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'Wann kracht's wieder?'

von Jutta Zniva in Vermischtes
(12.09.2005, 00.00 Uhr)
Europäische Großproduktion 'Der Todestunnel'

Gemeinschaftliche europäische Großproduktionen dieser Art haben Seltenheitswert. Beim 4 Mio. Euro teuren Event-Movie "Der Todestunnel – nur die Wahrheit zählt" kooperierten Deutschland, Italien, Österreich, Frankreich, die Slowakei, Tschechien, Ungarn und Rumänien. Zu sehen ist der Film am 4. Oktober auf Sat.1 und ORF. Wunschliste.de war bei der Österreich-Vorpremiere in Graz dabei.

Was die Länder tragischerweise verbindet: 20 europäische Tunnelkatastrophen in den letzten zehn Jahren. Fazit: 200 Tote und Verletzte. Weiters: Jede sechste Röhre von 49 inspizierten Tunneln ist immer noch mangelhaft: lückenhafter Brandschutz, fehlende Fluchtwege, schlechte Lüftung und ungenügendes Verkehrsmanagement. Eine Sanierung aller bestehender Tunnel ist EU-rechtlich übrigens erst bis zum Jahr 2019 verbindlich.

"Der Todestunnel", produziert von Bavaria, Satel und RTI, basiert auf zwei echten Katastrophen im Tauern- und im Montblanctunnel aus dem Jahr 1999. Regisseur Dominique Othenin-Girard zeichnet ein ähnliches (fiktives) Horrorszenario nach: Beim Alptraum jedes Autofahrers, einem von einem übermüdeten LKW-Fahrer (James Bond-Bösewicht Götz Otto) ausgelösten Tunnelbrand samt spektakulärer Explosion, sterben 47 Menschen. Eine engagierte Staatsanwältin (Algaia Szyszkowitz, s. Bild) stößt bei ihren Ermittlungen auf Ungereimtheiten, Sicherheitsmängel und politische Vertuschung. In weiteren Rollen spielen u. a. "Tatort"-Kommissar Dominic Raacke, Ex-"Rex" Gedeon Burkhard, Gunther Gillian, Alexander Lutz, Roswitha Szyszkowitz, August Zirner, Karlheinz Hackl und Rosalinda Celentano (ja, die Tochter!). Gedreht wurde mit vielen Stunts und Effekten in der Steiermark (Katastrophenszenario im Herzogbergtunnel mit ziemlich eindeutig am Computer gebastelten Rauchwolken) und in Italien.

Die Mischung aus Katastrophenfilm und Gerichtsdrama nach sattsam bekanntem US-Vorbild stellt die Geschehnisse, die zum Unglück führen, detailliert nach. Gar viel an Handlung und Nebenhandlung, an Personen, Schicksalen und Nebenschicksalen hat die Regie in dieses TV-Drama hineingepackt. Das geht auf Kosten der Figuren, deren Charakter nur angedeutet wird und über lange Strecken schablonenhaft bleibt. Erst gegen Ende des Filmes kann man ein wenig an Dimension in die dargestellten Menschen hineininterpretieren. Wenn man mag.

Und man muss fast mögen. Denn immerhin ist das Anliegen des TV-Dramas, Missstände aufzudecken, löblich. Obwohl ein junge Mann im Publikum zwischendurch seiner Nachbarin öfters eine Frage ins Ohr zischte, die bei Katastrophenfilmen dieser Art durchaus berechtigt ist: "Wann kracht's wieder?"

