Berlin, Ende der 1950er Jahre. An der belebten Schönhauser Allee treffen sich junge Leute - Dieter, "Kohle", Karl-Heinz, das Mädchen Angela. Das Elternhaus ist zu eng geworden, Mutproben sind an der Tagesordnung, Westberlin lockt... Die 1950er Jahre in Berlin, die Zeit von Petticoat und Rock 'n' Roll. Noch sind die Sektorengrenzen offen, doch der Kalte Krieg wirft bereits seine Schatten auf die Millionenstadt. Tag für Tag treffen sich 16-, 17-jährige Jugendliche unter den U-Bahn-Bögen an der Ecke Schönhauser. Von den Erwachsenen als "Halbstarke" beschimpft, haben sie dennoch gute Gründe, das Elternhaus zu meiden: Da ist "Kohle" (Ernst-Georg Schwill), den sein Stiefvater (Maximilian Larsen), ein Alkoholiker, ständig verprügelt; da ist Angela (Ilse Pagé), die zu Hause verduften muss, wenn der Freund der Mutter (Helga Göring) kommt; da ist der Bauarbeiter Dieter (Ekkehard Schall), der auf der Straße die Freiheit sucht und schließlich noch Karl-Heinz (Harry Engel), der schon auf die kriminelle Bahn geraten ist. Er ist es auch, der Dieter und "Kohle" in dunkle Geschäfte ziehen will. Als es zur Auseinandersetzung zwischen ihnen kommt, schlägt "Kohle" Karl-Heinz nieder und glaubt nun, zum Mörder geworden zu sein. Er flieht deshalb mit Dieter nach Westberlin. Doch die dramatischen Erlebnisse in einem Flüchtlingslager veranlassen sie zur Rückkehr. Dabei kommt "Kohle" auf tragische Weise ums Leben. Dieter kehrt zu seiner Freundin Angela und an die "Ecke Schönhauser" zurück. "Berlin - Ecke Schönhauser" war die Antwort der DEFA auf Jugend- und Straßenfilme aus den USA ("... denn sie wissen nicht was sie tun") und der BRD ("Die Halbstarken"): Lakonisch im Gestus, genau in der Beschreibung des Lebensgefühls einer Generation zwischen den Fronten, kritisch gegenüber gesellschaftlichen Fehlentwicklungen in der DDR. Die staatliche Filmkritik reagierte prompt: Sie bemängelte eine "zu große Konzession an den italienischen Neorealismus". Dieser brächte die Menschen in Opposition zum Staat, sei also unbrauchbar im Sozialismus, der nur "lösbare Widersprüche vorübergehender Art" kenne. Gerade die "Konzession" an den Neorealismus macht diesen Film und die anderen sogenannten Berlin-Filme von Gerhard Klein und Wolfgang Kohlhaase auch heute noch zu einem filmischen Ereignis und zeigt auf, welchen Weg die DEFA hätte gehen können.
(MDR)
Länge: ca. 81 min.
Original-Kinostart: 30.08.1957 (DDR)
Cast & Crew
- Regie: Gerhard Klein
- Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase
- Produktion: Erich Albrecht, Horst Dau, Heinz Walter
- Produktionsfirma: DEFA
- Musik: Günter Klück
- Kamera: Wolf Göthe, Oskar Pietsch
- Schnitt: Evelyn Carow
- Maske: Bernhard Kalisch
- Regieassistenz: Otto Roland
- Ton: Erich Schmidt
- Spezialeffekte: Ernst Kunstmann