20 Jahre 'Spiegel TV'

Beim Privatfernsehen, wo Sendungen meist schnell kommen und wieder gehen, ist ein 20. Geburtstag schon etwas außergewöhnliches. Aber der Magazin-Klassiker  "Spiegel TV" schafft es seit dem 8. Mai 1988, ausreichend Zuschauer an sich zu binden und somit nicht nur die eigene Redaktion, sondern auch den Sender RTL zufrieden zu stellen. Die Sendung kann sich noch immer gut gegen die gewachsene Konkurrenz behaupten und erreicht derzeit Marktanteile von knapp 13 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe.

Vor 20 Jahren startete der erste TV-Ableger einer gedruckten Zeitschrift in Deutschland, damals geleitet und moderiert von Stefan Aust, der später 14 Jahre lang auch Chefredakteur des gedruckten "Spiegel" war. Andere Blätter wie der "stern" mit  "stern TV" oder die "Bunte" mit dem Lifestyle-Magazin  "Inside Bunte" zogen nach, und heutzutage gibt es eine ganze Flut von Sendungen, die auf einer Zeitschrift oder Zeitung basieren und Verlagshäusern entstammen.

"Spiegel TV" kooperiert - wie auch Günter Jauchs "stern TV" - mit der "Development Company for Television Program" (dctp), die als unabhängiger Drittanbieter Programme für feste Sendeplätze in Privatsendern produziert. RTL, Sat.1 und VOX sind gesetzlich verpflichtet, einen bestimmten Anteil ihres Programms von Drittanbietern produzieren zu lassen, und im Falle quotenstarker Sendungen wie "Spiegel TV" und "stern TV" dürfte dies RTL auch nicht weh tun.

Bis zu Stefan Austs Ablösung beim "Spiegel" Anfang dieses Jahres wurde das TV-Magazin von ihm und der "Spiegel"-Redakteurin Maria Gresz im wöchentlichen Wechsel moderiert. Inzwischen ist Gresz das alleinige Gesicht der Sendung.

Gresz sieht den Vorteil ihrer Sendung darin, "immer ganz nah dran" zu sein. "Die szenische Umsetzung schlägt den O-Ton, und den Politiker-O-Ton sowieso. Bei uns gibt es davon deutlich weniger, dafür sind viel mehr Reporter bei uns im Einsatz, die keine Scheu haben, den Leuten auch noch hinterher zu steigen, wenn die sagen, dass sie keinen Kommentar abgeben wollen. Gerade Politiker lassen wir nicht in Ruhe, sondern gehen hinterher. Ich finde, das haben die Öffentlich-Rechtlichen nicht so sehr", so Gresz, die alle ihre Moderationen selbst schreibt.

Sie lobt die gute Zusammenarbeit mit den beiden neuen Chef-Redakteuren des "Spiegel" und freut sich, mit einer neuerlichen Recherche "Herrn Milbradt wegen seiner Kredite bei der landeseigenen Bank offenbar so lange gequält [zu] haben, dass er als Sachsens Ministerpräsident zurückgetreten ist - zu Recht, wie ich finde."

"Spiegel TV" erhielt neben dem weltweit begehrtesten Fernsehpreis Emmy u.a. auch den Deutschen Fernsehpreis, den Grimme-Preis, den Goldenen Löwen, den Bayerischen Fernsehpreis und zahlreiche Auszeichnungen des renommierten New York-Filmfestivals. Im Jahre 2004 wurde das Magazin von führenden Vertretern der Medienbranche bei einer Umfrage des Fachblatts "Kress Report" zur "besten Informationssendung" im deutschen Fernsehen gekürt.

Heute Abend um 22.55 Uhr geht es u.a. um die Krawalle vom 1. Mai und das Inzest-Drama von Amstetten.