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Leserkommentare

  • Schmidt24 schrieb via tvforen.de am 21.09.2005, 19.53 Uhr:
    Hallo "Wunschliste",
    "Wann kracht's wieder?". Genau diese Sorte Zuschauer sollte mit diesem Film entsprechend enttäuscht werden, weil es beim "Todestunnel" nicht um das "Krachen" geht, sondern um die "Opfer".
    Ich freue mich, dass das offensichltich gelungen ist.
    Noch einige Anmerkungen: es ist nicht der Regisseur, der das "Horrorszenario" nachzeichnet, sondern der Autor. Der Regisseur inszeniert es.
    Mich würde interessieren, welche Filme Sie konkret meinten, die mit dieser dramaturgischen Struktur einem US-Vorbild nacheifern ("...nach sattsam bekannten US-Vorbild...").
    "Gar viel an Handlung und Nebenhandlung, an Personen, Schicksalen und Nebenschicksalen hat die Regie in dieses TV-Drama hineingepackt" - das war nicht der Regisseur, das war der Autor.
    Ich bin sehr gespannt zu lesen, wie Sie eine Tunnelkatastrophe, die ihren Fokus auf den Missständen und den Opfern hat, aufgebaut hätten. Kritik ist bei jedem Film berechtigt, konstruktive Kritik wartet mit einem Gegenentwurf auf. Wie lautet Ihrer?
    Beste Grüße
  • Schmidt24 schrieb via tvforen.de am 22.09.2005, 23.26 Uhr:
    Liebe Frau Zniva,
    die Quote ist natürlich DAS bestimmende Thema bei den Sendern – in letzter Zeit leider auch zunehmend auch bei den Öffentlich-Rechtlichen, obwohl bei denen aus wirtschaftlichen Gründen überhaupt keine Notwendigkeit dazu besteht. Wir „Kreativen“ aber auch eine Menge Produzenten können das nur kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen.
    Insofern kann ich Ihre zynische Haltung durchaus nachvollziehen. Zynismus hat in meinen Augen eine resignative Grundhaltung: man hat sich mit etwas abgefunden, vielleicht, weil man seine eigene Ohnmacht empfindet, etwas ändern zu können.
    Viele meiner Kollegen und auch ich haben uns – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg (auch wir zahlen Miete) – nicht damit abgefunden. Uns geht es darum, eine gute Geschichte zu erzählen. Zu berühren. Dem Sender geht es, auch das ist verständlich, um Profit.
    Leider ist bei einigen Senderverantwortlichen bzw. Redakteuren die Binsenweisheit noch nicht angekommen, dass sich beide Interessen nicht ausschließen, sondern wunderbar kombinieren lassen: eine gute Geschichte zieht meist auch viele Zuschauer nach sich.
    „Katastrophe“ ist, da haben Sie Recht, ein Begriff, der in der Vermarktung entstanden ist. In meinen Augen war die Geschichte immer ein Drama. Die Titelfindung findet in der Regel ohne Rücksprache mit den Autoren statt, wir haben da keinen Einfluss mehr. Der internationale Vermarktungstitel lautet übrigens „1200°“. Natürlich ist er nicht sehr konkret, aber er lässt eben noch Raum für Interpretationen. Daran ist den Privatsendern in Deutschland aber nicht gelegen. Per Titel wollen sie dem Zuschauer bereits vermitteln, was er von dem Film in etwa zu erwarten hat.
    Es gibt eine Menge Formate, die aus dem Ausland kopiert werden (und häufig – das ist erfreulich - mit Misserfolg). Die von Ihnen genannten Event-Movies wurden hier erfunden. Die US-Formate haben einen enormen Vorteil: sie haben mehr Geld. RTL zahlt pro Serienfolge 500.000-600.000 Euro. Die Pilotfolge von „Lost“ hat 11 Mio. Dollar gekostet. Man kann sich ausrechnen, was das für den Cast, die Drehtage, die Kameraästhethik etc. bedeutet – nicht zu vergessen die Höhe des Drehbuchhonorars ).
    Für die mangelnde Zeit (und auch das mangelnde Geld) für einen Gegenentwurf habe ich volles Verständnis, im Ernst. Es war ja auch eher provokativ gemeint.
    Wir (die Autoren) beschäftigen uns im Schnitt 1-2 Jahre mit so einem Stoff, man denkt wieder und wieder und noch einmal über jede Szene nach, jede Figur, jeden Pay-Off, jeden Dialog, über Alternativen, Umstellungen usw.
