Folgeninhalt
Zu 1.) Nicht einmal zwei Wochen ist das neue Jahr alt. Doch was wird es bringen? Wie steht es inzwischen weltweit um Werte wie Freiheit, Toleranz und Liberalismus? Einen Politologen treibt genau das um, Christian Welzel von der Universität Lüneburg interessiert nichts weniger als die moralische Berechnung der Welt. Mithilfe des "World Values Survey". Das ist eine Erhebung, in der seit 1981 in regelmäßigen Abständen die Einstellungen der Menschen über den ganzen Globus erfragt wird. 250 Gewissensfragen werden gestellt, z.B.: "Wie wichtig ist es für sie in einem Land zu leben, das demokratisch regiert wird?". Die gute Nachricht: Es geht bergauf. Die Menschen werden immer toleranter, freiheitsliebender. Insofern: Es kann nur besser werden, oder?! Das Kulturjournal trifft Christian Welzel in Lüneburg und fragt die Lüneburger, ob sie auch das Gefühl haben, dass es aufwärts geht. Zu 2.) "Mir liegt nichts daran, auf der Straße erkannt zu werden, ich will auf der Straße gepfiffen werden." Und das hat er geschafft: Seine Schlager kennen Millionen, doch nur wenige kennen den Komponisten von Songs wie "Marmor, Stein und Eisen bricht", "Ein bisschen Spaß muss sein" oder "Wunder gibt es immer wieder". Christian Bruhn, 1934 in der Nähe von Hamburg geboren, schrieb zahlreiche Hits, Filmmusiken für Serien wie "Wickie", "Heidi" oder "Timm Thaler", außerdem zahlreiche Werbejingles. Insgesamt schuf er etwa 2500 Kompositionen. Dabei liebt Christian Kuhn selbst vor allem Jazz und Mozart. Der Dokumentarfilm "Meine Welt ist die Musik" von Regisseurin Marie Reich portraitiert einen ungewöhnlichen Musiker, der bis heute – mit 84 Jahren - voller Leidenschaft Musik macht. Neben Bruhn selbst sprechen Katja Ebstein, Harold Faltermeyer oder Klaus Doldinger in dem sehenswerten Film, der jetzt im Kino läuft. Zu 3.) Der Zweite Weltkrieg und die Vernichtung der Juden waren 1979 über drei Jahrzehnte her. Aber erst eine amerikanische Fernsehserie machte vielen Deutschen klar, was in den Konzentrationslagern passiert war: "Holocaust" hat die Bundesrepublik verändert, wie kaum eine andere TV-Produktion. Dabei war die Ausstrahlung der Reihe im Vorfeld höchst umstritten: Nicht nur Historiker zweifelten an, ob eine amerikanische Soap-Opera eine angemessene Form sei, um die Ermordung der Juden darzustellen. Und reaktionäre Kräfte wollten das Thema nicht in der Öffentlichkeit wissen, sie beschwerten sich über die angebliche "Hetzserie", es gab anonyme Morddrohungen und Anschläge auf Sendemasten Doch die Serie wurde gesendet, übertraf alle Erwartungen und prägte die deutsche Erinnerungskultur. Zum 40-jährigen Jubiläum wird Holocaust jetzt wieder im NDR-Fernsehen gezeigt (2. Teil am 14. Januar um 23.15 Uhr). Und eine umfangreichreiche Dokumentation von Alice Agneskirchner erinnert daran, "Wie ‚Holocaust' ins Fernsehen kam" (16. Januar um 23.50 Uhr im NDR Fernsehen). Das Kulturjournal spricht mit dem Historiker Frank Bösch über die Bedeutung der Fernsehserie. Zu 4.) Sie war selbst Jüdin, aber sie kollaborierte mit den Nazis und verriet hunderte Juden. Stella Goldschlag war eine schillernde, eine unbegreifliche Figur. 1943 wurde sie in Berlin verhaftet und ging einen Pakt mit der Gestapo ein, um ihre eigenen Eltern vor der Ermordung zu retten. Sie arbeitete als "Greiferin" und denunzierte Hunderte Juden, die in der Großstadt untergetaucht waren, und brachte ihnen den sicheren Tod. Der in Hannover aufgewachsene Schriftsteller Takis Würger, dessen erstes Buch "Der Club" hochgelobt wurde, erzählt diese Geschichte nun in seinem neuen Roman "Stella" (Hanser Verlag). Aus der Perspektive eines jungen Schweizers, der sich in Stella verliebt und mit ihr zusammenlebt, nähert er sich der Figur an. "Stella" ist unser NDR Buch des Monats im Januar. Und die Figur Stella Geldschlag ist auch Teil des NDR-Dokudramas "Die Unsichtbaren", das am 16. Januar im "Ersten" gezeigt wird. Zu 5.) Man kennt sie als Schauspielerin: Katja Flint. Dort zeigt sie in ihrem Gesicht gekonnt Gefühle, und das seit über dreißig Jahren. Nicht ganz so bekannt ist, dass die Schauspielerin auch als Fotografin Gefühle präsentiert, ebenso künstlerisch gestaltet, in schwarz-weißen Portraits, oft verwischt. Vom Schauspiel kommend geht es Katja Flint vor allem darum, ihren Fotografien einen malerischen Effekt zu geben, sagt sie. Tatsächlich wirken die Bilder wie einzelne kleine Dramen: theatralisch, intensiv und hoch emotional. Jetzt sind die Fotos in einer großen Einzelausstellung in der Kunsthalle Rostock zu sehen (ab 13. Januar). Das Kulturjournal trifft Katja Flint für einen exklusiven Besichtigungstermin. Zu 6.) Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat uns besonders aufgeregt? Was hat uns amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft – Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. Viel Spaß!
(NDR)