), Christl (Karin Lischka), Leon (Max Bouchet) und Anisha Brandl (Ginggan Maria Hörbe). RTL/Ravi Gajjar/African Photo Productions

Wussten schon vorher, dass ihnen der Urlaub nicht gefällt: Marion und Falko Schnepper (Isabell Polak und Matthias Lamp)
Wussten schon vorher, dass ihnen der Urlaub nicht gefällt: Marion und Falko Schnepper (Isabell Polak und Matthias Lamp) RTL/Ravi Gajjar/African Photo Productions

Lani (Trang Le Hong, r.) mit ihrer Tante Dao (
Lani (Trang Le Hong, r.) mit ihrer Tante Dao (Mai-Phuong Kollath). Will sie etwa auch noch den Rest der Familie nach Mauritius holen? RTL/Ravi Gajjar/African Photo Productions

Während ihr Erfolgssong im Club Las Piranjas auch weiterhin für Stimmung sorgt, hofft Lilly de Jung (Andrea Sawatzki) auf bessere Zeiten ohne Edwin (Hape Kerkeling).
Während ihr Erfolgssong im Club Las Piranjas auch weiterhin für Stimmung sorgt, hofft Lilly de Jung (Andrea Sawatzki) auf bessere Zeiten ohne Edwin (Hape Kerkeling). RTL/Kai Schulz

Urlaubsgäste sind das Installateurs-Ehepaar Christl und Tony Brandl (Karin Lischka und Rick Kavanian) nebst Kindern (Ginggan Maria Hörbe, Max Bouchet) sowie die Dauer-Nörgler Marion und Falko Schnepper (Isabell Polak und der tragischerweise kurz nach den Dreharbeiten verstorbene Matthias Lamp). Für Ruhrpottwirtin Änne Burger (Cordula Stratmann) geht der Urlaub erst richtig los, als sie im Club mit anpacken darf. Renates Anwalt Dr. Oskar Assmann (Benno Fürmann) kontrolliert den Erfolg von Edwins Mission, die dieser auf die ihm eigene chaotische Art angeht und die ihn - so viel darf man wohl verraten - schon in der ersten Folge in den Knast führt. Und dann taucht auch noch seine frühere Kollegin Biggi Jakobs auf, die ganz eigene Interessen mit dem Club verfolgt...

Bewertung

Für die "Piranja"-Fans dürften die wichtigsten Figuren natürlich die drei aus dem Originalfilm stammenden Edwin, Biggi und Dr. Renate Wenger sein: Im Mittelpunkt der Miniserie steht die Rolle des Edwin, die deutlich mehr Tiefe bekommt, während sie langsam Vatergefühle entwickelt und von Kerkeling überzeugend gespielt wird. Für das richtige "Piranja-Feeling" sorgen aber vor allem die Auftritte von Angelika Milster und Judy Winter, die gerne größer hätten ausfallen dürfen. Dass man Winters Rolle direkt zu Beginn sterben lässt, ist mutig, aber sie bleibt der Serie glücklicherweise trotzdem erhalten. Milster erscheint leider viel zu spät auf der Bildfläche. Sie tut der Handlung mehr als gut - und doch mag die Wandlung von der dümmlich-faulen Reiseleiterin hin zur berechnenden Managerin einfach nicht zur Rolle passen.

Prösterchen: unser Clubdirektor Dr. Renate Wenger (Judy Winter)
Prösterchen: unser Clubdirektor Dr. Renate Wenger (Judy Winter)RTL/Wolfgang Ennebach

Von den neuen Darstellern sind besonders Ben Münchow und Trang Le Hong hervorzuheben, die als Björn und Lani sympathisch und überzeugend den ernsthaften Gegenpart in der Serie geben. Die Rolle der Lani sorgte wohl im Vorfeld besonders für Diskussionen, da Kerkeling sich einen starken vietnamesischen Akzent für "eine Hauptfigur" gewünscht hatte. In einer Ausgabe von  "Maybrit Illner" (zum Video, ab 10:40) berichtete er von dem Konflikt während der Produktion und dass er schließlich akzeptiert habe, dass die Figur "glasklares Deutsch" sprechen soll. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass es in der Serie keine Anspielung auf die kultige Fantasiesprache aus dem Film gibt ("Arucha! Arucha!").