    Dabei kann trotzdem Murks rauskommen, aus vielerlei Gründen.
    Andererseits freut man sich dann natürlich über eine differenzierte Kritik (auch für die gilt: ein schlechtes Drehbuch gehört schlecht besprochen).
    Danke für den „Briefbomber“ – es gab Leute in Österreich, die versucht haben, ihn zu verhindern.
    Grüße und auch Ihnen einen schönen Abend, H.Schmidt
  • Jutta Zniva schrieb via tvforen.de am 22.09.2005, 22.19 Uhr:
    Hallo am Abend, Herr Schmidt,
    danke auch für Ihre Antwort. Mir ist bewusst, dass durch Ihre Recherchen äußerst viel aufgedeckt und im Film sichtbar gemacht wurde, was man nach den Tunnelunglücken vor allem politisch gern für immer unter den Teppich gekehrt hätte.
    Mich freut es übrigens, dass Sie schreiben, dass deutsche Event Movies "spannende, vielleicht auch anrührende, vor allem aber existentielle Geschichten" erzählen wollen. Vielleicht bin ich zu zynisch anzunehmen, es ginge doch hauptsächlich um die Quote. Und "Katastrophe" bringt bekanntlich meist ganz gute Quoten. Sat.1, wo auch der "Todestunnel" im Oktober ausgestrahlt wird, ist ja Spezialist auf diesem Gebiet.
    Dass der Film ursprünglich "Die Röhre" heißen sollte und nicht "Der Todestunnel", habe ich gelesen. Man hat ihm ja leider auch noch einen dieser typischen Sat.1-Zusätze verpasst: "Der Todestunnel – nur die Wahrheit zählt". Das erinnert automatisch an reißerische Titel wie "Saskia - schwanger zum Sex gezwungen", "Natalie - Endstation Babystrich" oder "Verkaufte Unschuld - Der Killer vom Kinderstrich" (alle Sat.1).
    Zum US-Vorbild: Dass deutsche Produktionen nicht originär sind, sondern lediglich "kopieren" und "abkupfern", wollte ich nicht suggerieren. Was ich aber glaube, ist, dass man das Genre des amerikanischen Event Movies ("Katastrophenflug Nr. irgendwas") sehr wohl "von drüben" übernommen hat. Aber da haben Sie wieder Recht: Das ist natürlich legitim. Und dass sich überhaupt alles Dramatische an der griechischen Tragödie orientiert, stimmt auch.
    Zu dem Gegenentwurf, zur konstruktiven Kritik: Ich weiche nicht aus, ich überlege nur gut und lange, was ich dazu sage! Als erstes möchte ich sagen, dass ich in meinem Broterwerbsberuf, quasi "in der Firma", auch Dinge "produziere". Und ich muss jedesmal tief durchatmen, wenn dann irgendein Schlaumeier kommt, der im Nachhinein (!) alles besser weiß und lässig dahinsagt, man hätte das doch "anders" machen können. Früher hat mich das geärgert, heute lächle ich (relativ) milde über solche Sachen.
    Und jetzt zumindest etwas konkreter zum weiten Feld der konstruktiven Kritik (und das Folgende meine ich nicht polemisch): Für einen ernstzunehmenden Gegenentwurf müsste ich mich natürlich hinsetzen und nachdenken, schreiben und Ideen konkretisieren, sie wieder verwerfen, neu nachdenken etc. etc. Das wäre (wie keiner besser weiß als Sie) harte Arbeit. Warum ich das nicht machen kann: Mir würde das hier und jetzt ja niemand zahlen.
    Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend + P.S.: "Der Briefbomber" war spannend erzählt, fand ich.
  • Schmidt24 schrieb via tvforen.de am 22.09.2005, 03.11 Uhr:
    Liebe Frau Zniva,
    vielen Dank für Ihre prompte Antwort auf meine verspätete Reaktion.
    Von der Bavaria angefragt, ob ich Interesse an der Schilderung einer Tunnelkatastrophe in fiktionaler Form hätte, habe ich unter zwei Bedingungen zugestimmt. Zum einen, die Opfer und Angehörigen auf seriöse Weise einzubeziehen, zweitens eine umfangreiche Recherche vorzunehmen. Die Bavaria hat beidem zugestimmt und auch beides möglich gemacht. So war es mir möglich, Beteiligte des Montblanc- und des Tauerntunnelunglücks zu befragen. Opfer, Helfer, Hinterbliebene, Feuerwehrleute, Ingenieure, Juristen und Katastrophenexperten.
    Wenn es mir ums „Krachen“ gegangen wäre, hätte ich diesen Aufwand als Vorstufe zum Drehbuch nicht betreiben müssen – aber es war mir ein Anliegen.
