Nach dem Ende der Taliban-Herrschaft kehrten drei Brüder und eine Schwester der Mohseni-Familie aus ihrem Exil in Melbourne zurück, um zu Veränderungen in ihrem Land beizutragen. Sie erzählen, wie das Leben damals in Kabul aussah: kein Fernsehen, kein Strom, das einzige "öffentliche Entertainment" seien Hinrichtungen gewesen. Dass diese grausamen Veranstaltungen viele Zuschauer anzogen, führen die Geschwister auch auf einen Mangel an Alternativen zurück. Obwohl die Mohsenis keine professionellen Radiomacher waren, arbeiteten sie sich schnell in technische Belange ein und stellten die Radio-Station TOLO auf die Beine. TOLO kam sehr gut an, deshalb folgte ein TV-Sender. Dessen Programm wurde nach und nach ausgeweitet: Show, Drama, Doku, Nachrichten, Musik, Call-In-Shows. Saad Mohseni holte einige professionelle Produzenten aus dem Ausland, die in kurzer Zeit afghanische Mitarbeiter und auch Mitarbeiterinnen ausbildeten. TOLO TV wurde ein Erfolg, denn die Zuschauer mussten kreativ oder sozial aktiv werden, um den Sender zu empfangen: Autobatterien dienten anfangs vielen als Stromquelle, Nachbarn und Freunde kamen zusammen. Im Gebäude von TOLO TV wurde eine eigene Security-Mannschaft installiert. So soll sich jeder, der bei TOLO arbeitet, sicher fühlen können. Am Eingang wird streng kontrolliert, denn es gibt immer noch Bombenanschläge oder Schießereien vor dem Gebäude. Viele Kollegen der Sender-Gemeinschaft kommen in Orners Film zu Wort und berichten von ihrer neuen Arbeit bei TOLO. Eine afghanische Nachrichten-Reporterin berichtet, dass sie nicht zur Schule gehen durfte, wie ihr Mann getötet wurde und dass sie nach den Taliban ihren Schulabschluss und ein Studium nachgeholt hat. Sie möchte ihrem Land helfen, deshalb nimmt sie einen Job auf sich, in dem sie immer wieder die gleichen schrecklichen Nachrichten aus Kabul übermitteln muss: Sie berichtet von den Anschlägen in der Stadt, ist oft die erste Reporterin vor Ort und damit auch Ansprechpartnerin für Freunde und Angehörige der Opfer. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten der Dokumentation hatte TOLO eine Frauenquote von 20%. Diese Quote soll aber noch weiter steigen. Denn nicht nur die Taliban missachteten die Rechte der Frauen. Über all dem steht für alle Beteiligte noch eine andere Angst: Was passiert, wenn die westlichen Truppen abgezogen werden? Die meisten Mitarbeiter sorgen sich, dass es wieder so werden könnte, wie zu Zeiten der Taliban. Zwei TOLO-Mitarbeiter, die mit Visum in den USA drehen durften, sind von ihrer Reise nicht mehr zurückgekehrt. Sie fürchteten sich vor der Zukunft in Kabul.
(GEO Television)
Länge: ca. 100 min.
Deutsche TV-Premiere: 08.09.2014 (GEO Television)
Cast & Crew
- Regie: Eva Orner
- Produktion: Corniche Pictures, Nerdy Girl Films, XYZ Films