Cordula Stratmanns Darstellung der Ruhrpottwirtin Änne wirkt seltsam hölzern (so gern man sie auch sonst sieht); die Figur ist aber auch unglaubwürdig und verzichtbar, auch und besonders die zu sehr gewollte Verbindung zu Edwin. Da dieser kaum Zeit für sie hat, bleiben Stratmanns Auftritte aber angenehm niedrig dosiert. Das gilt leider auch für das übrige Ensemble, ob es nun Andrea Schneider als Rezeptionistin Viola ist oder die Urlauberfamilie Brandl um Rick Kavanian: Im Prinzip hat jede Figur im Verlauf der Serie einen starken Moment, der ihre Anwesenheit begründet - aber möglicherweise sind hier einfach zu viele Neben- und Kleinstfiguren unterwegs, so dass am Ende keine von ihnen ihr durchaus vorhandenes Potenzial genug entfalten kann, um nachhaltig in Erinnerung zu bleiben. Letzteres gilt im Übrigen auch für den Club-Tanz/-Song, der bei weitem nicht an die Stücke aus dem Originalfilm heranreicht.

Für Fans ist es bedauerlich, dass keine Verbindung zu den Urlaubern aus dem Film hergestellt wird. Hildegard Krekel und Dorothea Walda sind ja leider inzwischen verstorben, aber die Familie Schadletzki (Katharina Schubert, Michael Brandner, Christoph Ortmann) hätte man doch zumindest als Cameo irgendwie einbinden können. Sonstige Anspielungen auf den Film finden sich vor allem in der ersten Serienfolge. Mehr davon hätte der Stimmung auch im Verlauf der weiteren Episoden gutgetan.

Regie führte bei der Miniserie Sven Unterwaldt, der einst bei RTL schon Sketchvorlagen für Kerkeling entwickelte und auch für Ottos  "7 Zwerge"-Filme oder das  "Catweazle"-Remake verantwortlich zeichnete. Die Bücher schrieben Mark Werner und Marko Lucht; beide Comedy-erfahren und teamerprobt ( "Nikola",  "KBV - Keine besonderen Vorkommnisse" oder auch die erfolglose  "Kuhflüsterin" mit der schon erwähnten Cordula Stratmann). Karim Sebastian Elias komponierte die Musik und lässt hier stellenweise Klänge aus dem Kerkeling-Film  "Samba in Mettmann" von 2004 aufleben.

Fazit

Insgesamt wirkt die Miniserie "Club Las Piranjas" als Fortsetzung des gleichnamigen Films nur teilweise geglückt. Das liegt einerseits daran, dass man hier inhaltlich eine deutlich andere Richtung einschlägt, weg vom Satirischen hin zur harmlosen Komödie, ja fast schon Dramedy, deren Wechsel zwischen Klamauk und Tiefgang nicht immer ganz stimmig ist. Andererseits entsteht der Eindruck, dass man die Handlung zugunsten einer Auswertung als Miniserie aufgebläht und mit zu vielen Seitensträngen und Nebenfiguren überfrachtet hat. Ein pointierterer Film wäre vielleicht sinnvoller gewesen.

Schöne Ferien! Blick auf den "Club Las Piranjas" 1995 vs. 2023
Schöne Ferien! Blick auf den "Club Las Piranjas" 1995 vs. 2023Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft mbH/RTL/Screenshots (Montage)

Auch ist von der Schrecklichkeit des ursprünglichen Clubs Las Piranjas zu wenig übrig. Wer würde in dem hier gezeigten Urlaubsparadies nicht seine Ferien verbringen wollen? Die gezeigten Mängel scheinen da kaum gravierend genug zu sein, woran auch Edwins Sabotageversuche nichts ändern. Deren Darstellung gerät leider allzu albern, wenn verschreckte Urlauber panisch durchs sonnige Urlaubsidyll fliehen, als wären sie in  "Piranha II - Fliegende Killer", nur weil ein paar Rasensprenger außer Kontrolle geraten sind. Es besteht die Gefahr, dass die Serie nach dieser schwachen zweiten Folge Zuschauer verliert, bevor Angelika Milster erst viel zu spät in Folge drei auftritt und - neben Judy Winter - für die "Piranja-Highlight-Momente" der Serie sorgt.