    Mit den „US-Vorbildern“ habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt.
    Es ging mir nicht um die deutschen Eigenproduktionen, die (aus gutem Grund) produziert werden, sondern um die von Ihnen zitierten US-Vorbilder. Denn Ihre Formulierung suggeriert, dass deutsche Produktionen ein vorgefertigtes US-Vorbild auf deutsche Verhältnisse kopieren, also, statt originär zu sein, lediglich abkupfern.
    Dieses ist nicht der Fall. Wir erfinden unsere Geschichten immer noch selbst und orientieren uns wenn überhaupt – wie z.T. auch die US-Amerikaner – an den europäischen Vorbildern, zum Beispiel an der griechischen Tragödie.
    Ob die von Ihnen genannten deutschen Produktionen den Anspruch haben, der Opferseite gerecht zu werden, kann ich nicht beurteilen. Ich glaube einfach, sie wollen eine spannende und vielleicht auch anrührende, vor allem aber existentielle Geschichte erzählen. Und ich kann auch nichts Verwerfliches dabei finden, sich dabei eines historischen Hintergrundes zu bedienen.
    Dass diese als „Event-Movies“ daherkommen, das will ich – da haben Sie Recht – keineswegs leugnen. Denn anders wären sie nicht zu finanzieren und würden ansonsten gar nicht stattfinden. Wollen wir sie deshalb lieber nicht sehen? Ich denke nicht.
    Bei Ihrem Gegenentwurf weichen Sie mir aus. Sie haben zu viele Personen, zu viele Nebenhandlungen beklagt, und nun schlagen Sie den Tauerntunnel vor – anders inszeniert.
    Das ist aber kein wirksames Gegenrezept.
    Wir durften uns aus juristischen Gründen nicht mit einem bestimmten Unglück beschäftigen, deshalb wurde von mir ein fiktiver Tunnel erfunden, den es so nicht gibt – seine Schwachstellen, was z.B. die Fluchtwege betrifft, aber schon.
    Was die Inszenierung von Dominique Othenin-Girard angeht, rennen sie bei mir offene Türen ein. Ich nehme an, er hat bis heute nicht begriffen, worum es den Sendern, der Produktion und mir bei diesem Projekt ging – und der „Todestunnel“ (übrigens nicht mein Titel) war daher wohl auch unsere letzte Zusammenarbeit. Nichtsdestotrotz ist es in meinen Augen immer noch ein sehenswerter Film.
    Grüße, H. Schmidt
  • Jutta Zniva schrieb via tvforen.de am 22.09.2005, 00.56 Uhr:
    Hallo Herr Schmidt,
    dass es Ihnen als Autor des Films vornehmlich ums "Krachen" gegangen ist, und nicht um das Leiden der Opfer und der Hinterbliebenen, möchte ich wirklich nicht unterstellen. Außerdem erinnere ich mich gut, dass auch die Hauptdarstellerin, Aglaia Szyszkowitz, nach der Vorführung des Films sehr glaubhaft und schön ausgedrückt hat, was (für sie) das Anliegen des "Todestunnels" ist.
    Zu den Filmen, die sich an US-Vorbildern orientieren und die man heute wohlweislich "Event Movies" und nicht mehr "Katastrophenfilme" nennt: Da wäre beispielsweise "Der Tunnel", und bald sind "Die Sturmflut", "Tornado", "Tusnami", "Bomben über Dresden" und "Die Luftbrücke" zu sehen. Auch die Verfilmung des Lawinenunglücks in Galtür ist geplant. Ich denke, dass alle (!) Produktionen dieses Genres (wie auch der "Todestunnel") den Anspruch haben, die Konsequenzen verheerender Katastrophen auf Seiten der Opfer darzustellen und es nicht nur krachen zu lassen. Kein Regisseur der oben genannten Filme würde sagen: "Mir geht’s nur um die special effects." Aber es kracht/brennt/stürmt/flutet und wirbelt nicht zu knapp - da werden Sie mir zustimmen.
    Den Trend, auch im deutschsprachigen Raum aus Geschichte "Event-Movies" zu machen, kann man also nicht leugnen.
    Sie haben Recht mit Ihrer Korrektur: Nicht der Regisseur zeichnet das Szenario nach, sondern der Autor. Der Regisseur inszeniert. Ich hätte die Geschichte - auch eine verfilmte Geschichte - über die Katastrophe im Tauerntunnel sehr interessant gefunden. Aber diese Inszenierung der Geschichte fand ich nicht wirklich gelungen.
    Beste Grüße