Originalpremiere: 2015
Deutsche TV-Premiere: 27.02.2019 (arte)
Clara kennt die Wohnanlage "Aquarius" direkt an der Küste der brasilianischen Metropole Recife nur zu gut. Eine der Wohnungen ist schon lange in Familienbesitz, früher wurden darin oft große Feste gefeiert. Heute wohnt die alt gewordene "Donna Clara" selbst darin. Sie hat Karriere als Musikkritikerin gemacht und lebt dort nun als Witwe in Ausgeglichenheit und Entspannung. Doch der Kapitalismus fordert seinen Tribut, und so werden die alten Wohnkomplexe durch große Hochhäuser ersetzt - auch "Aquarius" soll den Betonbunkern weichen. Nach und nach verlassen die Bewohner das Haus, nur Clara stellt sich widerspenstig gegen die Erneuerung - und gegen den Verfall der Erinnerung. "Aquarius" ist ein Film über Erinnerung. Aber es gibt keine Szenen von ausgiebigem Schwelgen in Reminiszenzen, vielmehr wird Verfall und Erneuerung auf subtile Weise erzählt: Musik versetzt in eine Stimmung des guten Gefühls - auch in das Gefühl von "damals". Genauso werden oft Jugend und Alter einander gegenübergestellt und der Verfall und die Zerbrechlichkeit - des schönen Moments - sind förmlich zu spüren. Auch wenn nur die Fassade neu gestrichen wird oder die alten Möbel neuen weichen, selbst in einer Lach-Yoga-Szene, wenn die Stille danach im Raum steht, ist die Flüchtigkeit der Zeit wahrnehmbar. Der Film suhlt sich nicht in Nostalgie anhand von Klischees, vielmehr wird diese direkt spürbar.
(arte)
"Aquarius" ist nach "Von großen und kleinen Haien" der zweite Spielfilm des Regisseurs und Drehbuchautors Kleber Mendonça Filho und spielt ebenfalls in seiner brasilianischen Heimatstadt Recife. Der Film feierte seine Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2016. Besondere Aufmerksamkeit zog er dort auch auf sich, als das Filmteam vor Ort gegen die Absetzung der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff protestierte. Der Film wurde darauf in Brasilien zunächst nicht unter 18 Jahren freigegeben.
(arte)