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10 Jahre "Big Brother" Teil 2: "Man muss natürlich bekloppt sein" (1)
(17.01.2010)



Der 27-jährige Kölner Kevin Dassler hat die gesamte achte "Big Brother"-Staffel als Kandidat miterlebt. Vom 7. Januar bis 7. Juli 2008 wurde der Einzelhandelskaufmann von der Außenwelt abgeschirmt. Er sah in dieser Zeit 24 Mitbewohner kommen und gehen und belegte im Finale den 3. Platz. Im Rahmen einer Diät-Challenge gelang es ihm während der "Big Brother"-Zeit, sein Gewicht in dreieinhalb Monaten von 140 auf 102,5 Kilo zu reduzieren. Heute wiegt er 90 Kilo. Im Mai 2009 veröffentlichte er das Diät-Buch "140/90 - Abnehmen mit Kevin Dassler". Im August 2009 verlor er nach zehn Jahren seinen Job in einem großen Kölner Elektromarkt. Wegen betrieblicher Probleme, die im Zusammenhang mit seinen anhaltenden "Big Brother"-Aktivitäten stehen, trennten sich die Wege in "beidseitigem Einvernehmen". Zur Zeit ist er auf Jobsuche.
Kevin, warum hast Du Dich für "Big Brother" beworben?
Kevin Dassler: Eigentlich war es schon seit der ersten Staffel mein Traum, selbst einmal zu diesem Stück Fernsehgeschichte zu gehören. Mich haben die Konflikte und Konfrontationen gereizt, denen man im Haus nicht aus dem Weg gehen kann, das Zusammenleben mit unterschiedlichsten Charakteren und die Extremsituation, ständig beobachtet zu werden. Man muss natürlich bekloppt sein, um da mitzumachen.
Wie hast Du im Jahr 2000 die erste "Big Brother"-Staffel erlebt?
KD: Ich habe das damals als sehr, sehr intensiv empfunden. Die Medien hatten die Sendung im Vorfeld total verrissen und somit kostenlos Werbung gemacht. Je mehr man lesen konnte, um so interessanter wurde es. Das konnte sich damals doch kein Mensch vorstellen: Normale Menschen im Fernsehen beobachten. Wie albern eigentlich. Dann zieht Zlatko aus und Tausende stehen vor diesem Container. Es gab in diesen 100 Tagen kein anderes Thema mehr.
Heute hat "Big Brother" einen geringeren Stellenwert.
KD: Die erste Staffel wird immer unerreicht bleiben. Aber "Big Brother" ist ein Stehaufmännchen. Ich vergleiche das mit McDonalds: Keiner geht hin, aber jeder weiß wie ein BigMac schmeckt. "Big Brother" hat mehr Fans als viele vermuten und noch immer ist jede Staffel ein Ereignis für sich. Aber viele Zuschauer sind natürlich satt geworden. "Big Brother" wurde oft schlecht kopiert:
Dennoch hat "Big Brother" heute ein schlechteres Image als viele Reality-Formate der nachfolgenden Generationen.
KD: Das ist schon ein bisschen unverständlich. Den negativen Touch hat das Format aber auch, weil es bei der Auswahl der Kandidaten an Feingefühl fehlt. Es wurden immer mehr Selbstdarsteller gecastet, die sich im Container nur profilieren wollten. Die Leute vor dem Fernseher sind nicht doof. Sie wollen Normalität. Keine Bewohner, die mit dem Ziel reingehen, Superstar zu werden. Dafür gibt es andere Formate.
Wie lief Dein erstes Casting ab?
KD: Ich war mit mehreren Bewerbern in einem großen Raum. Es gab eine Vorstellungsrunde, dazu ein paar harmlose Fragen. Dann wurden Kugeln gezogen und man musste sich entweder die Augenbrauen rasieren, strippen oder Maden essen. Ich hatte die Maden. Als ich den ersten Löffel in den Mund stecken wollte, sagten die Mitarbeiter 'Nee, lass mal', aber ich wollte mich nicht veralbern lassen und habe das deshalb trotzdem gegessen. Da haben die wohl gedacht: 'OK, der ist konsequent, der ist ein bisschen pervers, den kann man gebrauchen'. Es gab dann noch eine offene Runde, in der man sagen sollte, wen man gern mit ins Haus nehmen würde und wen nicht. Es wird also schon im Casting versucht, Konflikte zu schaffen. Dann wartet man etwas und erfährt, wer in der nächsten Runde ist und wer gehen kann. Die nächste Runde ist am gleichen Tag. Viel Schreibkram, danach ein Interview, in dem es richtig ans Eingemachte geht, da bohren die in deiner Seele. Deine tiefsten Geheimnisse, deine sexuellen Vorlieben, deine familiäre Situation, Freunde und Feinde. Und Fragen wie die nach der großen Liebe, die sich niemals erfüllt hat. Das hört auch nicht mehr auf. In den Wochen vor dem Start wurde ich fast täglich angerufen. Natürlich wollen sie ihre Kandidaten so durchsichtig wie möglich haben, sich zu 100% auf sie einstellen. Es kommt dann noch eine ärztliche Untersuchung und ein Besuch beim Psychologen.
Wie geht es dann weiter?
KD: Vier Wochen vor Staffelbeginn erhielt ich die Zusage. Die Teilnehmer bekommen natürlich einen Maulkorb und dürfen nicht mit der Presse reden. Drei Tage vor dem Start kommen alle Kandidaten nacheinander in ein Hotel und werden von der Außenwelt abgeschirmt. Vor den Zimmern stehen Securities, ich hatte null Kontakt zu anderen Kandidaten. Ich durfte nur Bücher, DVDs und einen mp3-Player ohne Radio mit ins Hotel nehmen, die Angestellten durften nicht mit uns reden. Erst im Hotel wird dann entschieden, wer schon am ersten Tag dabei sein wird und wer nicht. Es werden Pressefotos gemacht, das Regelbuch wird gelesen und unterschrieben. Einen Tag vor der Einzugsshow habe ich erfahren, dass ich von Anfang an dabei sein werde.
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