Trotz aller Kritikpunkte ist es aber nicht so, dass mit der Serie der Kult des Films beschädigt würde. Dafür macht es zu viel Spaß, die Schauspieler und Figuren wieder zusammen zu erleben. Man kann die Miniserie wunderbar an einem Nachmittag bingen, zusammen mit guten Freunden bei Kaffee und Kuchen ("Lecker! Lecker!"). Kultpotential hat sie aber mit Sicherheit nicht - beim nächsten Mal wird die Runde wieder den Film anschauen.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten Miniserie "Club Las Piranjas".

Meine Wertung: 3/5

Der Originalfilm und die Miniserie (sowie die Musik zur letzteren) sind ab dem 19. Oktober bei RTL+ als Stream verfügbar; eine Free-TV-Ausstrahlung der Miniserie bei RTL soll folgen. Ergänzend dazu wird auch eine von Hape Kerkeling gelesene Hörbuch-Fassung veröffentlicht. Der Film wird außerdem im Rahmen des Cologne Comedy Festivals am 29. Oktober im Kölner Kino Cinedom gezeigt. Auf DVD ist er derzeit nur antiquarisch erhältlich.


 

Über den Autor

  • Daniel Teuteberg
Daniel Teuteberg ist Jahrgang 1986 und hat sich schon in früher Kindheit sehr für das Medium Fernsehen begeistert. Und das, obwohl sein Elternhaus erst sehr spät mit Satellitenempfang ausgerüstet wurde und ihm die ganze Bandbreite seiner Möglichkeiten bis dahin vorenthalten blieb. Schon im Grundschulalter nahm er akribisch die Hörzu auseinander - wortwörtlich mit der Schere. Er ist vermutlich der Erfinder des Episodenführers, was jedoch nie offiziell festgehalten wurde. Seine handgeschriebenen Werke existieren aber noch heute. Bevorzugte Genres gibt es kaum. Nach dem Kinderfernsehen wandte er sich relativ jung den ZDF-Familienserien zu, bevor er die Daily Soaps für sich entdeckte. Nach einigen Jahren kühlte diese Leidenschaft teilweise ab, doch “Marienhof” und “Verbotene Liebe” hielt er bis zum Ende die Treue. Zur Zeit seines Studiums weist sein Serien-Lebenslauf Lücken auf, da er zeitweise ohne Fernsehempfang auskommen musste und nur selten Zeit für und Lust auf neue Serien hatte. Nachdem er im Studium mit Erziehungs- und Kommunikationswissenschaft noch zweigleisig gefahren ist, setzte sich schließlich doch die alte Leidenschaft für die Medien durch und so kümmert er sich seit 2013 als Redakteur bei TV Wunschliste hauptsächlich um die Pflege der Seriendatenbank und setzt damit fort, was er schon als Kind geliebt hat.

