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2010 erfuhr eine schockierte Öffentlichkeit von immer mehr Menschen, die als Kind Opfer sexueller Gewalt geworden waren. Ein Priester am Canisius-Kolleg hatte sein Wissen über den Missbrauch an seinem Institut öffentlich gemacht und die Opfer dazu aufgerufen, ihr Schweigen zu brechen. Eine Lawine war losgetreten. Es meldeten sich auch Betroffene anderer Institute mit ihren Leidensgeschichten zu Wort: Aufgedeckt wurde systematischer Missbrauch im Internat des Klosters Ettal und an der reformpädagogischen Musterschule, der Odenwaldschule - beides Eliteeinrichtungen des deutschen Bildungswesens. Ein Wegsehen war nicht mehr möglich. Wie konnte dieser systematische Missbrauch geschehen? Wie die Vertuschung über Jahrzehnte stabil funktionieren, wie sich Schweigekartelle formieren und um Täter Schutzräume aufbauen? Wie soll mit Missbrauchsfällen umgegangen werden und welche Präventionsmaßnahmen können ergriffen werden? Inzwischen ist klar, dass Missbrauch vor allem in geschlossenen Systemen stattfindet. Dazu gehören die Familien, in denen die meisten Mißbrauchsfälle geschehen, aber auch Schulen, kirchliche Organisationen und Sportvereine. Darüberhinaus gibt es Mitwisser außerhalb dieser Systeme. Sie unterstützen die Verbrechen indem sie schweigen. Was sind ihre Motive? Angst? Scham? Mangel an Empathie?
(3sat)
Länge: ca. 60 min.