Spanien schickt Komiker zum 'Grand Prix'

Guildo Horn landete beim  "Grand Prix Eurovision" 1998 mit seinem Song "Guildo hat euch lieb" auf dem 7. Platz,  Stefan Raab zwei Jahre später mit "Wadde hadde dudde da?" auf Platz 5. Werte, die Deutschland in den Folgejahren nicht wieder erreichte, und Werte, auf die Spanien mit Neid blicken muss, denn die Spanier haben den Wettbewerb seit 1968 nie wieder gewonnen und waren in den vergangenen beiden Jahren nicht mehr unter den Top 20.

Und weil auch das Zuschauerinteresse rapide nachgelassen hat, will man jetzt den deutschen Komik-Beiträgen nacheifern und schickt mit dem Schauspieler David Fernández eine Spaßfigur nach Belgrad, die sich mit einer überdimensionalen Elvis Presley-Tolle, 50er Jahre-Koteletten und einer Spielzeuggitarre aus Plastik in die Herzen der Fans blödeln soll. Als "Rodolfo Chikilicuatre" will der verkleidete Fernández mit der Ulknummer "Baila el Chiki-chiki" (deutsch: "Tanz den Chiki-chiki") den Song-Contest "sprengen" und Spanien, wenn schon nicht auf die vorderen Plätze, dann doch wenigstens ins Gespräch bringen.

In Spanien selbst löste die Entscheidung, die per Telefonabstimmung zustande gekommen war, heftige Debatten beim veranstaltenden Fernsehsender TVE aus. Während viele die Wahl lustig fanden und das TV-Publikum für seinen Humor lobten, bezeichneten andere die Wahl als "Schande" und beschwerten sich darüber, dass ihr Land bei dem Festival am 24. Mai durch einen "unwürdigen" Beitrag vertreten sein wird. "Man macht sich nicht nur über das Festival lustig, sondern blamiert nebenbei ganz Spanien vor 300 Millionen TV-Zuschauern in Europa", empörte sich die Zeitung "El Mundo".

Anders die Zeitung "El País", die Verständnis für die Wahl des Komikers hatte: "Chikilicuatre übernimmt die Funktion eines Rächers. Er begleicht eine alte Rechnung der spanischen TV-Zuschauer mit dem geschmacklosesten Festival der Welt. Das Kalkül sieht so aus: Wenn wir mit Schnulzen, kraftvollen Stimmen oder Flamenco-Anleihen schon nicht gewinnen können, wollen wir wenigstens dazu beitragen, den Wettbewerb zu sprengen."

In seinem Lied, das sich anhört wie ein gerapptes Kinderlied, erzählt Chikilicuatre von spanischen Prominenten, die angeblich bereits den "Chiki-chiki" tanzen. Das seien u.a. auch Formel-1-Rennfahrer Fernando Alonso und die Hollywoodstars Javier Bardem und Antonio Banderas.