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Leserkommentare

  • Talisman05 schrieb via tvforen.de am 22.10.2023, 12.36 Uhr:
    Mir hat es leider auch überhaupt nicht gefallen. Es wurde zwar sehr aufwendig produziert und die Rahmenhandlung war zumindest eine nette Idee... Aber wenn man den Film kennt, wird man nur enttäuscht sein. Da ist nichts vom Witz, der Situationskomik und der kultigen Dialoge übrig geblieben. Biggi und Edwin sind noch nicht mal mehr als Animateure aktiv. Auf mich machte die Serie eher den Eindruck, als wollte man krampfhaft versuchen, von allem ein bisschen zu bringen. Ein bisschen Comedy, ein bisschen Romance, ein bisschen Disney und ein bisschen Traumschiff. Herausgekommen ist nix Halbes und nix Ganzes.
  • derinsider schrieb via tvforen.de am 22.10.2023, 10.21 Uhr:
    Leider war das garnix. Und das sage ich als Kerkeling Fan. Man konnte es sich aber schon denken, nachdem die Serie 2 Jahre auf Halde lag und linear noch kein Termin bekannt gegeben wurde. Leider nicht einmal geschmunzelt. Schade.. Chance vertan
  • Gemi Kolle schrieb via tvforen.de am 19.10.2023, 19.52 Uhr:
    Habe den Vierteiler bereits komplett sehen können... Mit den "Animateuren" in ihrer Funktion hat die Serie eigentlich nix mehr zu tun. Bis auf die Figuren hat die Serie mit dem Film in meinen Augen eigentlich auch keine Verbindung, anderer Club, völlig anderer Schwerpunkt auf der Handlung, so dass von dem Biss und der Satire des Originals nichts mehr übrig ist. Und das finde ich sehr schade. Ich habe zwar keine Neuauflage des Films erwartet, aber wenigstens ein bisschen von der scharfen Parodie auf den typisch deutschen Tourismus, sowohl was die Touristen als auch die Animateure angeht. Stattdessen ist es eine recht belanglose Komödie vor schöner Kulisse geworden.
  • ondina schrieb via tvforen.de am 21.10.2023, 11.57 Uhr:
    Gemi Kolle schrieb:
    Habe den Vierteiler bereits komplett sehen
    können... Mit den "Animateuren" in ihrer Funktion
    hat die Serie eigentlich nix mehr zu tun. Bis auf
    die Figuren hat die Serie mit dem Film in meinen
    Augen eigentlich auch keine Verbindung, anderer
    Club, völlig anderer Schwerpunkt auf der
    Handlung, so dass von dem Biss und der Satire des
    Originals nichts mehr übrig ist. Und das finde
    ich sehr schade. Ich habe zwar keine Neuauflage
    des Films erwartet, aber wenigstens ein bisschen
    von der scharfen Parodie auf den typisch deutschen
    Tourismus, sowohl was die Touristen als auch die
    Animateure angeht. Stattdessen ist es eine recht

    Hört sich ja nicht so berauschend an, lasse mich mal überraschen.

    > belanglose Komödie vor schöner Kulisse geworden.
  • ondina schrieb via tvforen.de am 19.10.2023, 12.22 Uhr:
    Nach dem Film von 95 ( H.P. Kerkeling und Kollegen ) in Topform werde ich mir die Serie sobald sie im Free TV auf RTL erscheint anschauen. Bin gespannt auf die Fortsetzung und hoffe natürlich das sie an den Erfolg von damals anknüpfen kann.
  • TeleKiecker schrieb am 18.10.2023, 23.09 Uhr:
    Sonst verwursten die Sender jeden Erfolg. Warum man "Club Las Piranjas" erst jetzt eine kleine Fortsetzung gönnt, ist merkwürdig. Irgendwie
    kommt alles 20 bis 30 Jahre zu spät, denn die Fans des Films sind
    inzwischen auch nicht jünger geworden. Wenn das stimmt, was der Autor
    hier berichtet, werde ich nicht nur das merkwürdige Urlaubshotel (wie im
    Knast), sondern auch den Humor sehr vermissen. Gerade die Rolle der
    strengen, lüsternen und stets trunkenen Hotelleiterin Frau Dr. Wenger war doch urkomisch.
  • Marcus Cyron schrieb am 18.10.2023, 18.54 Uhr:
    Ich denke, da hat der Film auch das Glück durch den nostalgischen Abstand von fast 30 Jahren gesehen zu werden und noch einen Kerkeling-Bonus drauf zu bekommen. Ich erinnere mich noch zu gut, ich hatte den Film damals gesehen und war von der Einfallslosigkeit, der Humorlosigkeit und den Holzhammer-Pointen einfach nur enttäuscht.
  • SerienFan_92 schrieb am 18.10.2023, 18.39 Uhr:
    Dann sollte man sich wohl besser nur den Film anschauen.

    Wenigstens wird dieser auch bei RTL Plus erscheinen.