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TV-Kritik/Review: "Game of Thrones": Was erwartet Jon Snow "Jenseits der Mauer" ("Beyond the Wall")?
(21.08.2017)
Die haben Rettung auch bitter nötig, da der See mittlerweile wieder zugefroren ist und die Untoten vorsichtig vorrücken und sich Jons Truppe in einen aussichtslosen Kampf stürzt. Zum Glück sterben dabei aber nur namenlose Nebencharaktere, auch wenn es für Tormund zwischenzeitlich sehr eng wird. Als die Männer dann schließlich mit dem Rücken zur Wand bzw. zum Abgrund stehen, erscheint Dany auf Drogon mit Rhaegal und Viserion im Schlepptau und bahnt sich mit Feuer den Weg zu ihren Verbündeten. Warum sie nicht weiter über die Armee der Toten fliegt, um so viele von ihnen um die Ecke zu bringen wie möglich, ist nicht ersichtlich - immerhin haben die Untoten anders als die Lannister-Armee keinerlei Bogenschützen. Und sollte die Theorie stimmen, dass ein White Walker immer die Wiedergänger mit sich in den Tod reißt, die er selbst erschaffen hat, hätte hier vielleicht sogar die gesamte Armee vernichtet werden können. Ebenso unersichtlich ist wieso Jon mal wieder den Helden spielen muss und in den Nahkampf geht, anstatt wie alle anderen auf Drogon zu steigen. Der Night King sieht seine Chance, zückt einen Eis-Speer und schleudert ihn auf Viserion. Der Drache sinkt tödlich getroffen zu Boden und versinkt schließlich zum allgemeinen Entsetzen im eisigen Wasser. Jon wird ebenfalls unter Wasser gezogen und Daenerys muss sich und ihre Drachen in Sicherheit bringen, wenn sie nicht noch mehr Verluste riskieren will.
So sieht sie auch nicht mehr, wie Jon es kurze Zeit später schafft, wieder auf festen Boden zu gelangen und von seinem Onkel Benjen Stark (Joseph Mawle) gerettet wird. Da sein Onkel ihm sein Pferd überlassen hat, erreicht Jon sogar noch Eastwatch, bevor die anderen die Festung verlassen. Jon wird versorgt und Daenerys erhascht einen Blick auf seine alten Stichverletzungen. Als er schließlich erwacht befindet er sich bereits auf einem Schiff, dass vermutlich Kings Landing ansteuern wird. Daenerys sitzt an seiner Seite und beobachtet ihn mit sorgenvoller Miene. Im folgenden Dialog wird nun nicht mehr ganz so subtil auf die wachsende Zuneigung zwischen Dany und Jon hingewiesen. Daenerys ist fest entschlossen gemeinsam mit Jon den Nachtkönig und die Armee der Toten zu bekämpfen, nun, nachdem sie die Gefahr mit eigenen Augen gesehen hat. Im Gegenzug dazu schwört Jon ihr seine Treue und erkennt sie als seine Königin an. Damit gibt er gleichzeitig die Souveränität des Nordens und seine Position als König auf.
Zuletzt sieht man, wie der Körper Viserions von den Wiedergängern aus dem See geborgen wird und wie der Night King seinen Kopf berührt. Viserion öffnet seine Augen. Sie sind leuchtend blau.
Fazit
Die Handlung der neuen Staffel Game of Thrones wird mittlerweile von Episode zu Episode in noch höherem Tempo vorwärts gedrängt. Das führt zwar auf der einen Seite zu mehr Action und temporär verkürzten Reisewegen, lässt aber manchmal kaum mehr Zeit für subtile Andeutungen und langsame Entwicklungen. Alles muss sofort und direkt ausgesprochen werden beziehungsweise passieren. Und so passiert auch in der sechsten Folge der Staffel wieder einiges, allerdings nicht immer zum Besten der Figuren. Das Verhältnis zwischen Sansa und Arya scheint nun endgültig zerrüttet und Littlefingers Plan voll aufzugehen. Kann Arya wirklich so blind vor Zorn und so nachtragend über ein Ereignis sein, dass mittlerweile Jahre in der Vergangenheit liegt und gibt es keine wichtigeren Belange, um die die beiden sich kümmern sollten? Eigentlich sollten die Schwestern ihre Lektionen in Bezug auf Littlefinger doch gelernt haben und wissen, wie wichtig in diesen Zeiten der Zusammenhalt innerhalb der Familie ist. Oder haben sie das längst begriffen und versuchen nun, Littlefinger mit seinen eigenen Waffen zu schlagen?
Wie dem auch sei, die Stark-Schwestern müssen erst einmal alleine klarkommen, denn es sieht nicht so aus, als würde Jon so bald nach Winterfell zurückkehren. Der hat nun seinen Stolz und seine Prinzipien über den Haufen geworfen und zumindest metaphorisch das Knie vor Daenerys gebeugt. Diese Entscheidung erscheint nicht ganz schlüssig, da Dany ihm bereits ihre volle Unterstützung zugesichert hatte, ohne diese weiterhin an Bedingungen zu knüpfen. Und immerhin hat er genau wie sein Halbbruder Robb vor ihm jahrelang hart für die Souveränität des Nordens gekämpft. Warum gibt er diese gerade jetzt auf?
Auch sonst gibt es noch einige offene Fragen, die hoffentlich nächste Woche im Staffelfinale geklärt werden. Was hat Yara (Gemma Whelan) für ein Schicksal ereilt und wo hat Euron (Pilou Asbæk) sich in letzter Zeit so rumgetrieben? Hat der Night King jetzt einen waschechten, fliegenden Eisdrachen - und wenn ja, wie groß wird seine Zerstörungskraft sein? Am spannendsten wird aber wohl das Treffen zwischen den derzeitigen Herrschern und Befehlshabern Cersei, Daenerys und Jon verlaufen. Wird Cersei sich aufgrund eines Wiedergängers von der Existenz der Armee der Toten überzeugen lassen und zu einer Verbündeten werden oder hat sie ihren menschlichen Feinden gar eine tödliche Falle gestellt?
Wie hat euch diese Folge gefallen? Gebt eure Wertung gleich hier ab (1=schlecht, 5=super, nur für eingeloggte User):
Leserkommentare
Thinkerbelle schrieb am 21.08.2017, 21.34 Uhr:
Jon hat deswegen das Knie gebeugt, weil er mit Thormund gesprochen hat. Dieser meinte, Mance Ryder hätte auch nie die Knie gebeugt und das hätte tausenden das Leben gekostet. Und dass der Preis für seinen Stolz zu hoch war.
Die früheren Herren des Nordens haben auch das Knie vor dem König gebeugt. Ned war ja auch nur der verlängerte Arm von König Robert Baratheon. Robb wollte es aber nicht vor dem König beugen, der seinen Vater getötet hat. Daher ist das eine ganz andere Situation.
Dass Jon das Knie beugt war vielleicht auch ein Entgegenkommen, nachdem Dany ihm entgegen kam und nicht auf ihren Forderungen beharrte. Wenn immer nur einer nachgibt wird es einseitig. Dany hat nachgegeben, deswegen gibt Jon auch nach.
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