TV-Kritik/Review: A Gifted Man

Eine neue CBS-Serie, die sich weder um Cops, noch Navy-SEALs oder FBI-Agenten dreht? Auch wenn man es kaum glauben mag, so etwas gibt es immer wieder. Der Krimi-Sender, der 1999 mit dem Start von  "C.S.I. - Den Tätern auf der Spur" eine regelrechte Ermittler-Revolution bei Dramaserien auslöste, versucht seit mittlerweile zwei Jahren ein Krankenhaus-Format in sein Programm zu integrieren. Bisher ließ die Qualität der Kandidaten aber eher zu wünschen übrig, so dass  "Three Rivers" und  "Miami Medical" äußerst schnell wieder vom Bildschirm verschwanden.  "A Gifted Man" versucht nun auch, mehr zu bieten, als lediglich die Abenteuer der Ärzte in einem durch Farbfilter aufgepeppten Elitekrankenhaus abzuarbeiten. Ein bisschen Elite bleibt zwar, doch greifen die Macher hier sogar zu einem übernatürlichen Element, um die Götter in Weiß zu entzaubern. Fast scheint es, als habe Weihnachtsmuffel Ebenezer Scrooge persönlich Pate für den exzentrischen und launischen "begabten Mann" gestanden, der (wortwörtlich) mit den Geistern seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird.

Neurochirurg Michael Holt (Patrick Wilson) lebt recht zufrieden in seiner luxuriösen Alltagsblase. In einer Privatklinik in New York hat er sich auf die Behandlung der Reichen und Schönen spezialisiert, kommt mit der wirklichen Welt nur bedingt in Kontakt. Auch der Geburtstag seiner langjährigen und treuen Assistentin Rita (Margo Martindale) ist da kein Grund, seine Arroganz vorübergehend gegen Herzenswärme einzutauschen. Wer es doch schafft, zu ihm durchzudringen, ist ausgerechnet seine Ex-Frau Anna (Jennifer Ehle), die er durch Zufall vor einem Restaurant wieder trifft. In seinem Loft lassen sie alten Zeiten Revue passieren, in denen sie gemeinsam in einem winzigen Apartment in Alaska lebten. Damals hatte Michael die Nase voll davon, in einer Hinterweltler-Praxis zu versauern - doch Anna, die nun in einer kostenlosen Klinik für Bedürftige in New York arbeitet, vermisst er noch immer.

Als er Anna am nächsten Tag genau in jener Klinik erreichen will, erwartet ihn ein Schock: Anna ist tot, wurde vor zwei Wochen von einem Auto angefahren und starb. Fast schon panisch stürzt sich Michael in die Nachforschungen: Welche Erkrankung könnte lebensechte Halluzinationen, wie er sie offensichtlich erfahren hat, auslösen? Zumal sie nicht zu Ende sind: Anna erscheint ihm mehrfach und bittet ihn schließlich in die Klinik zu gehen und dort ihr Passwort in den Computer einzugeben. Nur so kommen die Mitarbeiter an die Daten, die sie brauchen, um weiterarbeiten zu können. Dabei wird Michael mit den Bedürfnissen ärmerer Patienten konfrontiert, die sich seine Dienste unter normalen Umständen niemals leisten könnten - und doch dringender darauf angewiesen wären, als der ungeduldige Milliardär oder die 19-jährige Tennis-Ikone, die er gerade unterm Messer hat.

Ebenfalls Hilfe nötig hätten Michaels Schwester Christina (Julie Benz) und sein Neffe Milo (Liam Aiken), den er erst einmal vom Polizeirevier abholen muss. Für Christine, die er immer rau zurückweist, sobald sie ihm emotional zu nahe kommt, ist das "Auftauchen" von Anna eine Art kosmisches Geschenk. Da Michael dieses Päckchen aber gerne wieder umtauschen würde, empfiehlt Christina ihm den Seelenheiler und Schamanen Anton (Pablo Schreiber), der sein Innerstes von Anna heilen soll. Doch will Michael das wirklich?